2. Kapitel

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Fuck. Fuck. Fuck. Fuck. Ein D.  Ein D für Desaster. Ein D für Dumm. Ein D für Das-war-nichts. Fuck, das zog meine GPA noch weiter runter. Wenn Dad das mitbekam war ich am Arsch. Und der Coach erst, da konnte ich ja gleich auswandern.

„Ihr könnt euren Durchschnitt noch verbessern, für die, die vielleicht nicht so zufrieden sind. Wenn Bedarf besteht, dann meldet euch bei mir. Ansonsten machen wir jetzt weiter mit der Zellteilung. Also, es gibt die Mitose und die Meiose. Die Mitose beschreibt..." Fuck ein D! Nur weil ich Osmose mit Diffusion vertauscht habe? Wirklich, wer sah das denn bitte auch so eng? Gut, ich hatte halt auch nicht ganz so viel gelernt wie ich sicher nötig gehabt hätte, aber eigentlich dachte ich, dass ich das zumindest mehr als nur mein Name und das Datum richtig gehabt hätte. Lernen war meiner Meinung nach eben etwas für welche die keine Hobbys oder Freunde hatten. Ava zum Beispiel, sie hätte bestimmt ein A bekommen. Nur war mir mein soziales Leben doch wichtiger. Mr. Smith redete weiter ohne darauf zu achten wer ihm zuhörte oder nicht. Wie sollte ich das Dad erklären? Ich kann mir schon vorstellen was er sagen würde. Irgendetwas in Richtung Enttäuschung und Hoffnungsloser Fall bestimmt, also eigentlich das selbe wie sonst auch. Um mich abzulenken zog ich mein Handy unter den Tisch und stellte fest, dass Dad mir bereits zuvor gekommen war.

Kommen nächste Woche erst zurück, es gibt Probleme in Chicago. Hast du das Ergebnis von dem Biologietest?- Dad

Ich unterdrückte ein Stöhnen. Dad hatte ein Gespür für so was; jedes Mal wenn ich schlechte Noten bekam, schrieb er irgendetwas. Möglicherweise wusste er es auch von den Lehrern, aber ich hoffte das Gegenteil. Sein länger Fortbleiben war keine Überraschung mehr für mich, weil es ständig irgendwelche unerwarteten Probleme gab. Dafür war diesmal Mum mit ihm dahin gefahren, dann hatte ich zumindest meine Ruhe. 

Kein Problem, nein haben wir noch nicht, hab aber kein gutes Gefühl. –Liam

Das war nur leicht geflunkert. Aber so konnte ich ihn erst einmal darauf vorbereiten, ehe ich ihm die Wahrheit erzählte. 

Schlecher als ein C kannst du dir nicht leisten. Du hättest dich mehr anstrengen müssen.- Dad

Fick dich Dad. Mein Finger schwebte über das Senden Zeichen, doch ich wusste,  dass ich es nicht machen würde. Nachricht löschen? Ja. Anderen Nachrichten verlauf auswählen? Ja!

Lad die Jungs ein, Wochenende Poolparty bei mir. Frauen nur in Bikini Größe 4, 6 wenn sie große Brüste haben. –Liam.

Ich drückte auf senden. Die Nachricht würde an Kyle gehen, der wiederum würde sie an die passenden  Leute schicken, sodass ich mich um nichts mehr außer dem Ausräumen des Hauses kümmern musste. Das System war genial und ausgereift, ein Erfolg der Jahrelangen Übung. „ ...und nach der Telophase entstehen 2 Tochterzellen. Soweit alles verstanden? Jemand Fragen dazu?" Mr. Smith sah abwartend durch die Klasse, bis sein Blick auf mich fiel. "Liam, was passiert in der Anaphase?" Fragend sah er mich an. Keine Ahnung, hatte nicht aufgepasst. Wen interessierte so ein Scheiß auch? Ich sank tiefer im Stuhl und versuchte krampfhaft, etwas von der Tafel zu erkennen. Leider half mir das auch nicht unbedingt weiter weil ich verstand nichts von dem was da geschrieben war verstand.

„Ähm, also in der Anaphase passiert auf jeden Fall eine Menge." Mehr als bei Ihnen im Bett vermutlich. Gerade als er den Mund aufmachte um etwas zu erwiedern, schellte es. Yes man, gerettet von der Schule selbst! Alle packten ihre Tasche ein und ich sah zu der erste zu sein der den Raum verließ. Kaum stand ich auf dem Flur, zog ich mein Handy wieder aus der Tasche heraus und bemerkte nebenbei, dass ich mitten in einem Strom aus Schülern stand die mir genervt auswichen. Meine Augen überflogen die Nachricht und brachten mich zu grinsen. Auf Kyle war einfach immer verlass.

Alles klar, sehen uns beim Training. -Kyle 

*** 

„Alter ein D? Du weißt schon das du für das Studium ein GPA von 3,2 benötigst oder?" Josh schaute mich entsetzt an während wir um den Platz liefen. Sein blondes Haar war schon nass geschwitzt und ich merkte, dass eine Strähne von meinem ebenfalls an meiner der Stirn klebte. Der Coach war einfach unnachgiebig wenn es um die Vorbereitung der Saison ging und forderte Höchstleistung von uns, etwas was ich zu geben gerne bereit war.

„Ist doch kein Problem, du kannst mit Sicherheit eine Art Hausarbeit nachreichen, um den Durchschnitt hochzuziehen.", versuchte Kyle mich aufzumuntern, während wir bei den Cheerleadern vorbeiliefen. Eine von ihnen rief laut meinen Namen und ich zwinkerte ihr, bevor ich mich wieder auf das Laufen konzentrierte. Kyle und Josh diskutierten derweil weiter. Ich war zu vertieft in meinen Gedanken um mich daran zu beteiligen. Kyle hatte Recht noch konnte ich das retten, aber ich wusste die Arbeit nicht ausreichen sein würde, denn ich verstand eben nichts von Genetik. Ich würde noch einmal mit Mr. Smith sprechen,  vielleicht konnte ich ja irgendetwas anderes machen Die Cheerleader übten mittlerweile Spagat und das Mädchen, das mich gerufen hatte, schien eine der sehr dehnbaren zu sein. Hm, vielleicht sollte ich mich einmal bei ihr vorstellen, als Kapitän hatte man eben Gewisse Aufgaben und Pflichten.

„Liam, hast du überhaupt zugehört?"

„Ja, hab ich und keine Sorge Jungs, ich kriege das schon hin. Mr. Smith wird schon eine Lösung für mich finden, schließlich finanziert mein Dad seine Schulprojekte." Selbstsicher sah ich die beiden abwechselnd an. Josh zuckte mit den Schultern und auch Kyle erwiderte nichts mehr. Wir liefen an der Tribüne her, wo Ava mit einem Buch in der Hand im Schatten saß. Für sie wäre die Hausarbeit vermutlich kein Problem, aber wenn ich sie um Hilfe fragen würde, würde sie sich eher ein Messer in die Kehle rammen als mir zu helfen. Warum machte sie eigentlich kein Sport mit? Hatten ihre Klamotten zu sehr gestunken, dass der Lehrer meinte sie sollte es lieber lassen? Möglich wäre das.

„Ava soll angeblich eine GPA von 3,7 haben, hat Taylor erzählt." Taylor war der Sohn vom Direktor und während sein Alter viel von Diskretion und Ordnung hielt, erzählte Taylor immer gerne, wer welche Noten hatte. Er zählte ebenfalls zu meinen engeren Freunden was sicher keine Überraschung war. Dennoch, 3,7 war schon wirklich erstaunlich weil das im Durchschschnitt ein A- war. Erstaunlich, aber keine Überraschung wenn man bedachte dass sie eh keine Freunde hatte. Wir joggten weiter und redeten über das Wochenende. Das Mädchen von vor hin lief weiter hinten mit, also nutzte ich die Chance mit ihr zu reden. Man musste dazu sagen, dass die Mädels echt langsam liefen. Kaum zu glauben das sie dabei ins Schwitzen gerieten. Während ich zu ihr hin sprintete, sah ich sie mir genauer an. Ihre Brüste waren vermutlich eine gute 70B, allgemein war ihre Figur eine 8/10, Abzüge für die Nase und den dicken Waden, wobei das vermutlich an den Muskeln lag. Im Gesamten annehmbar also. „Hey Süße, du hast ja ein ordentliches Tempo drauf." Sie kicherte. Das taten sie immer.

„Früher war ich Langläuferin, dass hat mir eine super Kondition gegeben." Ach ja? Merkte man nicht.

„Oh ich bin mir sicher, dass deine Kondition wirklich gut ist, aber ein Beweis wäre nicht schlecht.", sagte ich mit einem ziemlich leicht zu verstehenden Unterton, denn auch sie kapierte, was mich etwas überraschte, denn sie wirkte nicht wie die hellste Kerze auf der Torte. Sie stockte kurz und ich merkte, wie sie sich eine Antwort überlegte. Dann sah sie mich mit schief gelegtem Kopf an.

„Sag mir wann und wo und ich beweise es.", antworte sie und versuchte dabei Kokett zu wirken. Oh Gott, sie reagierte wirklich auf so einen billigen Spruch? hatte sie denn gar keine Würde? 

Ich lächelte sie nur schief an. Es war ihr Problem, nicht meins. „Nun dann, nach dem Training in der Dusche wäre schon ein guter Anfang." Ihr Gesicht färbte sich rot, als sie hastig nickte. „Super, ich kann es kaum erwarten.", antwortete ich, zwinkerte ihr zu und lief zum Coach, der uns zusammen rief um die nächste Übung zu besprechen. Kannte ich ihren Namen eigentlich? 

DeliriumWhere stories live. Discover now