LIII

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Wartend lief ich durch Liam's Zimmer und sah mir die Fotos auf der Komode an. Als es klopfte, drehte ich mich erschrocken um, doch statt Liam stand Noah vor mir. Sein Gesicht war gelblich verfärbt, man sah deutlich die Spuren der Gewalt, hinzugefügt von seinem eigenen Vater. „Liam, ich.. Oh Ava, was machst du denn hier? Ich dachte Liam wäre hier." Nervös blieb er im Türrahmen stehen und ich merkte wie er versuchte sein Gesicht zu verstecken. 

„Hallo Noah, Liam ist unten und redet mit seinem Eltern. Was machst du hier?", fragte ich, nicht bereit mein Wissen preis zugeben. Es war besser wenn man Menschen die Wahl ließ, was andere über sie wissen sollten und wenn er lügen würde, dann würde ich das trotz meines Wissens akzeptieren müssen. Schließlich waren wir keine Freunde und ich würde ihn auch jeder Zeit über Ambers Zustand anlügen, wenn ich es müsste. Als er sagte, dass er zu Hause Streit hatte und deswegen hier untergekommen ist, war ich überrascht. Es war nicht gelogen, nur verschwieg er dabei den grausamen Teil. Ich versuchte nicht mehr als normales Verständnis zu zeigen.

„Willst du mir Gesellschaft leisten, während wir warten? Die Fotos sind nicht wirklich spannend.", bot ich ihm an und nach kurzem Zögern schloss er die Tür hinter sich. Es entging mir nicht, dass er sein Gesicht zur Seite gedreht ließ um die Hämatome zu verbergen, tat aber so als würde ich es nicht merken. Wie abgefuckt die Oberschicht doch war. Der eine verschwieg seinen Eltern, dass er nicht lesen konnte und der andere wurde zusammengeschlagen für seine sexuelle Orientierung. Abgefuckt in jeder Facette. Um ihn seine Lage etwas zu erleichtern, legte ich mich auf das Bett und klopfte auf die Seite neben mir, die rein zufällig dafür sorgte, dass ich nur die Gesunde Seite sehen konnte. Auch er schien das erkannt zu haben, denn er schnell ließ er sich neben mir nieder. Da ich mich hier auskannte, fand ich die Fernbedienung ohne Probleme.

„Ahm, Ava, warum weißt du wo die Fernbedienung liegt?" Er klang misstrauisch.

„Frag mich nicht, dann muss ich dich nicht anlügen." Ich grinste als ich an heute Morgen dachte.

„Harry Potter Teil Fünf, Fred und Hermine. Wusstest du, dass die beiden ursprünglich zusammen kommen sollten?" Überrascht sah ich ihn an. Ich war kein großer Fan der Reihe, wusste aber dass Fred am Ende gestorben war. Dave hat geweint deswegen. Ah nein, es war ja seine ‚Allergie', dass hatte ich vergessen. Also bitte, wer weinte denn wegen einem fiktiven Charakter?

„Echt? Das wäre ja ungünstig gewesen. Großer Fan?"

Er grinste. „Alle Bücher und alle Filme."

Ich lachte und suchte in der Mediathek nach dem ersten Film. „Sollen wir den sehen?", fragte ich, den Finger auf der Play taste. Begeistert nickte er, also drückte ich.

Es erklang der bekannte Hogwarts Theme und bereits nach der ersten Szene bereute ich meinen Einfall. „Wusstest du, dass Harry am Ende das Motorrad von Sirus von Arthur Weasley zurück bekommen hat?"

„Nein, das ist ja furchtbar spannend.", erwiderte ich ironisch, doch leider verstand er das wohl nicht so wie ich es meinte. Er schien es ehr als eine Aufforderung zu verstehen, mich immer wieder mit unnützen Wissen zu belästigen und ich sah mein Ende nahen, als er mir erzählte dass Familie Potter am Ende in das Haus von Sirus gezogen war. Aber wenigstens war es ein Minenfreies Gebiet, es bestand keine Chance ein uns unangenehmes Thema anzuschneiden.

Es dauerte bis zum ersten Quidditch Spiel um Liam wieder zu uns zu locken. Er sah erschöpft aus, dann sah er Noah und sein Blick veränderte sich. Aber noch bevor er etwas sagen konnte, stand Noah auf und ging auf ihn zu, bis er zwei Schritte vor ihm zum stehen kam. „Liam, es tut mir so leid wegen gestern. Ich weiß nicht was da mit mir durchgegangen ist, ich hab plötzlich nur noch schwarz gesehen und es tut mir so unfassbar leid." Er flehte ihn ja förmlich an und langsam bekam ich einen Eindruck von seinem Verhaltensmuster zu Hause.

DeliriumWhere stories live. Discover now