Kapitel 16

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Der restliche Tag, verlief ganz normal. In der Nacht dachte ich noch lange über Josh nach. Warum musste das so kompliziert sein? Warum konnte er nicht einfach wie jeder normale Typ sein? Ich wollte doch nur jemanden der mich liebt. Womöglich würde Josh das nie können. Im einen Moment ist er so nett, dass ich mich glatt auf ihn einlassen würde und im anderen wird er wieder zu einem Riesen Arschloch. Warum immer ich? Warum konnte ich nicht auch mal Glück haben? Meinen Traumprinzen finden? Diese Gedanken plagten mich noch die ganze Nacht, bis ich unruhig einschlief.

Am nächsten Morgen beschloss ich, mit dem Fahrrad zu Jessica zu fahren. Ich musste wissen, was los ist. Bevor ich jedoch losfahren konnte, musste ich kurz in die Küche um mal eben etwas zu Frühstücken. Ich ging durch die Tür, sah zum Tisch. Meine Mom saß dort, starrte auf ihren Kaffee, welcher direkt vor ihr auf dem Tisch stand. Ich ging zur Küchenzeile, schmierte mir ein Brot mit Marmelade und stopfte es mir so schnell es ging in den Mund. Eigentlich wollte ich so schnell wie möglich wieder hier raus, aber meine Mom hielt mich auf. "Wo warst du gestern Nacht?", sagte sie in einem strengen Ton. Ich drehte mich um, sodass ich nun die Tür im Rücken hatte. "Bei einem Freund." Mit dieser Antwort wollte ich mich wieder abwenden, aber meine Mom ließ das nicht zu. Sie stand auf, kam auf mich zu. "Bei einem Freund?! Was für ein Freund?! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!" Sie stand nun direkt vor mir. Mein Blick war aufgebracht, ich war wütend. "Ach, jetzt machst du dir Sorgen?? Sonst bin ich dir doch auch egal!" Ein Schimmer von Reue schlich sich in Moms Augen, den ich jedoch unbemerkt ließ. Mit diesen Worten drehte ich mich um, verschwand aus der Tür. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein?! Sonst bin ich ihr doch auch egal! Ich blickte nicht zurück, ging einfach durch die Haustür zur Weide, fuhr mit meinem Fahrrad los zu Jessica und ließ meine verdutzte Mutter, welche mir bis zur Haustür gefolgt war, allein im Türrahmen stehen.

Auf dem Weg fuhr ich an der alten Kreuzung vorbei, direkt in die Nachbarschaftsgegend wo Jessica wohnte. Sie und ihre Familie wohnten in einem großen, gelben Einfamilienhaus, was nicht gerade ärmlich aussah. Ich stellte mein Fahrrad vorne ab. Jessicas Zimmer war zwar im zweiten Stock, hatte jedoch eine Feuerleiter durch welche man ganz einfach in ihr Zimmer kam, denn das Fenster hatte die perfekte Höhe um durchzuklettern. Seit wir beiden klein sind, treffen wir uns immer auf diesem Weg. Ich hatte noch nie bei ihr an der Haustür geklingelt. Manchmal bemerkten ihre Eltern noch nicht einmal, dass ich da war.  Vorsichtig klopfte ich ans Fenster. "Jessica?" Als sie nicht aufmachte, drückte ich mein Gesicht an die Scheibe, um hineinzusehen. Das Zimmer war ganz verwüstet. Überall lagen Taschentücher, Pizzakartons und ziemlich viel Müll. Aber wo war Jessica? Mein Blick schwankte zu ihrem Bett. Ihre Pinke Bettdecke, bildete einen großen Knubbel. Sie lag also darunter. Ich klopfte erneut. "Jessica jetzt mach auf," sagte ich. Der Knubbel unter der Bettdecke bewegte sich. "Geh weg!" Jessica klang genervt. Ich schüttelte den Kopf. Zum Glück wusste ich, wo sie ihren Ersatzschlüssel für das Fenster aufbewahrte. Er lag stets oben auf dem Fensterrahmen. Vorsichtig tastete ich danach und fand ihn, schloss das Fenster auf.

Ich kletterte hindurch. Mit einem Ruck kam Jessica unter der Decke hervor, setzte sich auf. "Wie bist du hereingekommen?!", fragte sie halb wütend und halb schläfrig. Ich hielt ihr den Schlüssel hin. Mit einem genervten Stöhnen ließ sie sich zurückfallen und verkroch sich wieder unter der Decke. "Geh weg," rief sie erneut unter der Decke hervor. Mit einem netten lachen, ging ich zum Bett, setzte mich hin. "Jessica... Ich weiß, dass es blöd von mir war, dich einfach stehen zu lassen, aber du hast mich ernsthaft verletzt." Sie bewegte sich, kam unter der Decke hervor und setzte sich neben mich auf die Bettkante. "Ich weiß dass es dich verletzt hat... und...." Eine Träne kullerte ihr aus den Augen. "Es tut mir doch leid! Ich hatte keine Ahnung, was ich da tat. Als ich mit Melanie und so auf der Party war und sie mir erzählten, dass du mit Josh alleine in SEINEM Schlafzimmer bist, da ist bei mir ne Sicherung durchgebrannt. Ich war so wütend auf dich und.... ach keine Ahnung!" Jetzt hielt sie sich ihre Hände vors Gesicht. "Ich bin schon seit so langer Zeit in ihn verliebt, aber als ich gemerkt habe, dass ich durch meine Eifersucht meine beste Freundin auf Lebenszeit verloren habe, habe ich realisiert, dass es das alles nicht wert war." Auch mir lief eine Träne aus den Augen. Ich stand vom Bett auf, stellte mich vor Jessica, welche daraufhin ihre Hände vom Gesicht nahm und breitete meine Arme zu einer Umarmung aus. In Windeseile stand sie auf, lief mir in den Arm. Wir beide standen dort mitten in ihrem Zimmer. Ein schluchzender Haufen. Doch das war in diesem Moment egal. Ich hatte sie vermisst, das war sicher. Wie konnte ich nur so lange ohne sie leben? Okay, das war jetzt eine Woche oder so, aber das war viel zu lange für zwei best Freundinnen wie uns. Ich war so froh. 

Wir lösten uns aus der Umarmung, sahen uns tief in die gläsernen Augen. "Nie wieder so etwas wegen einem Jungen kaykay?" Ich musste, wie immer lachen als Jessica das Wort "kaykay", was bei ihr so viel wie "okay" oder "Alles klar" hieß, benutze. Sie tat es mir gleich. "Nie wieder," antwortete ich. Daraufhin wischte sie sich die Tränen ab und wendete sich mit einem Grinsen an mich. "Also? Was war da mit Josh?" Entsetzt und auch etwas schüchtern sah ich sie an. Daraufhin schüttelte sie vergnügt den Kopf. "Ist schon gut. Keine Eifersucht mehr." Sie hob beide Hände neben ihren Kopf, um mir zu zeigen, dass sie die finger nicht überkreuzte. Erleichtert antwortete ich ihr. "Naja, ich habe bei ihm geschlafen und-" Jessica unterbrach mich. "Du bist wieder zurückgekommen?" "Nein er ist mir hinterher gefahren." Jessicas Blick wurde entsetzt. "Aber er war doch die ganze Zeit auf der Party..?" Shit! Die Party! Sie meinte nur die Party! Mein Gesicht lief knallrot an. Den Rest wusste sie doch gar nicht! Man Emma! Höchste Zeit, es ihr zu erklären. 

Das Fenster stand immer noch offen, man hörte Willi, den Eismann klingeln. Früher hatten Jessica und ich uns jeden Tag ein Eis von ihm geholt, uns auf die Bordsteinkante gesetzt und Autos, die vorbei fuhren gezählt. Ein einziger Satz genügte, um dieses Ereignis zu wiederholen. "Wie in alten Zeiten?", fragte ich Jessica. Mein Gesicht kühlte sich nun langsam wieder ab. Jessica musste wieder Grinsen. "Wie in alten Zeiten!" Mit diesem Stichwort kletterten wir aus dem Fenster.

Her own happy endingNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ