Kapitel 13 - Alicias Sicht

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"Beruhig dich erstmal, es war nur ein Buch. Außerdem konnte man sowieso nichts mehr lesen," sagte Josh in einer sanften Stimme. Emma war so aufgebracht, dass sie scheinbar nicht anders konnte, als zu schreien. "Nur ein Buch?! Es war mein Lieblinsbuch!!!" "Willst du dich jetzt ernsthaft wegen einem Buch streiten?", fragte Josh. "Hast du dir vielleicht mal gedacht, dass mich das verletzen könnte?!", fragte Emma.

Josh schüttelte den Kopf. "Ich dachte es gehört meinem Bruder." Seine Stimme wurde ernst, etwas lauter als vorher. "Warum sollte der Cinderella lesen?!" Gleichzeitig sahen Josh und Emma zu Jamie, woraufhin auch ich ihn voll Misstrauen ansah. Langsam wurde Jamie auf seinem Stuhl immer kleiner. "Ihr seid eben nicht die einzigen, die Bücher mögen."

Sie wendete sich wieder Josh zu. "Weißt du was? Vergiss es!" Daraufhin, schnappte Emma sich ihre Sachen, lief zur Tür.

Auf dem Weg zur Tür, rannte sie in einen Kellner rein, der auf einem Tablett in seiner Hand ein paar Gläser Rotwein zu einem Tisch brachte. Der ganze Rotwein wurde über Emma geschüttet und alle im Saal sahen sie amüsiert an.

Schnell verließ sie das Restaurant. Auch Josh lief ihr sofort hinterher, die Blicke der reichen Menschen auf sich gerichtet.

Nachdem beide draußen verschwunden waren, wurde die Stimmung wieder normal. Musik wurde gespielt, die Menschen tanzten und hatten Freude am weiteren Abend.

Nur ich saß nun alleine mit Jamie dort. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, immerhin, kannte ich ihn kaum.

Ich versuchte unbeschwert weiter zu essen, doch ich wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.

Und tatsächlich. Ein flüchtiger Blick zu Jamie verriet mir, dass er mich förmlich anglotzte.

Verlegen harkte ich nach. "Alles okay?", fragte ich verdutzt.

Jamie wurde plötzlich knallrot. Ich fand das irgendwie süß.

"Äh, i-ch äh." Seine Augen weiteten sich.

Was war das denn? Konnte er etwa nicht mit Mädchen reden? Also irgendwie war das ja schon total knuffig, dachte ich. Oder warte, Stop! Hatte ich etwas von dem Essen im Gesicht kleben? Starrte er mich deshalb so an?

"Habe ich... irgendwas im Gesicht?"
Er schüttelte den Kopf.
"Nein, du bist wundervoll."
Als er bemerkte, was er da gerade gesagt hatte, verlor er sein süßes Lächeln schnell wieder und sah zum Teller.

Ich kicherte merkwürdig, was mir kurze Zeit später sogar etwas peinlich war.

Ich versuchte diese Peinlichkeit zu unterdrücken, indem ich einfach seelenruhig weiter aß. Stille brach zwischen uns ein. Für einen kurzen Moment lauschten wir nur der Musik. Wir redeten nicht, doch das war nicht schlimm. Eigentlich hätte mir diese Stille unangenehm sein sollen, doch das war sie nicht. Solange Jamie neben mir saß, fühlte ich mich geborgen.

Plötzlich spielten sie das Lied "Castle on the Hill" von Ed Sheeran. Ich wusste, dass Emma dieses Lied immer gerne hörte. Auch ich war mittlerweile ein kleiner Fan davon geworden.

Schnell reagierte ich, sah zu Jamie. "Ich mag das Lied," sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich begriff, was ich ihm damit sagen wollte.

"Oh, ähm... Möchtest du tanzen?", fragte er nervös und zupfte am Ende seines Jacketts herum. Er war wirklich sehr nervös.

Ich nickte zufrieden, nahm seine Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. Im Takt der Melodie und im Gleichschritt mit der Menge schwebten wir beinahe über die große, runde Fläche, auf der das halbe Restaurant zum Tanzen versammelt war.

Ich hatte riesengroßen Spaß und das Gefühl, dass es Jamie auch gefiel, mit mir hier zu sein. Zuerst hatte ich natürlich keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte, immerhin waren wir jetzt allein auf einem richtigen Date, doch dieses Gefühl der Unwissenheit, verflog schnell und verwandelte sich in ein Gefühl der Freude.

Als dann jedoch ein langsameres Lied kam und alle Pärchen näher aneinander rückten, dachte ich für einen kurzen Moment daran, zurück zu meinem Platz zu gehen, hätte Jamie mich nicht sofort an sich gezogen und weiter getanzt.

Ich ließ mich natürlich darauf ein, was zufolge hatte, dass ich nun in seinen Armen lag. In diesem Moment dachte ich einfach an gar nichts. Mein Kopf war wie leer gefegt. Ich hörte nur noch dem pochenden Herzschlag von Jamie und dem Orchester zu.

Und zum großen Finale, als das Lied vorbei war, alle für das Orchester klatschten und uns beiden niemand irgendwelche Aufmerksamkeit schenkte, küsste Jamie mich.

Es war der womöglich tollste Abend in meinem Leben. Ich hoffte so sehr, dass es mit uns beiden nicht sofort am nächsten Tag wieder vorbei wäre...

Her own happy endingDonde viven las historias. Descúbrelo ahora