Kapitel 38

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"Seht! Das ist Regina Evans!"

Die Menge raste auf Mom und mich zu, als Mom mich gerade versuchte wegzuziehen.

"Regina, was ist passiert?"
"Warum hat man sie so lange nicht gesehen?"
"Warum ist ihre Tochter erst so spät aufgetreten?"

Mom schüttelte den Kopf. Sie zog mich immer weiter zum Auto, doch die Menge folgte. Sie ließen nicht locker, jetzt auch meine Mutter zu befragen.

"Was sagen sie zum Erfolg ihrer Tochter?"

"Sehen sie sich als ihr Vorbild?"

"Steig ein," sagte sie tonlos und ging um das große schwarze Auto herum. Ich stieg ein, schnallte mich an und mit einem Ruck fuhr sie los. Sie achtete nicht mehr auf die Reporter. Na ja, eigentlich hatte sie die ganze Zeit noch nicht auf die Reporter geachtet, aber gut. Wir ließen die nervigen Fragen und die Kamerablitze hinter uns, fuhren nachhause.

Die ganze Fahrt über, war es still und ich traute mich nicht etwas zu sagen, bis mir einfiel, dass Prince noch bei den Ställen ist.

"Mom, wir haben Prince vergessen," sagte ich besorgt. Es sah so aus, als würde sie das gar nicht interessieren. "Wir können ihn morgen mit dem Anhänger holen." Sie sagte diesen Satz mit genau der gleichen tonlosen Stimme, wie eben. "Aber morgen fliegen wir und was ist-" Sie unterbrach mich in einem energischen Tonfall. "Wir gehen nicht wieder zurück!"

Die restliche Fahrt verlief nicht anders. Wenn ich was gefragt hatte, antwortete sie nur knapp, sodass wir gar nicht erst ins Gespräch kamen. Ansonsten schwiegen wir nur. 

Doch kaum hatte ich die Haustür zuhause geschlossen, ging es los. 

"Sag mal, was hast du dir eigentlich dabei gedacht?! Wie konntest du einfach so am Turnier teilnehmen?! Ich habe dir das doch ausdrücklich verboten!!!"

Mom hatte sich mittlerweile vor mir aufgebaut. Sie ist zwar nicht viel größer als ich, aber ich hatte das Gefühl, dass ich plötzlich immer kleiner wurde. Ich hatte doch gewonnen? War sie denn wirklich gar nicht stolz? Noch nicht einmal ein bisschen? Vielleicht war sie auch einfach nur sauer, weil ich besser war als sie. Ich hatte ihren Rekord gebrochen. Das war es, was sie so wütend machte, da war ich mir ganz sicher.

Ich wurde nun auch wieder größer. "Du bist doch nur sauer, weil ich besser bin als du!" Die dunkelblonde Frau vor mir, wirkte empört. "Was redest du denn?!", schrie sie. "Oh jetzt tu nicht so!", schrie ich zurück. "Dir passt es einfach nicht, dass ich besser bin als du! Ich habe den Rekord der großen Regina Evans gebrochen! Was für ein Desaster für die zwölffache Siegerin des Turniers!"

Ich atmete schwer. Ich war so sauer. Warum konnte sie sich nicht einmal für mich freuen?!

Mom drehte sich um, wollte in die Küche gehen. "Geh auf dein Zimmer," sagte sie, ungewöhnlich ruhig. Jetzt stieg die ganze Wut erneut in mir hoch. Ich lief hinter ihr her. "Was ist dein Problem?! Immer wenn ich eine Erklärung haben möchte, dann wimmelst du mich immer ab! Sag mir doch endlich, warum bist du so?! Warum.... warum-" Ich stoppte kurz, damit ich Luft holen konnte. Meine Mutter stand immer noch mit dem Rücken zu mir gedreht vor der Küchentür. 

"Warum hasst du mich so?", rutschte es mir heraus, woraufhin alles still wurde. Man hörte die Uhr ticken. Tick. Tack. Tick. Tack. Als würde die Zeit gerade aus dieser Situation fliehen wollen.

Mom stand einfach nur dort. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Ich wusste nicht, ob sie wütend war oder vielleicht doch verletzt? Es wunderte mich auch, dass uns niemand im Haus gehört hatte. Meine Großeltern, das wusste ich, konnten sich in solchen Situationen ganz gut taub stellen, aber Hannah, oder Kyle oder vielleicht sogar Dad? Dad könnte arbeiten gewesen sein. Ich wusste es nicht, doch ich wusste, dass ich nicht länger in dieser Stille verharren wollte.

"Gut, wie immer. Keine Antwort!" Mit diesem Satz drehte ich mich um, öffnete die Tür und ging hinaus. Ich ließ Mom einfach dort stehen, schnappte mir mein Fahrrad und fuhr zu Jessicas Haus. Ich hoffte so sehr, dass sie schon Zuhause war und nicht mehr bei dem Turnier. 

Ich fuhr einfach auf gut Glück los, ließ den Wind an mir vorbeisausen und genoss die Sonne. Die frische Luft, die ich beim Fahren einatmete, tat gut. 

Leider konnte ich meine Gedanken trotz des schönen Wetters nicht ordnen. Ich dachte weiterhin an Mom. Was sollte das alles nur? War es wirklich immer noch wegen Shawn? Da muss noch etwas anderes hinterstecken, dachte ich. 

Plötzlich sah ich einen hellblonden Jungen mit einem dunkelbraunen Pferd die Straße entlangkommen. Er musste ungefähr in meinem Alter gewesen sein und er trug Reitklamotten für Männer. Prince! Es war Prince! Schnell fuhr ich auf die beiden zu, hielt kurz vor ihnen an.

"Das ist mein Pferd!" Ich sah den Jungen ernst an, weshalb er etwas nervös wurde. "J-ja ich weiß. Du hast ihn am Stall stehen lassen und ich dachte-" "Du dachtest was?", unterbrach ich ihn unhöflich. 

Er wurde noch nervöser, als würde er denken, ich würde ihm jeden Moment an die Kehle springen. Da fiel mir auf, was ich hier eigentlich gerade tat. Er hatte mir nichts getan und ich kackte ihn gleich an. 

Schnell fasste ich mich wieder. "Tut mir leid, ich... war nicht ganz dabei," sagte ich kopfschüttelnd. Der Junge fing an zu lächeln. "Schon gut. Lass uns nochmal von vorne anfangen. Ich bin Lukas und ich wollte dir dein Pferd wiederbringen." Ich musste kurz auflachen. "Ich bin Emma und ich bin dir sehr dankbar dafür."

Lukas musste ebenfalls lachen. Plötzlich hörte ich den Porsche von Josh, welcher immer näher kam. Er hielt direkt neben uns beiden. 

Josh, welcher direkt auf mich zukam und seine kleine Cousine stiegen aus. Josh umarmte mich, ich erwiderte. "Hey, was war da gerade los?", fragte er besorgt, löste sich wieder von mir. Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich glaube, mir wurde das mit der ganzen Presse vor Ort etwas zu viel und Mom hat mir das schon wieder nicht gegönnt. Sie war total aufgebracht, weil ich am Turnier teilgenommen habe."

Erst jetzt realisierte Josh Lukas, der mit meinem Pferd neben uns stand. "Und wer ist das?", fragte er mit einem Hauch von Eifersucht in der Stimme, was mir ein Lächeln entlockte. "Das ist Lukas. Er wollte mir Prince zurückbringen und-" Meine Augen weiteten sich, ich sah zu Lukas. "Woher weißt du, wo ich wohne?" 

Er lächelte. "Jessica hat es mir gesagt. Ich trainiere im gleichen Stall wie sie. Sie hatte nur gerade keine Zeit, weil sie noch irgendwas für ihre Freunde vorbereiten musste oder so." 

"Gut. Wir bekommen das Pferd jetzt auch alleine nachhause, danke." 

Josh versuchte Lukas loszuwerden, was er auch bemerkte. Mit einem stummen nicken und einer kurzen Handbewegung die wohl als ein winken zählen sollte, ging er zurück Richtung Stall.

Ich drehte mich zu Josh. "Was sollte das denn?" Er sah mich ernst an. "Hast du nicht gesehen, wie er dich angesehen hat?" Ich musste lautstark lachen. Josh war verwirrt. "Was ist?", fragte er. "Ist da jemand eifersüchtig?" 

Mit einem ironischen Blick, antwortete er mir. "Haha ich-", doch er wurde durch seine Cousine Lily unterbrochen. "Nein, er will dich nur nicht verlieren, denn er hat dich ganz doll lieb."

Ich unterbrach mein lachen und sah zu Lily, die freudestrahlend zu Josh sah. Schnell meldete er sich zu Wort. "Äh, ja. Lass uns das Pferd zurückbringen." Ich schüttelte daraufhin nur den Kopf. "Und wie? Ich habe ein Fahrrad, du ein Auto. Wie sollen wir das machen?"

Lily fing an auf und ab zu hüpfen. "Ich will es reiten!", sagte sie froh. Ein kurzer Blick zu Josh herüber und er hob sie auf den Sattel von Prince. 

Gemeinsam ging es zurück zur Ranch. Wir stellten Prince im Stall ab, ohne das Mom etwas merkte natürlich, stiegen dann wieder in Joshs Porsche und fuhren zu der "großen" Überraschung. Ich freute mich einfach riesig.

Her own happy endingWhere stories live. Discover now