» 65. Kapitel

1.9K 237 94
                                    

„Wenn ihr ihr nur ein Haar krümmt...", Sugas Worte waren das komplette Gegenteil von seinem äußeren Erscheinungsbild. Seine Worte waren selbstbewusst und stark, sein Äußeres verzweifelt.
Die Angst und die damit verbundene Panik zeichnete sich deutlich in seinem Gesicht ab. Er war ganz blass geworden.

„Was willst du dann machen? Uns bekämpfen? Mann gegen Waffe?"

Ich spürte, wie er den Ablauf der Pistole gegen meine Schläfe bohrte. Alles in mir schrie. Besser konnte man es nicht erklären.
Ich schrie, tief in mir, verzweifelt.

Abrupt wurde das Schreien in mir stärker. Aus einem Augenwinkel erkannte ich J-Hope und Jimin, die ähnlich wie ich von jeweils zwei Arbeitern festgehalten wurden. Sogar Jungkook wurde festgenommen.

Nur Taehyung lag als Einziger auf dem Boden. Ohnmächtig, wie ich feststellte, da ich zwar immer noch leichte Gedankenwellen empfing, diese jedoch nicht mit Inhalt gefüllt waren.

„Unglaublich, wie schnell man jemanden zum Schweigen bringen kann!", der Arbeiter lachte wieder auf. Wieder dieses Lachen.
Tränen bildeten sich in meinen Augen.

Was würde ich nicht Alles dafür geben, dieses Lachen nicht mehr hören zu müssen. Was würde ich nicht Alles dafür machen, dass das hier vorbei war. Was würde ich nicht Alles dafür tun, dass alles ganz einfach ging.

„Nichts mehr zu sagen? Keine Konter? Nichts?", der Arbeiter seufzte schauspielerisch laut.
„Was für ein Jammer, ich bin gänzlich enttäuscht. Große Klappe, nichts dahinter. Und so einer wie du hat uns Probleme gemacht? Dass ich nicht lache."

Suga ballte verärgert seine Faust zusammen. Anscheinend kehrte der Suga zurück, den ich kannte.
Doch dieser hatte keine Chance.

„Du da, Arbeiter, tritt vor und konzentrier dich speziell auf ihn. Ich will keinen Ärger, wenn ich sie aus dem Weg räume."

Zögerlich trat der gemeinte Arbeiter nach vorne und hob seine Waffe gegen Sugas Kopf.
Es war sinnlos, schließlich waren wir bereits von dutzenden Gewehren umzingelt, doch der Arbeiter genoss seine kleine Show und all seine Macht anscheinend in vollen Zügen. Konnte man so etwas auch Freiheit nennen? In gewisser Maßen wahrscheinlich schon. Dunkle Freiheit.

„Wie ist dein Name?", fragte er ihn. Mit jedem Moment Zeit, die er vergeudete, wurde mir immer schlimmer zumute. Es quälte.

„FN-2187", antwortete dieser. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Jin.

„Was?", stieß ich aus.

„Hast du etwas zu sagen?", wandte sich der Oberarbeiter an mich, doch ich ignorierte mich.

„Jin? Sag mir, dass das nicht wahr ist. Du wusstest Bescheid? Du wusstest, dass das hier eine klare Falle war, dass sie ihre Macht noch ein letztes Mal vor Besuchern demonstrieren wollten und dass wir in Gefahr waren?", wie eine gelöste Blockade sprudelte einfach alles aus mir heraus.

„Jin?", der Oberarbeiter schien verwirrt, FN-2187 jedoch nicht. Dieser senkte seinen Kopf, leider jedoch nicht seine Waffe.

„War das Alles geplant? Von Anfang an?", meine Stimme wurde immer lauter und mit jedem Atemzug, den ich für ein Wort nehmen musste, spürte ich, wie ich kräftiger wurde.
„Du wusstest das Alles und hast mich belogen? Uns einfach ins Verderben laufen lassen?!"

„Ruhe", zischte er Oberarbeiter mir zu, doch ich dachte gar nicht daran, Ruhe zu geben.
Jetzt war sowieso Alles egal. Ich begann zu zappeln. Wenn ich die Chance hätte, mich loszureissen und Jin zu schlagen, ich würde es tun. Und wenn es das Letzte war, was ich tun würde.

Er hätte verhindern können, dass wir hier waren! Er hätte uns warnen können, dass das Risiko eintreffen würde!

„I-ich wusste bis gerade von nichts, w-wirklich!", antwortete Jin.

„Lügner!", schrie ich ihm entgegen.
„Du bist ein Lügner, Jin! Oder besser FN-2187, denn Jin bist schon lange nicht mehr! Bist du zufrieden, das zu sein?"

„Ruhe!", rief der Oberarbeiter dazwischen. Nur einen Augenblick später spürte ich einen dumpfen Schmerz an meinem Schädel. Er hatte mir das Gewehr einmal übergezogen.

Sämtliche Kraft war aus meinem Kopf gewichen. Zur Seite geknickt war ich nicht mehr in der Lage, meinen Kopf aufzurichten. Alles, was ich spürte, war das schmerzende Pulsieren in meinem Kopf, auf meinem Kopf und in mein Herzen.

Haare fielen mir ins Gesicht. Ich erkannte nur noch ein wenig. Meine Sicht war von Tränen erschwert, die mit der gelösten Blockade einher gingen und einfach flossen.

Aus einem Augenwinkel erkannte ich Suga, der immer noch die Fäuste ballte. Seine Faust zitterte. Würde er jetzt einschreiten und irgendetwas machen? Vermutlich würde es das sowieso nicht bringen.

Immerhin würde ich sterben, während ich die Person ansah, die ich liebte. Meine erste und letzte Liebe. Suga...

Level 100 «Donde viven las historias. Descúbrelo ahora