Kapitel 19

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"Sieh mal was du angerichtet hast!" "Ich? Du bist doch die, die die ganze Zeit rum geschrien hat!" Robbies Stimme ertönte zwischen den beiden. "Jetzt hört doch mal auf und helft ihr lieber!"

Schritte kamen auf mich zu. Ich spürte wie mich jemand hochhob, wobei ich einen Arm in meinen Kniekehlen und den anderen in meinem Rücken spürte. "Das Krankenhaus ist nicht weit von hier. In ungefähr zehn Minuten sollten wir da sein, wenn wir laufen," sagte Jessicas Stimme. "Gut, dann los," sagte die Stimme von Josh, welche, meiner Meinung nach, etwas besorgt klang. Robbie meldete sich erneut zu Wort. "Wartet! Was ist mit dem Unterricht?" Ein genervtes Stöhnen Seitens Jessica ertönte. "Jetzt stell dich nicht so an!" Ich hörte nur noch wie Robbie sagte: "Du kannst mich doch jetzt nicht einfach mit schieben," als ich komplett das Bewusstsein verlor.

"Ich bin froh, dass es dir jetzt besser geht." Josh setzte sich gegenüber von mir an den hölzernen Tisch unserer Küche. Diese Worte entlockten mir ein verspieltes Grinsen. "Und ich bin froh, dass du jetzt bei mir bist." Ich stand auf, ging zu ihm rüber und setzte mich auf seinen Schoß. Danach zog ich ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Meine Hände krallten sich an sein Shirt, seine Zogen meins hoch. Er fing an, meine dunkle Jeans aufzuknöpfen, küsste meinen Hals, was mir ein lautes Stöhnen entlockte. Er stand auf, hob mich auf den Tisch, um mir meine Hose auszuziehen. Josh stand zwischen meinen Beinen. Ich wusste, es würde nicht mehr lange dauern bis sein heißes Glied in mich eindringen würde. Der Gedanke ließ mich erneut aufstöhnen. Plötzlich hörte ich ein immer wiederkehrendes Piepen. "Was ist das?", fragte ich verwirrt. Josh ließ von mir ab. Er sagte etwas, doch es war nicht seine Stimme, die zu mir sprach. "Emma? Emma? Bist du wach?"

Hannahs Stimme ließ mich hochschrecken. Mein Körper war voller Adrenalin, weshalb ich den Schmerz in meinem Kopf erst sehr spät bemerkte. Hannah packte meine Schultern, drückte sie behutsam runter, sodass ich mich wieder hinlegte. Dabei schwirrte mein Blick verängstigt im Raum herum. "Was? Wo bin ich?" Meine Augen sahen die Nadel in meiner Hand. Das ließ mich noch nervöser werden, als ich eigentlich schon war. Seit ich klein war, hasste ich Spritzen über alles. Die Ärzte mussten mich früher buchstäblich an die Liege fesseln, damit ich nicht weg rannte. Hannah versuchte mich zu beruhigen. "Es ist alles gut, Emma. Du bist im Krankenhaus. Laut Alicia und Jessica bist du vor der Schule zusammengebrochen." Ich atmete schwer. "Was?", fragte ich völlig von der Rolle. Jetzt hörte ich das Piepen wieder. Mit meinen Augen folgte ich dem Schlauch, welcher von einem Clip, an einem Finger derselben Hand, aus, in ein Gerät, das mit einem Bildschirm verbunden war lief. Auf der Anzeige des Bildschirms konnte man meine Herzaktivität sehen, welche immer piepte, wenn eine Höhe angezeigt wurde. Daher also das Piepen.

Langsam aber sicher beruhigte ich mich wieder, sah zur besorgt lächelnden Hannah. "Danke dass du gekommen bist." Ich lächelte ihr zu. "Natürlich. Mom und Dad sind auch da. Sie reden gerade mit dem Arzt." Oh ein Wunder ist geschehen. Meine Eltern waren tatsächlich gekommen. Nur leider wusste ich nicht, ob ich mich darüber freuen, oder sauer auf sie sein sollte. Zum Glück hatte ich Hannah. Sie würde mich niemals im Stich lassen. "Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen sollte." Der Gedanke, was wäre, wenn Hannah nicht existieren würde, löste eine riesige Trauer in mir aus, brachte mich zum weinen. "Was ist denn los? Hast du Schmerzen? Soll ich den Arzt holen?" Hannah brach in Panik aus, wollte aufstehen, als ich ihren Arm festhielt. "Nein. Ich dachte nur gerade daran, wie es wäre, wenn du nicht da wärst. Ich wüsste nicht was ich machen sollte." Langsam sank sie wieder auf das Krankenbett und strich mir über meine, von Tränen durchnässte Wange. "Aber ich bin doch hier. Du bist meine Schwester und ich habe dich so lieb. Ich würde dich nie alleine lassen und ich werde für immer bei dir sein. Genau hier." Sie legte ihre Hand auf mein Herz. Es beruhigte sich abrupt, ich musste lächeln. "Ich würde dich ja jetzt gerne drücken, aber mein Kopf erlaubt mir das nicht so." Wir brachen in Gelächter aus.

Meine Augen schwankten zu dem kleinen weißen Schrank neben dem Bett. Blumen, Pralinen und Karten standen darauf. Hannah bemerkte wohl meinen misstrauischen Blick. "Ja, das ist alles für dich. Deine Freunde sind eben nach der Schule wieder hergekommen, um dir eine Kleinigkeit vorbeizubringen und weißt du was?" Mein Blick schweifte fragend zurück zu Hannah. "Wir wurden erst so um circa 10:00 Uhr darüber informiert, dass du hier liegst und jetzt rate doch mal, wer solange hier gesessen hat, bis wir gekommen sind." Sie setzte ein freches Grinsen auf. Mein Herz blieb stehen. Ich hoffte so sehr, dass sie die Person meinte, an die ich gerade dachte. Doch um mich nicht zu blamieren, tat ich auf dumm, falls er es doch nicht war. "Ich weiß es nicht," sagte ich gespielt unwissend. Hannahs Grinsen wurde breiter. "Josh. Er saß hier und hat einfach gewartet, bis wir kamen und er beruhigt, dass du in guten Händen bist, wieder gehen konnte. Er hat dir sogar schon Blumen vorbei gebracht." Das Piepen von dem Gerät wurde schneller. Es verriet meine Aufregung natürlich sofort. Hannah musste darauf auflachen. "Tja, blöd, wenn man so ein Ding neben sich hat." Ich lachte ebenfalls. "Wir haben dir übrigens ein paar Sachen mitgebracht." Hannah deutete auf eine Tasche neben einem kleinen weißen Tisch am Fuße meines Bettes. "Ich habe dir auch ein paar Bücher mitgeschmuggelt." Sie lächelte mich an, ich tat es ihr gleich.

Die Zimmertür schwang auf und ein Oliver, der vollkommen außer Atem war, stürmte mit einem Strauß Blumen ins Zimmer. Als er Hannah bemerkte, tat er einen auf ich-bin-nicht-aus-der-puste-ich-hätte-auch-noch-3455636-Kilometer-mehr-rennen-können. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der er Hannah angestarrt hatte, wendete er sich zu mir. "Ich weiß, wir kennen uns jetzt nicht so gut, aber ich habe dir Blumen mitgebracht. Ist ja auch irgendwie meine Schuld,dass du hier liegst. Entschuldigung nochmal." Er senkte seinen Kopf. "Ist schon gut. Leg die Blumen doch auch auf den Nachtschrank," antwortete ich lieb. "Warte ich besorge noch eine Vase. Die Schwestern müssen auch schon denken, ich hätte sie nicht alle." Mit diesen Worten erhob Hannah sich, ging aus der Tür. Oliver stand noch immer wie angewurzelt dort. "Und? Wie geht es jetzt weiter?"

Ich wollte ihm gerade antworten, da betraten meine Eltern das Zimmer. Meine Mutter lief voraus, lächelte mich besorgt an. Dem einzigen, dem ich ein Lächeln schenkte, war jedoch mein Vater. Mom beachtete ich gar nicht. Auch als sie das Wort an mich richtete, blieb mein Blick bei Dad. "Der Arzt sagt, du hättest eine Gehirnerschütterung. Es wäre besser, wenn du noch ein paar Tage bleiben würdest." Ich sah zur gerade hereinkommenden Hannah, die eine blaue, durchsichtige Vase mitbrachte. "Tu die Blumen hier rein." Sie überreichte die Vase Oliver. Er tat was ihm befohlen wurde. Schließlich sah ich doch einmal zu Mom, nickte stumm. Dad ergriff das Wort. "Vielleicht sollten wir ihr ein wenig Ruhe gönnen." Alle nickten, gingen aus dem Zimmer, bis auf meine Mutter. Sie kam, als alle weg waren auf mein Bett zu, setzte sich. Sie lächelte. "Wie geht es dir?", fragte sie besorgt. "Gut," war das einzige, was ich herausbrachte. Sie nahm die Hand, an der keine Nadel angebracht war und drückte sie fest. "Ich hoffe, du kommst schnell wieder nachhause." Ich entriss sie ihr ruckartig wieder. "Warum? Damit ich wieder die Pferde ausmisten kann während du telefonierst?" Daraufhin nahm ich mir die Bettdecke, deckte mich bis oben hin zu, drehte ihr den Rücken zu und tat so, als wollte ich schlafen. Mom stand auf, ging zur Tür. Noch bevor sie sie hinter sich schloss, sagte sie etwas, was sie seit Jahren nicht mehr zu mir gesagt hatte und was mir eine Träne entlockte.

"Hab dich lieb."

Her own happy endingWhere stories live. Discover now