XXIX

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„Die bin ich Sir. Sie sind bestimmt Mr. Jefferson.", antworte ich und reichte ihm meine Hand. Er schüttelte sie kurz, dann musterte er mich wieder.

„Mein Sohn ist kein leichter Fall, deswegen wirst du sicher verstehen, dass ich nicht davon überzeugt bin, dass deine Kompetenzen ausreichend sind, ihm mehr bei zu bringen als professionelle Lehrkräfte, trotz deines GPA's." Liam versteifte sich merkbar neben mir und ich war fassungslos wie schlecht er über seinen Sohn sprach. Unbewusst und entgegen meines besseren Wissens, richtete ich mich auf und sah Mr. Jefferson provokant in die Augen. Ich konnte nichts gegen die Worte tun, die meinen Mund verließen, denn sie waren geleitet von unterschwelliger Wut.

„Mit Verlaub Sir, ich denke meine Kompetenzen sind mehr als ausreichend, ansonsten würde ich keinen 3,9 Schnitt erreichen und wie Ihnen Liam bestimmt bereits mitgeteilt hat, ist Biologie einer meiner besten Fächer. Des weiteren scheinen die Kompetenzen unserer Lehrer nicht ausreichend zu sein, denn Liam macht ziemlich gute Fortschritte, was Sie doch sicher freut nicht wahr?", meine Stimme klang zuckersüß, getränkt von Vorwurf.

Mr. Jefferson hob seine Augenbrauen und kühl sah er mich an. „3,9 ist natürlich beeindruckend..."

„Eben, deswegen denke ich können wir uns diese Diskussion auch sparen und warten die Ergebnisse ab.", unterbrach ich ihn und ich hätte mir selbst ins Gesicht schlagen können. Wie konnte ich bloß so mit dem Chef meines Vaters sprechen?

„Nun, wenn das so ist. Habt ihr schon gegessen?", fragte er an Liam gerichtet, der langsam seinen Kopf schüttelte. Du liebe Güte, war er eingeschüchtert. „Wenn ihr wollt, können wir zusammen essen. Dann haben wir noch mehr Gelegenheit uns zu unterhalten.", sagte er, während er mich von der Seite ansah.

„Gerne.", erwiderte ich in demselben Tonfall ohne den Blick abzuwenden. Mr. Jefferson drehte sich um und verschwand Richtung Küche. Liam stand immer noch regungslos neben mir und ich drückte seine Hand. „Alles gut?", fragte ich leise, aber Liams Nicken wirkte nicht überzeugend auf mich. Ein Ruck fuhr durch seinen Körper, dann folgte er seinem Vater, ohne dabei meine Hand loszulassen.

*

„Wo arbeitet dein Vater Ava?", fragte Mr. Jefferson, während er sich ein Stück Steak abschnitt.

„Bei Ihnen Sir. Das heißt, er fängt nächste Woche bei Ihnen an.", antwortete ich und steckte mir Salat in den Mund. Das ganze Essen über hatte er nur mir Fragen gestellt, Liam war unsichtbar. Diesen schien das aber nicht zu stören, vielleicht kannte er das auch nicht anders. Ein Anflug von Mitleid tauchte in mir auf, aber ich Verdrängte das Gefühl. Wenn er sich so behandeln ließ, war es seine Schuld.

„Ah ja, Hastings." Ich nickte, überrascht das er seinen Namen tatsächlich kannte. „Weißt du schon auf welche Universität du gehen möchtest? Bei deinem Schnitt stehen dir sicher überall die Türen offen, obwohl es schwierig wird ohne Kontakte an Uni's wie Yale oder Havard zu kommen. "

Ich schluckte schnell und trank ein Schluck aus dem Kristallglas vor mir. Gut das war ein Thema, bei dem ich Punkten könnte und er vielleicht mein Verhalten von eben vergaß. „Ich studiere schon und werde nach der Schule auf die Princeton wechseln." Es folgte totale Stille, als mich zwei überraschte Jeffersons ansahen und wieder war die Ähnlichkeit kaum zu übersehen.

„Du studierst schon? An der Princeton?" Liam klang ungläubig und es wurde nicht besser als ich nickte.

„Das ist beeindruckend. Was studierst du?" Mr. Jefferson's Haltung änderte sich sofort, er wirkte ernsthaft interessiert und irgendwie fühlte ich mich unwohl. Klar wusste ich, dass es sehr selten war, aber in meiner Familie sorgte das nicht mehr für so ein Aufsehen und ich hatte mich daran gewöhnt. Hier klang das so, als hätte ich ein Mittel gegen Krebs erfunden.

DeliriumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt