Kapitel 37

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Geschwind reitete ich mit Prince zurück in Richtung Turnier. Die letzte Stunde würde bald anbrechen, was bedeutete, dass ich mich beeilen musste.

Ich reitete in meinen Reitklamotten an der Straße entlang, auf direktem Weg zum Turnier. Die Sonne schien hell und es wurde langsam echt warm. Ob Mom wohl bemerkt hatte, dass ich mit einem Pferd weg geritten war? Ich hoffte es natürlich nicht, aber selbst wenn, es würde mich nicht stören. Sollte sie doch kommen. Dann würde sie sehen, wie ich teilnehme.

Zurück bei dem Turnier versuchte ich, um die jubelnden Massen herumzureiten, was mir sogar halbwegs gelang. Ich blieb jedoch bei Maja und Jamie, die auf der Wiese hinter der Masse saßen, stehen. Sie waren nicht die einzigen, die sich diesen Platz ausgesucht hatten. Viele andere lagen oder saßen ebenfalls dort.

Mit einem verwirrten Lächeln begrüßte Maja mich. "Hey, ich wusste gar nicht, dass du reitest!" Auch Jamie schien verwundert.

"Hey, habt ihr Jessica zufällig gesehen?" Maja nickte aufgeregt. "Ja, sie war der Hammer! Sie ist immer noch auf Platz 1! Bis jetzt konnte sie noch keiner überholen," sagte sie, woraufhin ich den Kopf schüttelte. "Nein, ich meine, habt ihr sie hier vorbeikommen sehen? Ich muss sie unbedingt finden."

Maja und Jamie sahen sich an, schüttelten die Köpfe. "Nein, tut mir leid," sagte Jamie langsam. "Ist schon gut, danke trotzdem!"

Mit einem Lächeln wollte ich mich eigentlich gerade verabschieden, doch Etwas, oder Jemand kam mir in den Weg. Mit einem fröhlichen Lächeln trat Josh, mit seiner Cousine an der Hand, an mich und das Pferd heran. "Wow, wusste nicht, dass du reitest," sagte er, das Pferd betrachtend. "Willst du am Turnier teilnehmen?" Ich nickte unsicher. Dann fiel mir sein Bein auf. "Du kannst wieder laufen?" "Ja, die Medikamente helfen gut." Es löste Freude in mir aus, Josh so zu sehen. Er konnte tatsächlich wieder laufen und das Leben noch etwas länger genießen.

Plötzlich hörte ich die Stimme des Moderators wieder. Alle wurden abrupt leise, konzentrierten sich auf das gesagte.

"Das war Tom Greyton. Damit rückt er auf den vierten Platz der Rangliste. Begrüßen sie nun mit mir unsere nächste Kandidatin-" Der Moderator stoppte, als er den Namen las. "Da brat mir doch einer nen Storch. Unsere nächste Kandidatin ist Emma Evans! Die Tochter von der zwölffachen Siegerin dieses Turniers Regina Evans!"

Scheinbar hatte Jessica mich schon angemeldet. Ob sie das mit meiner Mutter wohl erwähnt hatte? Vielleicht wusste es der Moderator auch einfach so. Den Namen Evans gab es in unserem Dorf nur einmal.

Ich schaute noch einmal schnell zu Josh. "Na los! Worauf wartest du?", fragte er aufgeregt und deutete auf den großen Turnierplatz.

Ich lächelte. Jetzt war endlich meine Zeit gekommen. Ich durfte an einem Turnier teilnehmen! Einem echten Turnier! Ich durfte nun endlich meinen Traum leben! All die Jahre hatte ich auf diesen Moment gewartet und jetzt war es endlich soweit!

Mit einem breiten Grinsen ritt ich Richtung Platz und danach, direkt auf ihn drauf. Die Menge um den runden Holzzaun herum jubelte. Sie jubelten mir zu! Ich meine, MIR! Das war alles, was ich mir je erträumt hatte!

Der Startpfiff ertönte und ich ritt los. Perfekt über die erste Hürde, sogar noch besser über die zweite. Ich dachte nicht einmal daran zu zögern. Ich zog es einfach durch. Sogar der Moderator meldete sich nun zu Wort. "Und die nächste Hürde hat sie auch mit Bravour gemeistert! Und die nächste! Das ist der Wahnsinn!! Sie könnte, wenn sie so weiter macht, sogar einen neuen Rekord aufstellen!" Die stimme des Mannes wurde mit jedem Satz lauter. Die Menge jubelte weiter. Ein neuer Rekord? Bedeutete das etwa...? Ohne mir die Frage zu Ende stellen zu können, ertönte erneut die Stimme des Moderators. "Damit würde sie ihre Mutter vom Thron schubsten! Ihr müsste nur dieser eine letzte Sprung genau so perfekt gelingen, dann hat sie es geschafft!"

Ich behielt das Tempo bei, ritt genau auf das letzte Hindernis zu. Von der Seite hörte ich Josh, Jessica, Jamie und Maja, die nun dichter an den Zaun getreten waren. "Das schaffst du Emma!" Jessica hüpfte dabei aufgeregt auf und ab. Noch ein letzter Blick zu Prince, der seinen Kopf so drehte, dass er mich mit einem Augen sehen konnte und gemeinsam liefen wir auf das letzte Hindernis zu.

Das Hindernis kam immer näher und näher und...
Ich sprang. Prince und ich flogen durch die Luft, sodass ich über die Menge drüber hinwegsehen konnte. Ich sah die Einfahrt zum Reiterhof. Ich sah einen schwarzen Range Rover, wo gerade eine dunkelblonde, dünne Frau mit enttäuschtem Gesichtsausdruck Ausstieg.
Mom.

Für einen kurzen Moment blickten wir uns direkt in die Augen. Ein Gefühl von Reue kam in mir auf, doch als ich wieder am Boden war, wurde dieses Gefühl von dem lauten Jubelgeschrei der Menge und dem "dezenten" Ausraster des Moderators unterdrückt.

"EMMA EVANS, LEUTE!!! SIE HAT IHRE MUTTER VOM THRON GESTÜRZT UND IST JETZT DER NEUE CHAMP DES REITTURNIERS!! SIE HAT EINEN NEUEN REKORD AUFGESTELLT!!! SO VIELE EREIGNISSE IN EINEM AUFTRITT!!!!!!!!!! WAS FÜR EINE LEISTUNG!!!!"

Meine Freunde kamen auf den Platz gerannt und umarmten mich. Es regnete Konfetti und Jessica versuchte voller Freude es zu fangen. "Du hast es geschafft!", schrie sie.

Ein weiterer Mann kam auf den Platz und überreichte mir neben den total aufgeregten Moderator und den mindestens 30 Reportern den Pokal. Danach huschte er schnell wieder vom Platz runter.

Von vorne kamen unzählige Reporter. Als ich mich umdrehen wollte, standen hinter mir nicht mehr meine Freunde, sondern weiter Menschen von der Presse. Sie kamen immer näher. Ich fühlte mich ziemlich eingeengt und bekam kaum Luft.

"Wie haben sie das gemacht?"
"Was tun sie jetzt?"
"Wer hat ihnen das beigebracht?"
"Wie lange machen sie das schon?"

Fragen über fragen. Ich konnte nicht antworten. Alles war so beengt und ich wusste nicht, was ich jetzt noch tun sollte.

"Warten Sie, ich- Hilfe!"

Meine Stimme versagte bei dem 'Hilfe'.
Ich fing an, Panik zu schieben.
Ich dachte, ich würde in Ohnmacht fallen, bis mich jemand, der sich durch die Menge an Reportern gedrängt hatte, aus dem nun entstandenem Kreis herauszog.

Ich hatte keine Ahnung, wer es war, doch als ich es erfuhr, wurde mir plötzlich ganz anders...

Her own happy endingWhere stories live. Discover now