Kapitel 11

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Die schrille Klingel über der Tür von Pansys Laden läutete als wir ihn betraten. Eine kleine, putzige alte Dame, Pansy, kam uns entgegen. Sie trug ein schwarz-gelbes Kleid mit einem orientalischen Muster darauf. Des weiteren trug sie einen roten Schal, eine dichte, schwarze Strumpfhose und schwarze, hohe Schuhe. Ein violettes Maßband kam unter ihrem Schal hervor. Mit einem netten Lächeln wendete sie sich an uns. "Hannah, schön das du da bist, Liebes." Kurz darauf ging sie hinter die Theke, wo die Kasse drauf stand, kramte etwas heraus. "Möchtest du einen Keks?" Eine weiße Keksdose kam zum Vorschein. Hannah lächelte, ich tat es ihr gleich. Ich musste zugeben, Pansy war echt knuffig. Meine Schwester ging zu ihr, nahm sich einen Keks. Es war ein typisch amerikanischer Cookie mit Schokostückchen. Hannah liebte diese Kekse und hatte mir schon früher immer von ihnen erzählt. Sie waren im ganzen Dorf bekannt, doch Pansy gab sie nur an Kinder, weswegen viele Erwachsene ihre Kinder zum Laden schickten, um einen zu erhaschen. Blöderweise hielt dieser bei keinem Kind bis Zuhause. Niemand, wirklich niemand konnte ihnen widerstehen. Es war, als hätte eine Fee Glitzerstaub oder ähnliches drauf gestreut, damit die Kekse auch ja in Kinderhänden blieben. Pansy sah verdutzt zu Hannah. "Mag die keine Kekse?", flüsterte sie meiner Schwester zu. Ich musste lächeln, ging zu der Keksdose. Pansy lächelte fordernd, als ich direkt davor stand. Ich nahm mir einen, bemerkte wie gut sie schmeckten. "Wow, die schmecken toll," sagte ich erfreut. "Natürlich tun sie das." Mit diesen Worten legte Pansy die Keksdose weg, fragte: "Was kann ich für euch tun?" Hannah aß ihren Keks auf. "Meine Schwester Emma braucht ein Kleid für ein-" Sie stoppte, verstellte ihre Stimme. "Daaaate." Dabei hob und senkte sie ihre Augenbrauen. Und ich dachte, ich sei merkwürdig. Pansys Augen leuchteten auf, sie flitzte hinter der Theke hervor. "Warum habt ihr das nicht gleich gesagt?"

Die alte Dame nahm mein Handgelenk, zerrte mich auf ein kleines, weißes Podest in der Mitte des Ladens. Beinahe hätte ich meinen angebissenen Cookie verloren, steckte ihn schnell in meinen Mund und aß ihn auf. Ich sah mich um. Der restliche Laden war mit einem dunkelblauen, altmodischen Teppich ausgestattet. Überall hingen die schönsten Kleider, alle in Regalen an der Wand, welche bis zur Decke reichten. Es gab alle möglichen Farben, von rot bis hin zum tiefsten Schwarz. Unglaublich, dass sie alle alleine, ganz ohne Hilfe gemacht hatte. Mit einer runden Leiter fuhr Pansy durch den Raum, suchte die verschiedensten Kleider. Dabei fuhr sie mich beinahe um. Hannah lachte über die bedrohliche Schusseligkeit der alten Dame, während ich aufpasste, dass sie mich mit dieser Leiter nicht zu Brei zerfuhr. Zuerst kramte sie ein rotes, knappes Kleid mit Spitze hervor. "Probier das mal, Schätzchen." Ich ging in die Umkleidekabine mit dem rosafarbenen Vorhang. Ich hatte Mühen, es anzuziehen, doch als ich das Kleid anhatte, stellte ich mich zurück auf das Podest. Pansy sah mich kritisch an. Es war mir sichtlich zu eng. "Da hat wohl jemand zu viele Kekse gefuttert," sagte sie lächelnd. Sie bedeutete mir, es wieder auszuziehen, gab mir ein neues. Es war weiß, ziemlich weit geschnitten. Es ging gerade an mir herunter. "Ich denke das ist nicht so meins." Ich tat ein gespieltes Lächeln auf. Um ehrlich zu sein, es sah an mir aus wie ein Sack. Sie schüttelte den Kopf, meinte, es würde nicht zu mir passen. Erneut stieg sie auf die hohe Treppe und fuhr zur linken Wand. Sie suchte und suchte, brauchte länger als vorher. Dann fand sie etwas. "Das ist perfekt!", rief sie voll Freude. Sie stieg von der Leiter, überreichte mir das anscheinend "perfekte" Kleid. Als ich es anhatte, wieder auf dem Podest stand und mich im Spiegel betrachtete, musste ich Lächeln. Es war ein fliederfarbenes, kurzes Kleid, welches mir bis etwas über die Knie reichte, hatte oben spitze und war um die Taille etwas enger geschnitten. Dennoch hing der Rock lockerer. Ich fühlte mich wohl. Es war wirklich wunderschön. "Das gefällt mir," sagte ich zu Pansy und Hannah. Sie standen beide nebeneinander und man merkte ihnen an, dass sie meiner Meinung waren. Hannah sah zu der alten Dame, nickte. Sie tat es ihr gleich. Dann widmeten sie mir erneut ihre Aufmerksamkeit. "Das nehmen wir," sagte Hannah mit einem aufbauenden Lächeln.

Ich zog das Kleid aus, brachte es zur Theke, wo Hannah schon wieder am Kekse futtern war. Wir bezahlten das Kleid, schnappten uns noch einen letzten Keks, bedankten uns und verschwanden aus der Schneiderei. Pansy winkte uns aus dem großen Fenster noch hinterher, als wir im Pick-Up saßen und losfuhren. "Sagte ich nicht, dass Pansy die schönsten Kleider macht?" Hannahs triumphierender Blick war weiterhin auf die Straße gerichtet. "Ja, ist ja gut. Das Kleid ist toll." Ich verdrehte verspielt meine Augen. Meine Schwester boxte mir mit einer Hand gegen den Arm. "Hey! Das habe ich gesehen!" Wir lachten beide laut auf.

Wir fuhren auf direktem Weg nachhause. Heute legte ich mich schon früh schlafen. Obwohl es erst Montag war, konnte ich es kaum erwarten auf das Date zu gehen.

Her own happy endingWhere stories live. Discover now