» 58. Kapitel

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Immer wieder sah ich mich hektisch nach allen Seiten um und blickte prüfend den Tunnel hinauf und hinunter.
Das Licht war gedimmt und man konnte nicht weit sehen, doch die Angst, so kurz vor dem Ziel erwischt zu werden, ließ mich noch aufmerksamer sein als sowieso schon.

Suga meinte, dass dieser Tunnel sauberen U-Bahnen in weiß glich, was auch immer er damit meinte.

„Wenn das wirklich funktioniert... Dann... Höre ich mit dem vielen Sex auf", J-Hope lachte und zupfte sich seinen rosanen Pullover zurecht.

„Wirst du sowieso nicht", antwortete Suga, der gerade dabei war, Taehyung, der gegen die Tunnelwand lehnte, in ein blaues Shirt zu stecken.
Generell war Suga Taehyung gegenüber sehr hilfsbereit. Für mich, wie ich insgeheim vermutete.

„Es wird funktionieren ", versuchte ich so gut es mir gelang zu beruhigen.
Es musste einfach funktionieren.

Taehyung murmelte zustimmend auf. Oder war es eher protestierend, dass Suga ihn gerade umzog und nicht ich?

„Also, lasst uns noch einmal kurz Alles durchgehen", ich wandte mich den Jungs zu, wie ich es schon häufig an diesem Morgen getan hatte, doch man konnte schließlich nicht penibel und vorsichtig genug sein.
„Am Ende dieses Tunnels ist der Einstieg für die Besucher in eines dieser Züge, die uns direkt in die Außenwelt fahren.
Wir mischen uns zu Kookie und seiner Truppe und kommen hier so raus, dann finden wir ein Krankenhaus für Taehyung und sehen weiter."

„So weit so gut", J-Hope nickte bestimmt. „Vielleicht finde ich in der Außenwelt noch mehr Informationen, wie ich meine Partnerin zurück kriege."

Suga seufzte.
„Ich kann mir zwar kaum vorstellen, dass das so einfach geht, aber immerhin besser als gar nichts."

„Den Versuch ist es wert", ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr.

Mit jeder Minute, die dahin strich, stieg meine Nervosität gegenüber der anstehenden Flucht.
Sie durchflosse meine Adern und schien gegen meine Haut zu pulsieren. Mein Herz raste vor Aufregung und wollte glatt aus meiner Brust springen.

Ich warf einen kurzen Blick an mir herunter, um sicher zu gehen, dass mein Herz dort blieb, wo es anatomisch hingehörte.
Es war ungewohnt, mit etwas Anderem den Oberkörper bekleidet zu haben, als Weiß, aber es diente zu unserer Tarnung unter dem bunten Haufen an Besuchern von Außerhalb unserer Gemeinschaft.

Jungkook hatte darauf bestanden, dass ich diesen roten Pullover trug, den er bei unserem ersten Treffen angehabt hatte, warum auch immer.
Dazu hatte ich meine Beine in Jeans gehüllt, wie er sie genannt hatte, blaue Hosen aus fremdem Stoff, die erstaunlich gemütlich war.

„So, Taehyung, du bist fertig", verkündete Suga laut. „Ich stütze dich den Gang entlang, doch in der Gruppe bis wir uns auf dem Weg in die Freiheit befinden, musst du alleine stehen. Schaffst du das?"

„Du machst dir doch wohl keine Sorgen um mich, oder?", entgegnete ihm Taehyung so frech wie seine schwache Stimme es zuließ.
Er hatte schon eine Menge Blut verloren, doch er war stark und hielt sich wacker. Es gab Hoffnung.

„Ich hatte nur nicht vor, alle Zeugen deines Blutbrechens ohnmächtig zu schlagen und den Zug alleine zu fahren, das ist Alles. Bilde dir nicht zu viel ein, Kurzer", entgegnete Suga ihm.

„Kurzer?! Nur weil ich mich anlehne?"

„Jungs! Beruhigt euch!", ging ich seufzend dazwischen.
Immerhin gaben sich die Beiden etwas Mühe miteinander.

„Jaja", Suga rollte mit den Augen und stemmte die Hände in die Hüften.
„Und sicher, dass wir Jin vertrauen konnten?"

„Ganz sicher", bestätigte ich. Glaubte ich. Fand ich.

„Selbst wenn nicht, jetzt läuft er ja eh frei herum, von daher", warf J-Hope ein.

„Wisst ihr, wer auch so langsam loslaufen sollte?", griff Suga auf und warf einen Blick auf seine Uhr, um kurz darauf zu Taehyung zu treten und ihn zu stützen.
„Wir. Es ist Zeit."

Level 100 «Where stories live. Discover now