» 6. Kapitel

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„Schöner Name", er nickte mir zu, immer noch dieses angenehme Lächeln auf seinen Lippen.

„Und du?", fragte ich neugierig nach.

„Nenn mich Suga", antwortete er und griff nach meiner Hand.
Es war die Hand, mit der er eben das Wasser berührt hatte, weswegen sie noch leicht nass und vor allem etwas kälter war.

„Sieh, du musst die Rose so anfassen, dass du nicht an die Dornen kommst", wies Suga mich an und führte meine Hand langsam an die Rose.
Meine Fingerspitzen gingen genau an den Dornen vorbei und umfassten die Rose. Genau im gleichen Moment ließ Suga die Rose los.

„Riech mal dran", wies er mich weiter an.

Ich kam seinem Vorschlag nach und hob die Rose an meine Nase.
Ein angenehmer Duft fiel mir auf. Danach hatte es schon im Tunnel mit den vielen anderen Rosen gerochen.

„Riecht gut, so eine Rose, nicht wahr?"

Zustimmend nickte ich und ließ die Rose wieder sinken, unschlüssig, wohin ich sie legen sollte oder ob ich die zurück geben sollte.
Selbst jetzt hatte ich noch den angenehmen Duft von Rosen in der Nase.

„Du kannst die Rose gerne behalten", er hatte anscheinend bemerkt, wie unsicher ich gerade noch war.
„Stell sie in deinem Zimmer in ein Glas mit Wasser, damit sie nicht vertrocknet."

„Darf ich?", überrascht sah ich auf die Rose hinunter.
Normalerweise erhielt ich nie etwas, was ich behalten durfte.

„Denk doch nicht die ganze Zeit so orientiert an den Regeln", er seufzte. „Schlimm."

„T-tut mir Leid", entschuldigte ich mich sofort.

„Schon gut, du kannst ja nichts dafür...", Suga wandte seinen Blick ab und ließ ihn durch die Gegend streifen.

„Danke für die Rose...", murmelte ich unschlüssig, was ich darauf antworten sollte, denn ich wusste nicht wirklich, was genau er damit meinte.

„Weißt du, es gibt noch viel mehr Blumen", merkte er an.

„Wie Lilien? Im Nebenpark?", vermutete ich.

„Ja, genau", bestätigte er. „Aber es gibt sogar noch viel mehr als nur 2.
Und viel mehr andere Dinge, die euch nicht beigebracht oder gezeigt werden."

„So viele wie die 100 Level?"

„Sogar mehr andere Dinge als die 100 Level, glaub mir."

„Andere Dinge?", hakte ich neugierig weiter nach.

Aus irgendeinem Grund vertraute ich Suga. Sein Äußeres, seine Stimme und seine Worte zogen mich an.
Doch es war eine andere Anziehung als bei Jungs, denen ich nur im Flur begegnete, wie Jimin. Sogar Taehyung gegenüber fühlte ich einen deutlichen Unterschied.

Taehyung...
Er würde wütend werden, wenn er herausfand, was ich hier tat.
Schlimm genug, dass ich über haupt mit Suga alleine war, ich redete auch noch mit ihm.
Wie sollte ich ihm das nur erklären?

„Ja, jede Menge", Sugas Blick traf wieder meinen.
„Nicht nur materielle Dinge wie Blumen, sondern auch Gefühle."

„Du meinst es gibt mehr als glücklich sein, wütend sein, traurig sein...?"

„Ja, einige... Zum Beispiel kennst du müde sein, ohne es bewusst zu kennen", Suga dehnte die Wörter einzeln, offensichtlich unsicher, wie er es mir erklären soll.
„Welches Level bist du? 20, oder? Da du das erste Mal hier bist.."

„Ja, 20, seit gestern", bestätigte ich.

„Gut", er nickte.

Plötzlich war sein Gesicht ganz nah an meinem, sein Mund nur einige Zentimeter von meinem entfernt.

„Ein anderes, starkes Beispiel wäre Liebe und Zuneigung", hauchte er. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren.
„Auch das kennst du, aber nur unbewusst. Gerade noch."

„Wovon redest du? Und wieso gerade noch?", fragte ich weiter neugierig nach.
Das, was er sagte, war irgendwie faszinierend. Ich wollte mehr wissen. Warum wusste ich das alles noch nicht?
Ich kam mir so ahnungslos vor.

„Eins nach dem Anderen", er lachte leicht.
„Lass mich dir etwas zeigen."

Kaum hatte er seinen Satz beendet, schloss Suga langsam seine Augen und ich spürte, wie er sanft seine Lippen auf meine legte.

Level 100 «Where stories live. Discover now