Kapitel 15

72 7 0
                                    

Als die Sonne durch die Fensterwand des Schlafzimmers auf mein Gesicht schien, wurde ich langsam wach. Ich lag immer noch in Joshs Arm gekuschelt, genoss es. Er roch nach Parfüm, was mich kein bisschen störte, denn es roch toll. Alles war toll. Ich war so glücklich, konnte es gar nicht in Worte fassen. Und das beste war, Josh sah so süß aus, wenn er schlief. Wie ein kleines Hundebaby. Dieser Gedanke, brachte mich zum lächeln. Ich hätte ihn noch den ganzen Morgen anstarren können, doch mir kam eine bessere Idee. Langsam und so leise wie es ging, versuchte ich mich aus seinem Arm zu lösen. Ich wollte ihn nicht aufwecken. Ich drückte mich also behutsam von ihm weg, bemerkte jedoch nicht, dass das Bett auf einmal endete. Und mal wieder, lag ich auf dem Boden. Dem, durch die Bodenheizung warmen, Boden. Schnell hielt ich mir meine Hand vor den Mund, als es oben im Bett raschelte. Ich wollte ihn doch nicht wecken. Er war nicht wach geworden, hatte sich nur umgedreht. Glück gehabt, dachte ich. Erleichtert und mit einem Lächeln stand ich leise auf, ging zur Zimmertür. Langsam drückte ich die Klinke herunter, ging in das große, offene Wohnzimmer und schloss die Tür wieder hinter mir.

Ich sah mich um. Es war ein großer Raum mit einem hellen Parkettboden. In der Mitte lag ein schwarzer, runder Teppich und darauf eine weiße Couch und ein kleiner Glastisch. Weiter hinten stand, wo ich einst mit Jessica auf der Party gesessen hatte, die kleine "Bar", welche sich nun im Licht als offene Küche entpuppte. Genau diese hatte ich gesucht. Schnell lief ich durch den großen Raum zur Küche und sah in den Kühlschrank. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich die vielen leckeren Dinge sah, die in Joshs Kühlschrank standen. Eine Schüssel mit frischen Erdbeeren, selbstgemachte Marmelade, ein noch nicht zubereiteter Truthahn und noch so viele andere, leckere Dinge. Ich suchte den Speck und ein paar Eier heraus, eine Pfanne und ging zum Herd um alles fertig zu machen. Ich wollte ihm zum Dank, ein leckeres Frühstück zubereiten. Die wichtigsten Dinge, dass er Eier mit Speck vergötterte, wusste ich bereits von Jessica. Woher die es wusste, fragte ich mich bis heute. Natürlich hoffte ich, dass es auch stimmte. Die restlichen Eier und noch ein paar andere Zutaten, benutzte ich um ein paar Pfannkuchen zu machen. Während ich alles zubereitete, sah ich immer wieder geradeaus zur Schlafzimmertür, hoffte Josh würde nicht frühzeitig herauskommen. Wie man die Pfannkuchen richtig wendete, hatte mir meine Mom schon als kleines Kind beigebracht. Man musste sie so hochwerfen, dass sie auch wieder in der Pfanne landeten. Wenn einer daneben ging, zumindest dachte ich das früher als kleines Kind immer, schmeckte er nicht mehr so gut wie die anderen. Es machte mir immer noch so viel Spaß wie früher, als ich es zusammen mit ihr gemacht hatte. Als alles fertig war, deckte ich schnell den Tisch, verzierte die Pfannkuchen und stellte alles sorgfältig auf den großen, weißen Tisch neben der Küchenzeile. Es war ein typischer Esstisch, wie ihn so gut wie jeder im Esszimmer oder der Küche stehen hatte. Der Tisch war nun für ein Frühstück für zwei Personen gedeckt. Perfekt, dachte ich.

Es war nun Zeit, Josh aufzuwecken, ich wollte jedoch den perfekten Moment einfangen. Dieser war für mich, wie Josh ins Zimmer kommen würde und ich mit einem netten Lächeln am Tisch stehen würde. Wie in einem Buch eben. Mir kam eine Idee. Schnell lief ich durch die weiße Wohnungstür, die weiße Treppe hinunter in die Eingangshalle und nahm mir einen seiner Schuhe. Ich konnte es nicht riskieren, dass ein Absatz von meinen Pumps abbrach. In Windeseile lief ich zurück in die Wohnung und stellte mich an meinen perfekten Platz. Ich zählte bis drei und warf Joshs weißen Nike Schuh gegen die Schlafzimmertür. Ich wartete etwas ab, hörte ein Geräusch. Es war tatsächlich Josh, welcher auf die Tür zukam. Ich setzte mein schönstes Lächeln auf. Es musste umwerfend mit der langen Fensterwand, welche den Strand zeigte, hinter mir sein. Ich hoffte so sehr, es würde ihm gefallen.

Die Tür öffnete sich, mein Herz pochte. Josh trat heraus doch anstatt dass er mich als erstes ansah, musterte er den Schuh vor seiner Tür. Dann sah er zu mir. "Hast du den geschmissen? Was hattest du damit vor?", fragte er entsetzt. Mein Lächeln verschwand und ich wurde rot. Nach kurzer Zeit, antwortete ich ihm. "Den perfekten Moment einfangen?" Ein nervöses Lachen schlich sich auf meine Lippen. Jetzt musste Josh auch Lächeln, er schüttelte den Kopf. "Also manchmal frage ich mich echt, was mit dir falsch gelaufen ist." Ich hatte keine Ahnung, ob ich das als Witz oder eher als Beleidigung sehen sollte. Josh setzte sich an den Tisch, ich tat es ihm gleich. Genüsslich, aß er zuerst die Eier mit Speck und dann fing er an, die Pfannkuchen zu essen. Ich aß nicht, sondern sah ihn die ganze Zeit über, erwartungsvoll an. Das bemerkte er, blickte ertappt zu mir. Er lächelte. "Gut, wie du willst. Es schmeckt toll." Genau das wollte ich hören und aß nun auch von dem Frühstück.

Kurz nachdem ich begonnen hatte, die Pfannkuchen zu essen, klingelte es an der Tür. Josh und ich sahen uns misstrauisch an. Dann ging er zur Tür. Das einzige, was ich hörte, war Jamies aufgebrachte Stimme, die ziemlich laut schrie: "Ist das dein Ernst?! Wie konntest du mich mit ihr alleine lassen?! Weißt du, wie peinlich das war?! Wenn ich alleine mit irgendwelchen Mädchen bin, die ich mag, fange ich an zu stottern! Das weißt du doch!!!" Schnell sprang ich auf, rannte zur Tür. "Du magst Alicia?" Neugierig sah ich den aufgebrachten Jamie an. Er wurde langsam nervös. Vermutlich weil ich nur in einem Pulli von Josh vor ihm stand. Oder eben weil ich das mit Alicia gehört hatte. Er fasste sich schnell wieder, wendete seinen Blick von mir ab und sah zu Josh. "Was ist los? Seid ihr jetzt etwa-" Josh unterbrach ihn. "Ja sind wir. Würde es dir etwas ausmachen jetzt zu gehen?" Es war mehr eine Aufforderung als eine Bitte. Moment mal! Hatte Josh gerade zugegeben, dass wir zusammen waren??? Meinte er das ernst?! Mein Hals wurde trocken, mein Herz pochte noch mehr als zuvor. Josh wollte wirklich mit mir zusammen sein?! Ich meine, mit MIR?! Total verträumt, bemerkte ich gar nicht, wie Jamie tatsächlich nach der Aufforderung von Josh gegangen war. Er stand jedenfalls nicht mehr vor mir. Josh übrigens auch nicht mehr neben mir in der Tür.

Ich schloss sie, ging zurück zum Tisch, wo Josh bereits saß und weiter aß. Als ich mich neben ihn setzte, ergriff ich das Wort. "Wir sind also ein Paar? Gut zu wissen.." Ich versuchte dabei möglichst gelassen zu klingen, um ihm nicht zu zeigen, dass ich diese Idee tatsächlich total toll fand. Josh jedoch lachte auf. "Das habe ich nur gesagt um ihn zu ärgern. Aber ich denke das wusstest du." In mir zerplatzte eine kleine Welt. Ich dachte wirklich, dass er mit mir zusammen sein wollte. Dass er mich nun endlich fragen würde. Aber das tat er nicht und das verletzte mich. Ich hätte schon wieder losheulen können, doch ich verkniff mir die Tränen. Ich musste jetzt stark bleiben.

"Kannst du mich nachhause bringen?", fragte ich ernst, aber mit einem Hauch von Traurigkeit in der Stimme. Ich hoffte natürlich, das hatte er nicht gemerkt. "Klar, ich fahre dich," antwortete er verspielt. "Ich gehe mich schnell umziehen." Ich stand auf, ging ins Schlafzimmer. "Du kannst den Hoodie behalten." Ich stoppte kurz. Ich hätte ihn so gerne behalten, aber ich musste einfach stark sein, ihm zeigen, dass er nicht so mit mir spielen konnte. Er sollte nicht so mit mir umgehen! Das würde ich mir nicht länger gefallen lassen! "Danke, ich habe genug Pullis Zuhause." Die dümmste Antwort die man hätte geben können. Ich war nunmal noch nie so gut im sauer sein. Viele verglichen mein wütendes Gesicht mit einer Babykatze, was mich oft ärgerte. Wie auch immer, ich zog mein Kleid vom Vorabend über, fragte Josh wegen dem Reißverschluss. Als ich fertig war, gingen wir runter, zogen unsere Schuhe an, gingen zum Auto und fuhren los.

Während dieser ganzen Zeit, redeten wir kein Wort miteinander...

Her own happy endingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt