Kapitel 22

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"Du traust dich Emma zu beleidigen?" Darnell lachte arrogant auf. "Und? Was willst du jetzt tun?" "Was ich jetzt tun werde?!" Josh erhob seine Faust, Darnells Gesicht wurde kreidebleich. Er hatte Angst, das stand fest. Schnell lief ich auf die beiden zu, hielt Joshs Faust fest. "Hör auf Josh! Er ist es nicht Wert!" Jetzt lachte Darnell wieder. "Die kleine hat Recht. Warum sollte sie es Wert sein, wegen ihr eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals zu haben?" Ich verdrehte die Augen, flüsterte Josh etwas zu. "Ist okay. Kümmere dich nicht um ihn." Er nahm seine Hand runter, nickte sanft. Danach verschwand er in der Küche.

Ich sah ihm dankbar nach, bis Darnell sich direkt vor mich stellte. "Wie süß, er hört auf dich." Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Also so hässlich wie früher bist du ja nicht mehr." Angeekelt schlug ich seine Hand weg, "Geh weg von mir," trat ein paar Schritte zurück. Er kam mit einer Hand in seiner Jackentasche auf mich zu. "Komm schon, du kannst mir nicht widerstehen." Er kam immer näher. Als er ganz dicht an mir war, hatte ich keine Ahnung, was ich machen sollte. Eigentlich wollte ich Josh rufen, doch eine andere Kurzschlussreaktion kam dazwischen. Mit einem Ruck schlug ich ihm auf die Wange. Sie wurde sogar etwas rot. Ich hielt mit meine Hände vor den Mund. Hatte ich das gerade wirklich getan?, fragte ich mich selbst. Darnell fing an zu lachen. "Gut, wie du willst." Erneut schubste er mich, doch diesmal, direkt gegen die Wand. "Ahh." Anscheinend hatte sich mein Kopf noch nicht so ganz wieder erholt, da es ziemlich weh tat, als Darnell mich gegen die Wand geschleudert hatte.

Man hörte Geräusche, wie sich die Haustür öffnete. Darnell reagierte sofort. Er setzte ein besorgtes Gesicht auf, kam auf mich zu. "Emma, alles in Ordnung." Hannah kam zuerst herein. "Was ist passiert?" Sie kam auf uns zu, hockte sich neben Darnell vor mich. Ich wollte ihr antworten, "Darnell-", doch Darnell unterbrach mich. "Ich wollte ihr aufhelfen, nachdem sie gestürzt ist." Hannah sah ihn mit einem netten Lächeln an. "Das ist lieb von dir." Sie gab ihm einen Kuss. "Na los! Wir müssen auch noch etwas essen," sagte Hannah fordernd, ging in die Küche. Darnell sah wieder zu mir. "Also ich an deiner Stelle, würde die Fresse halten." Danach reichte er mir seine Hand. "Danke!" Ich stand ohne Hilfe auf. "Also aufstehen kann ich auch schon alleine." Ich ging zu den anderen in die Küche. Mom bereitete, zusammen mit Hannah, einen Auflauf vor, Josh briet das Fleisch. Er konnte also kochen. Bei dem Anblick musste ich lächeln. Es war schon irgendwie süß. Darnell und mein Dad schienen sich am Esstisch im Wohnzimmer mal wieder über irgendetwas zu unterhalten. Sie waren richtig dicke Kumpels. Leider. Für ihn und Mom war Darnell so etwas wie der perfekte Sohn beziehungsweise Schwiegersohn. Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz dem kochenden Josh und das tat ich, bis alles fertig war.

Nun saßen wir alle zusammen am Esstisch, redeten, lachten, die Stimmung war ganz gut. Da mein Dad ja noch nicht sonderlich viel von Josh und mir mitbekommen hatte, harkte er nach. "Also, wie habt ihr euch kennengelernt?" Natürlich musste dieses peinliche Gespräch mit meinem Dad und Josh ja irgendwann kommen, doch Josh war höflich. "Wir gehen zusammen zur Schule." Dad nickte wohlwollend. "Natürlich, aber irgendwo muss doch so ein Punkt gewesen sein, wo ihr euch." Er schluckte schwer. "Verliebt habt. Oder so." Jetzt lächelte auch Josh. "Auf einer Party." Mom wendete sich empört an Josh. "Was für eine Party? Ich weiß nichts von einer Party." Ich sah zu ihr. "Naja also-" Josh unterbrach mich. "Ich rede hier von einer kleinen Grillparty unter Freunden." Zustimmend nickte ich, richtete mich an meine Eltern. "Äh ja, Jessica war auch da." Mit dankbarer Miene sah ich Josh an, welcher meinen Blick erwiderte. Mein Dad atmete erleichtert aus. "Das ist natürlich was anderes. Ich dachte schon, du seist so ein Draufgänger wie dein Bruder." Josh sah zuerst mich, dann Dad an. "Ich verstehe nicht, mein Bruder?" Mein Vater wurde ernst. "Natürlich. Man redet doch ständig in der Nachbarschaft davon, dass einer der Kinder von Alma Montgomery total oft Partys feiert, sich besäuft und was weiß ich nicht noch. Dabei haben die Montgomerys doch sonst so einen guten Ruf. Gut dass sie sich den richtigen ausgesucht hat." Josh wurde nervös. Ich nickte meinem Dad nur zustimmend zu. "Ja, das habe ich."

Während des ganzen Gesprächs waren Hannah und Darnell sichtlich unbeteiligt. Sie flüsterten sich lieber irgendwelche "süßen" Dinge zu. Irgendwann, kurz vor beenden des Abendessens jedoch, meldete sich Darnell zu Wort. "Kommt Josh denn mit in den Urlaub?" An seiner Stimme hörte man, dass er sich ein "nein" seitens meiner wünschte. Das bekam er leider auch. "Nein," sagte ich resigniert. Ein fröhliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Schade." Ich verdrehte die Augen. So ein Arsch. Ich hasste ihn schon immer. Seitdem Hannah den angeschleppt hatte, war er mir nicht ganz geheuer und ich lag mit meinen Vermutungen anscheinend auch gar nicht so falsch. "Ja genau," sagte ich ironisch. Alle am Tisch, bis auf Josh, welcher die verachtenden Blicke meiner Eltern an mich gar nicht bemerkt hatte, sahen mich an. Darnell harkte nach. "Wie meinen?" Empört stand ich auf. "Du weißt ja wohl ganz genau, was ich meine!" Meine Mutter stand ebenfalls auf. "Emma! Setz dich wieder hin. Das ist unhöflich!" Josh stand auf. "Also ich finde, wir sollten uns anhören, was sie zu sagen hat." Dad schlug mit der Faust auf den Tisch, stand auch auf. "Du mischt dich da erst recht nicht ein!" Joshs Miene wurde finster, doch Hannah stand schnell auf, wendete etwas ein. "Leute! Das hier ist doch ein gemütliches Abendessen, oder? Setzen wir uns alle wieder hin und genießen den Abend." Langsam, alle anderen im Auge, setzten wir uns wieder hin, aßen, ohne auch nur ein einziges Wort miteinander zu wechseln, zu ende.

Später am Abend, als wir alles weggeräumt und gespült hatten, begleitete ich Josh noch vor die Tür. "Und du bist dir sicher, dass du klar kommst? Ich meine dieser Darnell ist-" Ich unterbrach ihn. "Ja ich weiß, aber das wird schon gehen." Er nickte wohlwollend. "Ihr fliegt also Dienstag?" Ich nickte stumm. Eigentlich war das letzte, was ich wollte mit diesem Darnell in den Urlaub zu fliegen, aber es ging wohl nicht anders. Ich tat es meiner Familie zuliebe oder eher gesagt, Hannah zuliebe. "Hast du Lust, Montag Abend mit mir essen zu gehen. So zum Abschied?" Ich lächelte. "Ja, aber diesmal ohne Streit." Josh musste auflachen, nickte. "Ich bin dann um acht bei dir." Er lächelte, stieg in seinen Porsche und fuhr los. Ich freute mich so sehr auf den Abend. Wenigstens ein kleiner Trost, wenn ich schon mit diesen Spinner in den Urlaub fahren musste. 




Her own happy endingWhere stories live. Discover now