» 51. Kapitel

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Eine einzelne Träne entwich Sugas Augen, bahnte sich langsam den Weg über die helle Haut seiner Wange, fuhr seine Gesichtskontur entlang und tropfte schließlich hinunter.
Seine Augen waren voll mit Tränen wie diesen, die seine Sicht zwar verschwammen, die er trotzdem mühevoll zurück hielt.

„Ah, ich hatte mir selbst versprochen, nie mehr zu weinen", murmelte er auf während eine weitere Träne entwich.
„So viel dazu. Moment, ich habe es gleich wieder..."

„Es ist okay", stammelte ich das Erstbeste, was mir in diesem Zeitpunkt einfiel. Ich konnte den Anblick nicht ertragen, es brach mir das Herz.

Fürsorglich trat ich einen Schritt zu Suga und schlang meine Arme um ihn.
Wie Tae es häufig machte, vergrub er sein weinendes Gesicht auf meiner Schulter.

„Tut mir Leid", flüsterte er und schluchzte auf.

„Sssht. Es ist okay", murmelte ich zurück und strich vorsichtig seinen Rücken entlang.

„Ah, bitte nicht an der Stelle", er zuckte unwillkürlich zusammen, sodass ich sofort mit meiner Hand wegzuckte.

„W-was..." Die Hilflosigkeit, nicht zu wissen, was man sagen oder tun sollte, fraß mich innerlich auf wie die Dunkelheit es in meiner letzten Prüfung getan hatte.

Suga löste sich aus meiner Umarmung, lächelte mir zu und wischte sich mit dem Randrücken die Tränen aus dem Gesicht.
Nur eine Umdrehung später hatte er sich auf der Stelle umgedreht und mir seinen Rücken entblößt.

„Das hast du beim Sex nicht gesehen, weil ich mich dir extra nie von hinten gezeigt habe", erklärte er.
„Ich... Ich habe nichts dagegen, wenn du mich am Rücken berührst, aber gerade ging es nicht... Es... Er ist voll mit Narben. Erinnerungen."

„D-das sehe ich."
Mein Blick glitt seinen Rücken entlang und sah dabei bei jedem Millimeter entweder auf verwundete Haut, blaue Flecken oder eine riesige Narbe.

„Diese hier", er räkelte seine Hand, sodass er auf eine besonders große Narbe entlang seines rechten Schulterblattes verweisen konnte.
„Die habe ich bekommen, als wir das erste Mal außerhalb der Zeiten den Aufzug beansprucht haben. Ich habe ihre Strafe mit übernommen, aber das ging schon.
Weißt du, jeder Kerl hier nimmt Schmerz für seine Partnerin in Kauf, manches Vormittags. Unser Rücken ist unsere Erinnerung."

Sprachlos lauschte ich seinen Worten und sah dabei seinen Rücken an.
Erst jetzt wurde mir annähernd bewusst, was für ein großes Zeugnis von Vertrauen und Zuneigung es war, dass er mir seinen Rücken zeigte.

Außerdem wurde mir bewusst, was Männer nicht alles für die Frauen, die körperlich deutlich im Nachteil waren, hinnahmen.

„Ich bin erleichtert, dass ich dir das Alles endlich gesagt habe", Suga ließ sein Shirt fallen und verdeckte seinen Rücken wieder.

„Danke", stieß ich nur aus und presste meine Lippen aufeinander.
„Das tut mir Alles so Leid. Und ich weiß nicht einmal, was ich sagen soll.."

„Oh, mach doch nicht so ein Gesicht, lächel wieder!", Suga lachte leicht auf. „Du musst nichts sagen. Es ist okay, wie du eben schon gesagt hast.
Also bitte, lächel für mich und frag' mich noch mehr."

Stumm sah ich ihn an. Sein Lächeln war wieder warm, wie ich es gewohnt war.
Unwillkürlich musste ich an unsere erste Begegnung denken.

„Wie ist dein richtiger Name?"

„Yoongi. Aber damit verbinde ich meine Partnerin, also lassen wir es bei Suga, ja?", er lachte wieder leicht auf.
Verdächtig, es ging ihm lange nicht so gut, wie er zugab, doch ich schwieg.

„Gut, Suga...", ich ließ mir gedanklich seinen wirklichen Namen auf der Zunge zergehen.
Yoongi...
„Warum eigentlich ich?"

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