Kapitel 27

44 7 0
                                    

Maja war noch den ganzen restlichen Tag bei uns. Wir redeten über unsere Kindheit, was sich alles bis heute verändert hatte und über alles mögliche, worüber man sonst noch reden konnte. Zwischendurch hatte sie ihre Oma angerufen, welche Maja um circa sieben Uhr abholte. Als wir die Tür öffneten, blickte mir ein bekanntes Gesicht entgegen. Vor der Haustür, unter dem Vordach vor dem Regen gerettet, stand Pansy Jenkins, die Schneiderin. Sie und Maja waren also verwand. Meine Mom kam ebenfalls zur Tür und als sie Pansy sah, bat sie sie sofort hereinzukommen, da sie sich sehr lange nicht mehr gesehen hatten. Sie gingen in die Küche, redeten mindestens eine Stunde über alles mögliche, was im Dorf passierte. Maja und ich setzten uns währenddessen ins Wohnzimmer.

"Und? Den Traumprinzen fürs Leben gefunden?" Maja sah mich neugierig an. Ich wurde rot. "Was?", fragte ich verwirrt. Maja lachte auf. "Du hast mir früher immer erzählt, dass du irgendwann deinen Traumprinzen finden wirst. Wenn die Zeit gekommen ist oder so." Ach du scheiße war mir das in diesem Moment peinlich. Ich versuchte dies zu verbergen. "Also ich habe jemanden kennengelernt, aber von der Idee mit dem Traumprinzen bin ich weg." Ja genau Emma, ganz bestimmt. Red dir das weiter ein, vielleicht klappt es ja, dachte ich. Maja lächelte nett zu mir. "Alles klar, kenne ich ihn?" Ich zuckte mir den Schultern. "Keine Ahnung." "Jetzt sag schon!", ermahnte sie mich. "Er heißt Josh, also Joshua.... Montgomery." Maja wurde blass, ihr Blick verriet, dass sie geschockt war. "Was? Du bist mit diesem Arsch zusammen?" Ich schüttelte den Kopf. "Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, ob wir zusammen sind, aber so ein großer Arsch ist er gar nicht." Sie lachte auf, bemerkte jedoch, dass ich es ernst meinte und hörte sofort wieder auf. "Verstehe," sagte sie. Ich lächelte nett zu ihr herüber. Stille brach aus. Eine Stille, von der ich nicht wusste, ob sie peinlich oder einfach eine Stille war. Alles mögliche schwirrte mir im Kopf herum und so auch, eine ganz bestimmte Frage. "Was ist mit dir?" Maja blickte vom Boden auf. "Was soll mit mir sein?" Dank meinem herausfordernden Blick, verstand sie. "Ach so, das meinst du. Ich habe meinen Traumprinzen." Wir lachten beide, bis sie wieder das Wort ergriff. "Daher kenne ich Josh. Er hat einen Bruder namens Jamie, alias mein Schatz." Meine Augen weiteten sich. Ich dachte, Jamie mag Alicia. Ich harkte nach. "Warte, wie lange seid ihr schon zusammen?" "Noch nicht lange, erst seit ein paar Tagen wieder, aber wir waren vorher schon mal ziemlich lange ein Paar. Wir haben uns nur getrennt, weil wir uns öfters gestritten haben und wir dachten, wir bräuchten mal eine Pause. Jetzt sind wir wieder zusammen und uns geht es besser denn je." Ich nickte nur stumm, tat so, als würde mich das freuen.

In diesem Moment kamen Mom und Pansy aus der Küche und Pansy forderte Maja auf, zu gehen. Gemeinsam gingen sie durch die Haustür, verschwanden in der Dämmerung. Meine Mutter schloss die Tür. Sie wendete sich an mich. "Sieh mal, die habe ich gefunden." Sie hielt mir unsere alte Spiegelreflexkamera hin, welche wir früher immer mit dabei hatten, wenn wir irgendwo hingefahren sind. Ich nahm sie, verwundert. "Ich dachte wir hätten sie damals am Strand liegen lassen." Mom nickte. "Das dachte ich auch. Du könntest doch mal sehen, ob du die ganzen Fotos auf deinen Laptop bekommst."

Ich nickte, drehte mich um und ging hoch. Auf dem Weg in mein Zimmer, hörte ich die wütende Stimme von Darnell aus Hannahs Zimmer. Kurz danach meldete sich auch Hannah zu Wort. Ich lauschte. "Ich weiß, dass du sie angebaggert hast." "Das habe ich nicht, okay? Du bist die einzige-" Darnells Stimme wurde unterbrochen und ich hörte, wie jemand eine Vase gegen eine Wand schmiss, woraufhin sie zerschmetterte. "Erzähl mir keinen Müll. Du kennst sie bestimmt schon richtig lange und ich wette ihr hattet mal was! Immerhin wohnen wir viel zu weit weg und du brauchst ja jemanden mit dem du ficken kannst!" Ich erschrak. So etwas hatte ich von Hannah noch nie gehört. "Bitte Hannah-" "Verschwinde!" Schritte kamen auf die Tür zu und ich ging schnell in mein Zimmer, ließ die Tür aber einen Spalt breit offen, um zu sehen, was passieren würde. Hannah schob Darnell aus dem Zimmer, schmiss ihm seinen Koffer hinterher. "Das muss ich mir nicht bieten lassen," sagte Darnell, lief schnurstracks die Treppe herunter. Ich hörte, wie die Haustür zuknallte.

Eine weinende Hannah stand im Türrahmen. Schnell schloss ich die Kamera an meinen Laptop und zog die Fotos rüber, sodass ich dann, solange es laden würde, zu Hannah gehen konnte. Als ich auf sie zuging, sah sie mich mit gläsernen Augen an. Ich stellte mich direkt vor sie, streckte meine Arme aus. Sie lief mir in die Arme und fing noch mehr an zu weinen.

Ich schob sie langsam in ihr Zimmer, schloss die Tür hinter uns. Dabei ließ ich sie nicht los. Wir setzten uns gemeinsam aufs Bett. Hannah lag immer noch in meinem Arm. Sie tat mir so leid. Weder sie, noch ich hatten jemals so etwas durchmachen müssen. "Wie konnte ich mich nur so in ihm täuschen?" Ich streichelte ihr über den Rücken, wartete, dass sie einfach erzählte. "Ich dachte wirklich er liebt mich. Bei ihm habe ich mich so besonders gefühlt." Sie löste sich aus der Umarmung, sah mich durchdringlich an. "Was soll ich denn jetzt machen?" Ich lächelte. "Such dir einen neuen." Hannah schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht einfach machen." Sie sah zu Boden. "Das war auch eigentlich ein Witz, aber lass dich nicht davon herunterziehen. Er hat dir weh getan, also räche dich und lass ihn einfach links liegen, als würde es dich nicht mehr interessieren." Hannah sah wieder zu mir, nickte. "Ist es okay, wenn ich jetzt gerne ein wenig für mich allein sein würde?" Ich nickte stumm, ging zur Tür und öffnete sie. Gerade als ich rausgehen wollte, hielt Hannah mich auf, griff meinen Arm und zog mich in eine Umarmung. "Danke," flüsterte sie mir ins Ohr. Ich lächelte, ging aus der Tür.

In meinem Zimmer zog ich mich um und schmiss mich mit voller Wucht aufs Bett. Heute waren so viele Dinge passiert, dass ich ziemlich erschöpft war. Ich nahm ein Piepen von meinem Schreibtisch wahr, stand auf, setzte mich auf den gemütlichen Stuhl direkt davor. Die Fotos waren nun alle auf meinem Laptop und ich konnte sie mir ansehen. Das erste Bild war in einem Zoo. Hannah und ich standen im Streichelzoo und fütterten die kleinen Ziegen. Ich erinnerte mich noch genau an diesen Tag. Wir hatten so viel Spaß und am Ende des Tages haben wir beide ein Plüschtier bekommen. Hannah eine Schlange, ich einen Löwen, welcher sogar immer noch hinter meinem Laptop auf dem Schreibtisch stand. Ich griff danach, knuddelte ihn in meinem Arm, solange ich mir die Fotos ansah. Das nächste war bei Sonnenuntergang am Strand, wo Mom mir das Reiten beigebracht hatte. Sie hatte es nur mir auf diese Weise beigebracht und darauf war ich schon immer sehr stolz. Es war einer der schönsten Momente in meinem ganzen Leben. Nur Mom und ich, auf zwei Pferden der Sonne entgegen reitend. Mit dieser wundervollen Erinnerung, fielen meine Augen langsam zu, weswegen ich die Nachricht von Alicia auf meinem Handy gar nicht bemerkte.

Her own happy endingWhere stories live. Discover now