XXXVII

508 33 58
                                    

Ich war noch nie bei dem Clubhaus der Biker gewesen, obwohl sie zu unseren Stammgästen zählten und uns schon mehrfach eingeladen hatte, zu ihnen zu kommen. Ich weiß nicht was ich erwartet hatte, aber es glich nicht ganz meiner Vorstellung. Statt Saloontüren hab es eine normale, massive Holztür und statt eines riesen Gebäudes, gab es mehrere kleine, verteilt um ein etwas Größeres.

„Da halten wir unsere Sitzungen ab oder besprechen die Geschäfte.", erklärte Jake, als wir das große Tor passierten. Das Gelände war umgeben von einem Zaun, der circa zwei Meter hoch war. Jake steuerte auf eines der kleinen Häuser weiter hinten zu und fasziniert schwenke ich meinen Kopf hin und her um nichts zu übersehen. Es waren kaum Menschen zu sehen, ein paar saßen auf der Veranda des großen Hauses und hoben die Hand zum Gruß, aber ansonsten war es ziemlich ruhig. Jakes kam zum Halten und ich deutete es als Zeichen abzusteigen. „Hier wohnen Drake und ich, es ist wohlmöglich etwas chaotisch." Entschuldigend blickte Jake mich an, doch ich grinste wissend. Das Haus hatte ungefähr die selbe Größe wie unseres, nur das hier zwei statt vier Menschen lebten. Er schloss die Tür auf und ließ mir den Vortritt. Neugierig sah ich mich um. „Warte eben hier, ich komme sofort wieder. Was für eine Schuhgröße hast du? Oh, und möchtest du was trinken?"

Ich antwortete und Jake verschwand nach oben. In der Mitte war ein braunes Ledersofa über den zwei Shirts lagen und an der Wand stand ein Flachbildfernseher. Der Couchtisch war überseht mit Zeitschriften, Lederpflege und Controller. Die halbvolle Chipstüte zierte das Ganze. Ich schmunzelte, denn bei uns würde es genau so aussehen, wenn Dave und Dad alleine wären. Ich sah mich weiter um und auf einer Kommode standen mehrere Bilder, die mein Interesse weckten. Die Chance, einen von den beiden als Kinder zu sehen, konnte ich mir nicht entgehen lassen, also ging ich darauf zu. Das erste Bild zeigte Jake mit seiner Familie, zumindest nahm ich das an, das zweite musste Drake beim Football sein, sein Gesicht war mit schwarzen Streifen versehen. Das dritte zeigte zwei kleine Jungen auf einem Baumhaus mit Tassen in der Hand. Anhand des ersten Fotos vermutete ich, dass es Jake war, doch der zweite Junge ähnelte nicht dem anderen. Ich grinste bei dem Anblick. Das vierte zeigte Drake mit einem Mädchen im Arm, die gewisse Ähnlichkeiten mit ihm hatte. Bestimmt war es seine Schwester. Das fünfte waren Jake und Drake auf ihren Motorrädern, das sechste zeigte Jake mit seinen Freunden auf einer Bowlingbahn. Sie sahen so aus, als wären sie in meinem Alter gewesen und Jake wirkte viel unbekümmerter als ich ihn kannte.

„Jake seine Schulfreunde." Ich erschrak als ich die ruhige Stimme von Drake hörte und stellte hastig das Bild ab. „Du siehst hübsch aus, aber ist so ein Kleid nicht etwas unpraktisch auf einem Motorrad?"

Ich streckte ihm die Zunge raus, während ich zu ihm ging. „Sollen wir tauschen? Dann kannst du es selber ausprobieren. Ich finde Blau ist eh total deine Farbe."

Drake lachte leise und zog mich in die Arme. „Und hat Jake dieses Mal mehr Wörter gefunden?"

„Oh ja, ich denke es waren bestimmt vier oder fünf, beinahe ein ganzer Satz."

Drake sog stark Luft ein. „Einen ganzen Satz? Das ist ja kaum zu glauben!" Ich nickte ernsthaft, konnte mir aber ein Lachen nicht verkneifen.

„Ach halt doch deine Klappe.", erklang Jakes Stimme von oben. Er trug einen Rucksack über der Schulter und kam zu uns.

„Einer von uns beiden muss doch Konversation treiben, sonst denkt die Arme Ava, dass wir vorzeitliche Höhlenmenschen sind, die Angst vor Feuer haben."

Jake verdrehte die Augen, doch Drake deutete mir gegenüber eine Verbeugung an. „Mylady, ich entschuldige mich in aller Form und Höflichkeit für die mangelnden Manieren dieses jungen Herrens."

Ich fächerte mir Luft zu. „MyLord, ich weiß Sie geben Ihr Bestes, es gibt Ihnen nichts zu verzeihen." Ich knickste elegant.

„Oh, Sie wissen gar nicht, welch Freude mir Ihre Worte bereiten."

DeliriumWhere stories live. Discover now