» 59. Kapitel

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Unsere Schritte hallten, obwohl wir uns schon sehr viel Mühe gaben, möglichst leise zu gehen, durch den Tunnel und schallten zu uns zurück.

Nervös holte ich noch einmal tief Luft und fixierte die Hinterköpfe der Jungs.
Sie liefen vor mir und ich trottete langsam hinterher, warum auch immer.

Irgendwie konnte ich Alles immer noch nicht ganz realisieren.
Mein irrwitziger Plan, diese eine, winzige Idee, würde sich schon in Kürze in die Wirklichkeit umsetzen.
Schon bald hatte jede Flucht hoffentlich ein endgültiges Ende.

Plötzlich quietschten ein paar Schuhe auf dem Tunnelboden auf und ich erstarrte sofort.

Das Quietschen hatte keiner der Jungs vor mir ausgelöst, sondern war von hinter mir gekommen.

„Hm?", Suga hatte mitbekommen, dass ich stehen geblieben war, verharrte gemeinsam mit Taehyung, den er stützte, auf der Stelle und warf einen Blick über die Schulter zu mir.
Sein Blick glitt an mir vorbei und sah hinter mich, wo er verharrte, bis seine Augen weit aufgezuckt waren.

J-Hope hingegen ging einfach ganz entspannt weiter, blieb stehen, sah sich zu uns um und wartete geduldig und tiefenentspannt.

„Ah", seufzte eine Stimme hinter mir auf. Derjenige hatte anscheinend bemerkt, dass er nicht unbemerkt geblieben war.
Für einen Moment rechnete ich schon mit einem Kampf, doch nichts dergleichen geschah.

Neugierig drehte ich mich um und verharrte mitten in meiner Bewegung.

Hinter mir, kaum ein paar Schritte entfernt, stand Jimin, den Blick auf frischer Tat ertappt auf den Boden gesenkt, sodass seine orangenen Haare ihm ins Gesicht fielen.
Er trug einen gelben Pullover.

„Was machst du denn hier, Jimin?", fragte ich ihn erstaunt, doch er sah auf und an mir vorbei zu den Jungs.
Natürlich, er war es schließlich nicht gewohnt, mit einem anderen Mädchen als seiner Partnerin zu reden - etwas, was jedem auf Level 100 ziemlich egal zu sein schien.

„Ich erkenne dich wieder", sprach Suga stattdessen mit ihm und wiederholte meine Frage.
„Was machst du hier?"

„Ich... Es...", Jimin brauchte anscheinend einen Moment, um sich zu sammeln und anschließend vernünftig zu erklären.
„Ich glaube, ich habe die Prüfung verhauen. Sie war viel zu früh..."

„Und?"

„Und ich habe sie gestern Nacht aus dem Fenster heraus kommen und gehen sehen und... Naja, bin ihr gefolgt und will mit."

„Wie bitte?", ich zuckte merklich zusammen.
Dabei hatte ich mir so viel Mühe gegeben, möglichst nicht entdeckt zu werden!

„Was wird aus deiner Partnerin?", fragte Suga weiter. Seine Stimme war eiskalt und zeigte keinerlei Emotionen, als würde er Jimin aus distanzierter Sicht betrachten.

„Sie weiß davon, wollte aber nicht mit."

„Und du lässt sie einfach so zurück?"

Jimin nickte.

„Und du bist dir bewusst, was das für sie bedeutet?"

Jimin schüttelte seinen Kopf.

„Und du willst trotzdem mit?"

Jimin nickte wieder.

„Unbedingt?"

Jimin nickte abermals.

Seufzend wandte Suga seinen Blick gedankenverloren ab.
„Na gut, wenn das deine Entscheidung ist. Aber es liegt in deiner Verantwortung."

„Wollen wir ihm nicht erklären-", wollte ich anfangen, doch J-Hope unterbrach mich aus der Ferne.

„Leute? Ich will ja nicht stören, aber wenn wir nicht einen Schritt zulegen, können wir auch direkt wieder umkehren!"

„Ihr habt ihn gehört. Weiter geht es", wies Suga an.
„Und du, Jimin, mach was du willst. Aber wenn du mitkommst, musst du auch mit ihr reden. Und generell hast du eigentlich keine Ahnung."

„Mit ihr reden?", Jimins Blick linste zu mir und sah sofort wieder weg, als er bemerkte, dass ich ihn ansah.

Ein mulmiges Gefühl bildete sich in meinem Bauch, während ich ihn so ansah.
Ich war einst auch so ahnungslos und unwissend gewesen...

Und jetzt? Alles anders.

Level 100 «Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu