Kapitel 31

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Ich saß auf einem der Stühle im komplett weißen Wartezimmer. In der Mitte stand ein weißer, kleiner Tisch von Ikea, auf dem Zeitschriften lagen. Es war nun einmal das typische Wartezimmer. Mein Herz pochte und es fühlte sich so an, als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen. Ich war allein, was womöglich daran lag, dass es schon halb 12 in der Nacht war. Was war mit Josh passiert? Warum ist er auf einmal zusammengebrochen? Geht es ihm wieder besser? So viele Fragen, auf die ich keine Antwort hatte. Was sollte ich jetzt tun? Eine Träne lief mir über die Wange. Ich kam mir so hilflos vor. So verloren. Ich konnte in diesem Moment einfach nichts tun. Innerlich hoffte ich, dass das alles hier nur ein Traum war, jedoch wusste ich, dass es nicht so war.

In diesem Moment öffnete sich die weiße Tür vom Wartezimmer. Ich stand auf, hoffte, dass es eine der Schwestern war, die mich jetzt zu Josh bringen würde. Fehlalarm. Es war Hannah, mit einem aufmunternden Lächeln im Gesicht. Völlig aufgelöst setzte ich mich wieder hin, Hannah neben mich. Sie legte ihren Arm um meine Schulter, drückte mich. "Hey, es wird alles wieder gut. Es ist bestimmt nicht so schlimm," versuchte Hannah mich aufzumuntern. Ich schüttelte den Kopf, sah sie ungläubig an. "Und wenn doch? Was soll ich denn dann machen?!" Hannah sah zu Boden, nahm ihren Arm zurück. "Dann musst du jetzt stark sein. Sei für ihn da." Sie sah mir tief in meine glasigen Augen, ich nickte.

Plötzlich wurde die Tür des Wartezimmers erneut aufgerissen und eine blonde Frau im weißen Kittel kam herein. "Mrs. Evans, richtig?" Abrupt sprang ich auf, nickte hastig. Die Schwester bedeutete mir hinter ihr herzukommen. Mein letzter Blick wich zu Hannah aus, welche aufstand und mir hinterher kam, als ich raus ging. Endlich würde ich Josh sehen. Endlich war das Zittern vorbei. Gleich wusste ich, was er hatte.

Die Schwester brachte uns in eines der Krankenzimmer. Auch dieses war komplett weiß, weshalb Josh, in seinem schwarzen Shirt mächtig hervorhob. Ich wollte hinlaufen, Hannah hielt mich auf. Der Arzt stand am Fußende des Bettes, doch als die Krankenschwester ihm ein Zeichen gab, wendete er sich vom scheinbar schlafenden Josh ab und kam auf Hannah und mich zu. Der braunhaarige drängte uns aus dem Zimmer, ließ die Krankenschwester hinter sich und schloss die Tür.

Bei seinem bedauernden Blick, blieb mein Herz stehen. Ich bekam kaum noch Luft, atmete schnappartig. Dieses Gesicht konnte einfach nichts gutes heißen. Auch Hannah blickte besorgt zu Boden. Sie nahm meine Hand, was ich erst sehr spät bemerkte.

Der Arzt atmete einmal tief durch, fing dann an zu reden. "Sie sind die Freundin von Mr. Montgomery, richtig?" Seine Stimme war leise. Ich nickte nur stumm, auf den Boden blickend. "Okay." Er stoppte kurz, fuhr schnell wieder fort. "Es tut mir leid, ihnen das sagen zu müssen, aber ihr Freund hat eine nicht allzu oft auftretende Krankheit namens 'Chorea Huntington'." Hannah schnappte nach Luft, sah hoch, hielt sich die Hand vor den Mund. Ich blickte ungläubig vom Boden auf, direkt in die tiefblauen Augen des Arztes. "Chorea, was?", fragte ich.

Noch einmal atmete der Arzt tief durch. "Chorea Huntington. Das ist eine Erbkrankheit, bei der nach und nach Bereiche des Gehirns zerstört werden. Irgendwann führt es dazu, dass der Betroffene sich weder bewegen, noch sprechen kann." Schnell warf ich etwas ein. "Dann kümmere ich mich in der Zeit um Josh. Ich kümmere mich für immer um ihn, das ist kein Problem. Er wird trotzdem ein schönes Leben haben!" Eine Träne kullerte mir die Wange herunter. Der flüchtige Blick des Arztes zu meiner Schwester Hannah verriet mir, dass das noch nicht alles war, was er mir zu der Krankheit sagen wollte. Der Arzt reagierte auf die Reaktion von Hannah. "Sie kennen sich anscheinend mit der Krankheit aus?", fragte er sie. Hannah nickte. "Ich studiere Medizin," antwortete sie mit zittriger Stimme. Der Arzt nickte ebenfalls. "Sind sie die Schwester?" "Ja." "Möchten sie es ihr sagen?"

Mir was sagen?! Was sollte diese Geheimnistuerei?! Ich löste meine Hand von Hannahs, stellte mich so hin, dass ich beiden, dem Arzt und Hannah, direkt gegenüber stand. Jetzt schrie ich. "Mir was sagen?!" In mir machte sich eine Mischung aus Trauer, Wut und Angst breit. Ich bekam vor lauter Aufregung Bauchschmerzen. Hannah kam ein paar Schritte auf mich zu, ich wich jedoch zurück. "Hannah?!" Auch sie atmete nun tief durch, bevor sie mir die erschreckende Antwort gab.

"Die Krankheit geht tödlich aus. Der Durchschnitt liegt bei circa 19 Jahren nach Beginn der Krankheit, allerdings können es, je nach Patient, mal mehr, mal weniger sein." Es wurde still. Ich hörte nichts, außer das Ticken der Uhr und meinen viel zu schnellen Herzschlag. "Aber man kann sie doch heilen." Meine Stimme klang wissend, dass das eine ziemlich dumme Feststellung war. Hannah und der Arzt sahen sich kurz an. "Nein, aber man kann mit Medikamenten die Symptome leicht schwächen," sagte er. Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen sollte. Was ich jetzt tun sollte. Was ich jetzt denken sollte. In mir, herrschte eine Leere. Eine Leere, die ich nicht beschreiben konnte. Ich atmete schwer, mein Puls stieg mir bis zum Hals, als ich in Tränen ausbrach und schreiend zu Boden sank. Mir war schlecht und ich dachte, ich müsste jeden Moment kotzen. Ich stützte meine eine Hand auf dem Boden ab, mit meiner anderen hielt ich mir den Bauch. Ich bekam keine Luft, versuchte zu atmen, doch es war, als hätte ich irgendetwas in meinem Hals, was mich erstickte.

Ich fiel auf die Seite, schlug mit dem Kopf auf den kalten, weißen Boden des Krankenhauses auf. Mein Blick verschwamm. Ich sah wie Hannah und der Arzt auf mich zugerannt kamen. "Emma!", schrie Hannah, doch bei mir kam der Schrei nur dumpf an. Sie versuchte meinen Kopf zu drehen, klopfte mir leicht auf die Wange. "Emma, bleib wach." Der Arzt rannte zum Zimmer von Josh, holte die Schwester. "Rufen Sie noch ein paar weitere zusammen. Hier ist jemand zusammengebrochen," sagte er in einer versucht ruhigen Tonlage. Dann kam er zurück zu Hannah und mir und setzte sich neben Hanna auf den Boden. "Okay, keine Panik. Versuchen sie wach zu bleiben." Doch seine Stimme verschwamm immer mehr und langsam wurde mein Blick komplett schwarz.

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Hey, ich schon wieder:)

Ich weiß, jetzt werden wahrscheinlich einige Nachrichten, von wegen 'so viel zum Thema ich habe im Moment nen Texthänger' kommen, aber ich habe mich dann einfach mal darangesetzt und geguckt, was ich denn bis jetzt so hatte. Dann habe ich mich noch ein wenig über die Krankheit informiert und dann hatte ich wieder ein paar Ideen:)

Ich hoffe einfach das Kapitel gefällt euch:)

❤️Lea

Her own happy endingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt