Kapitel 14

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Josh fuhr direkt neben mir her. "Emma, jetzt steig ein. Es ist schon dunkel und wer weiß, was dir alles passieren kann." Er sah besorgt aus, ich hatte meinen Blick weiter geradeaus gerichtet. "Ach, jetzt interessieren dich meine Gefühle auf einmal!", schrie ich. Er war sichtlich verwirrt. "Wovon redest du?" Ich blieb abrupt stehen. Erst nach einigen Metern tat Josh dies auch und setzte langsam zurück. Jetzt rastete ich richtig aus. "Ich rede von meinem Buch! Du hast es einfach weggeschmissen!" Josh verdrehte die Augen, wurde lauter. "Wie oft eigentlich noch?! Ich dachte es gehört meinem Bruder und dem ist es eben wichtig, dass Bücher neuwertig sind. Ich dachte, er hätte kein bock gehabt es wegzuschmeißen!" Ich gab ein genervtes "Rrghh" von mir und ging schnellen Schrittes weiter über den Bürgersteig in Richtung Heimat. Es war zwar ein weiter Weg, aber ich wollte nur weg von Josh. Hinter mir hörte ich, wie eine Autotür sich öffnete. Schnelle Schritte verfolgten mich. Ich fing an zu rennen. Die Schritte hinter mir auch. Plötzlich, spürte ich zwei Arme um meinen Bauch, welche mich hochhoben. Natürlich war es Josh, wer sonst? Er hob mich hoch, ich zappelte mit den Beinen. "Josh! Lass mich runter!" Er setzte mich ins Auto, schloss die Tür und stieg selbst wieder ein. Eigentlich, wollte ich wieder aussteigen, doch Josh fuhr sofort in Windeseile los, sodass ich keine Chance hatte. Also musste ich Wohl oder Übel sitzen bleiben. Josh ergriff erneut das Wort. "Das eben im Restaurant... Du hast mich total bloß gestellt!" Seine sonst ruhige Stimme wurde immer lauter. "Ich meine, ist ja nicht so das ich einen Ruf zu pflegen habe oder so, nein natürlich nicht! Ich kannte ja auch nicht irgendwie das halbe Restaurant! Was, ich meine WAS hast du dir dabei gedacht?! Noch nie, hat sich irgendjemand getraut, so eine Scheiße vor mir abzuziehen!" Ich war ganz ruhig, sagte kein Wort. "Oh, verstehe! Jetzt willst du mir noch nicht einmal antworten. Jetzt ist die große Fresse auf einmal weg! Eigentlich, hätte ich dich auch laufen lassen können! Ja, was interessiert es mich, was dir hätte passieren können!" Sein Griff um das Lenkrad wurde fester. Tränen kullerten unaufhaltsam über mein Gesicht. Ich musste es ihm sagen, ansonsten würde er mich für immer hassen, das war klar. Meine Stimme erstickte halb, als ich ihm eine Antwort gab. "Das Buch gehörte meiner Mutter." Meine Stimme war leise, fast gar nicht zu hören, doch Josh verstand jedes Wort. Sein energischer Blick weichte, seine Hände wurden lockerer. Ich war immer noch am heulen.

Eine lange Pause, wo wir beide nur schwiegen, trat ein. Irgendwann hielt ich das nicht mehr aus und harkte nach. "Hasst du mich jetzt?", fragte ich besorgt. Ich sah zu ihm, sein Blick weiter auf die Straße gerichtet. Ich bekam keine Antwort, was meine Tränen weiter fließen ließ. Innerlich zerriss mich dieses Schweigen. Ich weiß, es ist nicht so, dass wir zusammen waren, aber die Tatsache, dass er mich ins Auto getragen hatte, weil er Angst hatte, dass mir in dieser Dunkelheit etwas passieren konnte, gab mir Gewissheit, dass ich ihm doch etwas bedeutete. Ansonsten hätte er doch keine Angst gehabt, oder? Das Gefühl von Ungewissheit, raubte mir meinen Verstand. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte.

Nach einer nicht allzu langen Zeit, hielt er direkt vor meinem Haus an. Ich erinnerte mich daran, dass weder Hannah, noch Kyle da war. Niemand, der sich jetzt um mich kümmern würde. Ich wurde noch trauriger. Als ich nicht ausstieg, meldete sich Josh. "Du kannst jetzt aussteigen. Ich fahre schon nicht wieder einfach so los." Sein Blick schien genervt, war weiterhin nach vorne gerichtet. Ich sah zu ihm, schüttelte den Kopf. Das bemerkte er, sah mich durchdringend an. "Was passt dir denn jetzt schon wieder nicht?", fragte er wütend. "Ich möchte nicht nach Hause. Es ist niemand da, der mich-" Ich stoppte, doch ich glaube, Josh wusste was ich sagen wollte. Er seufzte, schmiss den Motor an und fuhr los. Es war mir so ziemlich egal, wohin. Ich wollte einfach nur weg, denn die einzige Person, die Zuhause war, war Mom. Dad war noch auf einem Pokerabend zum besaufen und Geld verlieren. Ich wollte nicht daran erinnert werden.

Wir fuhren zu seiner Penthousewohnung, stiegen aus und gingen hinein. In der Eingangshalle zog Josh seine Schuhe aus, warf sie unter die Garderobe. Ich tat es ihm gleich, doch im Gegensatz zu ihm, stellte ich meine Schuhe sorgfältig ab. Ich löste meine Haare aus dem Dutt. Danach lief ich die weiße Treppe hoch, versuchte mit ihm mitzuhalten. Er ging in sein Schlafzimmer. Natürlich rannte ich, so verloren wie ich war, hinter ihm her. Ich hätte mir natürlich denken können, dass er sich gerade umzog. Er stand dort oberkörperfrei in seiner Calvin Klein Unterwäsche. Er drehte sich um, sah mich an. Ich realisierte, was ich hier gerade tat und zuckte zusammen, ging von der Tür weg. Es war nicht die Tatsache, dass ich ihn in Unterwäsche gesehen hatte, die mich so rot werden ließ, sondern eher, dass mein Blick gefährlich weit unten gelandet war, als er sich umgedreht hatte. Ich schlug mir mit meiner Hand gegen die Stirn, schüttelte den Kopf. Irgendwie willst du dich ihm ja komplett hingeben, aber du kannst nicht, weil du einfach stur bist und unbedingt deinen Märchenprinzen haben willst, dachte ich. Was sollte er denn jetzt schon wieder denken? Josh kam in einer schwarzen, langen Jogginghose und einem normalen schwarzen T-Shirt wieder raus. Er hielt einen weißen Hoodie in der Hand, hielt ihn mir hin. "Ich denke nicht, dass du in dem Kleid schlafen willst." Ich lächelte ruhig, doch im inneren, sprang mein Herz Saltos. Ich durfte einen von Joshs Hoodies anziehen! Ein Traum wurde wahr, so dämlich das auch klang. Ich nahm ihn, ging ins Schlafzimmer, wollte, mit dem Rücken zur Tür gedreht, das Kleid ausziehen. Es hatte hinten einen Reißverschluss und ich bekam ihn, was für ein Schlag des Schicksals, nicht auf. Mit allen möglichen Verrenkungen meiner Arme, versuchte ich ihn aufzubekommen, vergebens. Nach einer kurzen Zeit, machte ich eine Pause, holte tief Luft. Es war sehr anstrengend. Plötzlich spürte ich eine Hand, welche meine langen Haare über meine Schulter warf und den Reißverschluss öffnete. Mein Atem setzte aus. Ich bewegte mich nicht. Das führte dazu, dass mein Kleid, nachdem der Reißverschluss aufgemacht wurde, nach unten fiel. Nun stand ich nur noch in meiner schwarzen Unterwäsche dort. Ein Gefühl von Scham und Erregtheit kam in mir hoch. Josh kam näher, legte seine Hände auf meine Hüfte, ich wusste nicht was ich tun sollte, ob ich weinen oder glücklich sein sollte. Er flüsterte mir etwas ins Ohr. "Jetzt sind wir quitt." Mit diesen Worten ging er zum Bett und ließ sich fallen. Ich atmete erleichtert aus, zog schnell den Hoodie über. Ich dachte gerade wirklich er wollte... was hätte ich dann getan? Hätte ich ihn gelassen? Dass ich wirklich darüber nachdachte! Der Hoodie war mir viel zu groß und ging mir bis zu den Knien. Die Ärmel hingen auch drei Meter weiter unten.

Ich ging ebenfalls zum Bett, auf die andere Seite. Josh musterte mich in dem fiel zu großen Pulli, lächelte. Mit einem nervösen Lächeln, fragte ich ihn etwas. "Also... wo kann ich schlafen?" Er sah mich mit einem ironischen Blick an. "Hier? Also ich meine, du kannst natürlich auch auf dem Boden schlafen." Meine Augen weiteten sich. Mit Josh in einem Bett? Was ist wenn- Nein hör auf dir diese Fragen zu stellen! Es wird nichts passieren! Ich stritt mich in Gedanken mit mir selbst. Erst als Josh sich die Bettdecke nahm, kam ich zurück in die Realität. Langsam aber sicher, kroch ich auch drunter, mit einem weiten Abstand von Josh. Das Licht ging durch ein klatschen von ihm aus. Ich drehte mich zu ihm, er tat es mir gleich. "Also, was ist mit deiner Mutter?", fragte er, sogar interessiert. "Naja, sie... Sie hat nicht wirklich viel Zeit für uns." "Euch?" Sein Blick wurde fragend. "Für meine Geschwister und mich und... sie hat mir das Buch gegeben, wo ich noch klein war. Es erinnert mich an die Zeit, wo ich ihr noch nicht egal war." Mein Blick wurde traurig, Joshs eher sanft. Der große Abstand zwischen uns, blieb nich länger bestehen, denn er streckte seine Arme aus, zog mich an sich. Ich überlegte kurz, schmiegte mich letztendlich aber an seine Brust. Das gab mir ein Gefühl von Geborgenheit und meine Augen fielen langsam zu.

Her own happy endingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt