XXXII

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War das sein verdammter Ernst? Erst weckte er mich nicht, dann stellte er mich unter die Dusche und zwang mich quasi dazu mich auszuziehen, nur um dann urplötzlich zu sagen, dass ich verschwinden muss und den Mund halten sollte? Ging's denn eigentlich noch? Wutentbrannt stürmte ich nach Hause. Wenn ich den später in der Schule sehen würde, würden wir uns unterhalten. Wie konnte er denn nur so dreist sein und mich schlafen lassen? Und wie konnte Dad das überhaupt zulassen? Oh Dad, wir werden uns auch gleich noch unterhalten... Ich kochte weiter, auch noch als ich unser Haus erreichte. Der Wagen stand noch vor der Tür, also war Dad zuhause. Ich bemühte mich erst gar nicht leise zu sein, sondern ließ die Tür gegen den Wand krachen, sodass jeder hier im Haus wusste, dass ich wieder da war. Dad fuhr erschrocken von dem Sofa hoch auf dem er schlief. „Schatz, was machst du denn hier? Liam meinte doch dass er dich mit zu Schule nimmt?" Dann sah er mich genauer an. „Was hat dieser Mistkerl gemacht? Oh ich wusste ich hätte ihm nicht vertrauen sollen. Wenn ich den das nächste..."

„Nichts wirst du tun, ich bin wegen dir sauer! Wie konntest du ihm bitte schön sagen, dass ich da schlafen kann? Spinnst du?", fuhr ich ihn an, nicht im mindesten daran interessiert meine Stimme zu senken.

„Wow, wow, wow, warum bin ich jetzt der Schuldige?" Dad hob abwehrend die Hände vor die Brust.

„Weil du ihm hättest sagen sollen, dass er mich verdammt noch mal wecken soll und nach Hause bringt! Stattdessen wache ich heute in seinem Bett auf!" Gott!

„Du hast bei Liam im Bett geschlafen? Liam Jefferson?", fragte Dave und wäre ich nicht so wütend gewesen, dann hätte ich mich vermutlich erschrocken ihn dort zu sehen.

„Jefferson? Von Arthur Jefferson? Von der Firma?" Dad erschien überfordert.

„Ja Dad, da wo du anfängst zu arbeiten! Du hast ihn ernsthaft nicht einmal nach seinem Namen gefragt?" Er ließ mich ernsthaft bei einem Jungen schlafen ohne seinen Namen zu kennen? Er hätte nicht einmal gewusst wo ich wäre, wenn ich nicht mehr aufgetaucht wäre.

„Ava, seit wann bist du so cool? Läuft da jetzt was zwischen euch?", erkundigte sie Dave neugierig.

„NEIN!", antworteten Dad und ich zeitgleich, wenigstens etwas worüber wir uns einig waren.

„Aber er ist ganz nett. Er hat mit mir Barbie gespielt." Super Amber, musstest du jetzt auch noch aufstehen?

Dave schien ernsthaft überfordert. „Du hast mit ihm Barbie gespielt? Weißt du eigentlich dass er zu den coolsten Leuten auf unserer Schule gehört?" Amber zuckte gleichgültig mit den Schultern.

„Kannst du bitte einmal aufhören ihn immer so anzuhimmeln? Meine Güte, dann gib du ihm doch Nachhilfe.", schnaubte ich. Dann brach das Chaos los und alle schrien sich gegenseitig an. Eine wundervolle Art den Tag zu beginnen, da war man doch gleich viel Entspannter. Dave schrie Dad an, weil er gemein zu Liam war, Dad mich weil ich nicht gesagt hatte, dass er der Sohn ist, ich zurück, weil ich gar nicht da gewesen war und Dave Amber, weil sie mit ihm Barbie gespielt hat. Amber schrie daraufhin Dave an, dass er das auch mal machen könnte und irgendwann pfiff ich durch meine Finger. Augenblicklich war Ruhe eingekehrt und alle sahen mich an. „Ruhe jetzt. Amber, Dave, ihr habt noch eine Stunde Zeit bevor ihr aufstehen müsst, also Abmarsch. Dad, du kannst Brötchen holen wenn du eh schon wach bist und denk daran nachher mit Amber zum Arzt zu fahren wegen der Blutentnahme. Das in dem ganzen Theater niemanden aufgefallen war, dass ich andere Klamotten trug und nass war, zeigte wieder einmal, wie Aufmerksam wir hier waren. Missgestimmt machte ich mich auf dem Weg ins Badezimmer.

Meine Wut hatte sich auch zwei Stunden später nicht gelegt und dass Liam meine Nachricht, geschrieben bei einem Anflug von Sorge, gelesen hatte, aber nicht beantwortete machte das Ganze nicht besser. Ich war weiterhin sauer auf Liam und ich hatte das dringende Bedürfnis ihm weh zu tun. Nicht ganz viel, maximal zwei, höchstens drei amputierte Finger. Aber leider, leider zählte das bereits unter Körperverletzung. Seine Klamotten hatte ich trockengeföhnt und in eine Tasche getan um sie ihn nachher direkt wiedergeben zu können. Er sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, dass ich die länger als nötig getragen hätte! Dank Dave waren wir spät dran, also konnte ich ihn vor dem Unterricht nicht mehr abpassen, aber das machte mir nicht so viel aus. Dafür konnte ich der Frage nach gehen, warum mich das so aufgeregt hatte und was genau der Grund war. Leider gefiel mir meine Antwort nicht, also konzentrierte ich mich weiter auf meine Vorstellung ihn zu verletzten und auf die Integralrechnung an der Tafel.

DeliriumWhere stories live. Discover now