Kapitel 43

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"Entschuldigung? Haben sie für diesen Flieger noch Tickets?" Ich zeigte auf die große Anzeigetafel hinter der Ticketverkäuferin am Flughafen.

Sie schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, eine Frau hat eben die letzten beiden gekauft. Sie müssen leider noch 3 Stunden warten."

3 Stunden?! Ich konnte doch jetzt keine 3 Stunden warten.

"Aber es ist wirklich dringend. Ich brauche dieses Ticket!" Die Verkäuferin sah mich traurig an. "Tut mir leid, aber da ist leider nichts mehr zu machen."

Enttäuscht setzte ich mich auf einen der weißen, unbequemen Stühle auf diesem Flughafen und sah zu Boden. So ein Mist, dachte ich. Was sollte ich denn jetzt tun? Josh lag im Krankenhaus, ich war immer noch am Flughafen mitten in Indien. Die Lage schien aussichtslos.

Plötzlich bemerkte ich, wie mir jemand ein Ticket vor die Nase hielt. Ich blickte auf, direkt in das Gesicht meiner Mutter, die fürsorglich zu mir herunter sah. Danach nahm ich das Ticket, betrachtete es.

"Was- aber warum?" Vor lauter Aufregung brachte ich keinen gescheiten Satz zustande.

Mom setzte sich neben mich. "Ich wollte nicht, dass du alleine fliegst. Hätte ich dich im Hotel schon darauf angesprochen, dass ich mitkomme, dann hättest du sofort abgelehnt. Also dann lieber so."

Ich hatte wirklich keine Ahnung, ob ich jetzt erleichtert, oder doch eher skeptisch sein sollte.

"Na los, sonst verpassen wir ihn noch," sagte Mom. Das hätte ja gerade noch gefehlt. Den Flieger zu verpassen.

Zum Glück waren wir noch rechtzeitig losgegangen und saßen nun im Flugzeug.

Ich saß neben Mom und meine Nervosität stieg von Sekunde zu Sekunde mehr. Ich hatte meine Hände auf meinem  Schoß gefalten und drehte Däumchen. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte. Wie es Josh wohl ging? Was meinte Jamie mit "die Krankheit schreitet schneller voran als erwartet"? Wie schnell?!

Diese Unwissenheit brachte mich um den Verstand. Ich sah alle 4 Minuten auf die Uhr, um festzustellen, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis wir endlich wieder Zuhause angekommen waren.

Nach einiger Zeit wendete sich Mom an mich. "Hey, ich-" Sie stoppte, atmete einmal tief durch. "Ich bin wirklich stolz auf dich. Das mit dem Turnier war echt toll."

Ich sah sie entgeistert an. Was redete sie da? Sie war doch so gegen das Turnier! 

"Aber du- aber du-" Mal wieder brachte ich keinen gescheiten Satz zustande. Mom lächelte. "Ja, ich weiß, ich war echt blöd zu dir, aber... Weißt du, als ich das zwölfte Turnier in Folge gewonnen hatte, war ich natürlich auch überglücklich. Doch dann kamen die Reporter. Sie rannten alle auf mein Pferd Dori und mich zu. Dori bekam, genau so wie ich, Panik und trat um sich. Ich wurde jedoch als einzige getroffen und lag Stunden später im Krankenhaus. Dori ist weggelaufen und ich habe sie nie wieder gesehen. Deshalb habe ich auch nicht mehr an den Turnieren teilgenommen."

Jetzt machte alles Sinn. Ich war noch klein und zu der Zeit mit meinen Großeltern im Disneyland. Als wir wiederkamen saß Mom Zuhause in unserem großen Sessel mit einem Gipsverband. Doch immer als ich sie fragte, meinte sie nur, dass das nichts schlimmes sei. Über Dori, hatte sie damals nie wieder etwas erzählt. 

"warum hast du mir das nicht früher erzählt?", fragte ich traurig. Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß auch nicht. Ich dachte, du würdest es nicht verstehen." Ich nickte stumm.

"Danke, dass du es mir erklärt hast," sagte ich noch als abschließenden Satz zu diesem Thema. 

Der weitere Flug verlief ruhig. Meine Nervosität ist nach unserem Gespräch ehrlich gesagt etwas gesunken. Jetzt machte ich mir nur noch Sorgen um Josh. 

Her own happy endingWhere stories live. Discover now