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Zuhause erwartete mich Leere

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Zuhause erwartete mich Leere. Dad versuchte es beim Arbeitsamt noch einmal, Dave und Amber waren bei Freunden. Dave war 14 und ich hatte die ungenaue Befürchtung, dass sein Wachstumsschub noch nicht beendet war, obwohl er meine 1,75 mittlerweile überholt hatte. Das hieß leider auch, dass wir bald wieder neue Kleidung kaufen mussten und Geld steht in einem schlechten Verhältnis zu den Rechnungen, die sich auf dem Tisch stapelten. Seufzend nahm ich in und blickte durch. Dad war mit so etwas überfordert und so passierte es schon einige Male, dass er vergas wichtige oder letzte Mahnungen zu bezahlen. So wie es aussah, würden wir den Monat noch gut rumkriegen, ich müsste nur noch mit den Mieter reden um einen Aufschub zu bekommen. Das Licht über mir flackerte. Gott sei Dank hatten wir mittlerweile wieder Strom. Ich holte mein altes Handy raus, was ich vor 3 Jahren geschenkt bekommen hatte von Dad und meiner Tante. Die Nummer war eingespeichert und ich hielt es an meinem Ohr.

„Hallo Ava, was gibt es?", fragte die Stimme am anderen Ende.

„Hey Michael, ich wollte fragen, ob du mit der Miete noch etwas warten könntest? Ich mache dafür auch noch extra Schichten, du bekommst das Geld keine Sorge. Nur letzten Monat waren so viele Prüfungen und ich hatte einfach nicht genug Zeit zum Arbeiten und.."

„Nun mal langsam Ava, es ist alles gut. Zahlt einfach bis zum 15. Du kannst natürlich noch zusätzlich Arbeiten, ich freue mich über jede helfende Hand, vor allem wenn sie zu so einer hübschen Frau wie dir gehört." Ich grinste, er schaffte es immer wieder aus einem Satz ein Kompliment zu machen

„Danke Micheal, du bist ein Engel!" Am Ende hörte ich nur ein Schnauben, was mich erneut zum lächeln brachte.

„Du wusstest doch eh, dass ich ja sage, also tu nicht so Überrascht. Geht es Amber besser?" Amber war meine Schwester und mit ihren 10 Jahren ein richtiger Wirbelwind. Letzten Monat war sie so krank und die Kosten für die Medikamente waren horrend. Es ging ihr aber langsam besser, zumindest so weit, dass sie heute zu einer Freundin konnte.

„Ja, danke noch einmal für deine Hilfe, hättest du meine Lohn nicht vorgestreckt.."

„Kein Problem, reden wir nicht drüber. Ich muss los, der Laden ruft. Wir sehen uns dann heute Abend." Ich verabschiedete mich und legte auf. Micheal hatte viele Dinge gleichzeitig am laufen und ich war mir sicher, dass vieles davon nicht legal war. Aber solange er mir einen Job gab und meine Familie ein Dach übern Kopf hatte war es mir egal was er da Abends im Hinterzimmer besprach.

Abends fing meine Schicht im Sage an. Das Sage war eine Kneipe in der Nähe, wo sich hauptsächlich Menschen wie Micheal hin begaben. Der Vorteil war, dass sich da nur Menschen hin kamen die genug Mumm besaßen. Oder eine Waffe. Das schloss einen Großteil meiner Mitschüler aus, sodass sie mich da nicht auch noch nervten. Ich war wirklich froh diesen Job zu haben denn zum einem gab es gutes Trinkgeld, zum anderen war Dad Abends wieder da sodass meine Geschwister jemanden hier hatten. Mein Zimmer teilte ich mir mit Amber. Es war schnell zu erkennen, denn überall lag altes Spielzeug rum, Pink war eine herausstechende Farbe und ich versuchte auf nichts zu treten als ich es betrat. Auf der linken Seite standen ihr Bett und unser Kleiderschrank, Rechts meins und unterm Fenster der Schreibtisch mit meinen Lernsachen. Es war vielleicht nicht groß, dafür war es sauber das war wichtig.

Gegenüber von uns lag das Zimmer von Dave. Wenn man reingehen würde, würde man Poster von halb bekleideten Frauen sehen die sich auf Maschinen rekelten. Vierzehn war ein schwieriges Alter; Mr. Bear, sein Teddybär, lag in der Ecke, aber wegnehmen durfte man ihn auch auf keinen Fall. Dave hatte wie ich schwarze Haare und blaue Augen, eine Kombination die ihm mit Sicherheit bald bei den Mädchen Aufmerksamkeit gewähren würde. Amber dagegen kam mit ihren blonden Locken mehr nach Dad. Wobei seine Haare mittlerweile Grau waren und die Sorgenfalten sich nicht mehr verbergen ließen. Er schlief auf dem Sofa unten damit Dave seine Privatsphäre hatte. Wie gesagt, Vierzehn ist ein schwieriges Alter.

Ich seufzte, nahm die Putzmittel und begann das Haus zu putzen. Wenn es gut lief, würden meine Geschwister bei ihren Freunden essen. Das hieß, dass ich noch 3 Stunden Zeit hätte zu lernen und die Projekte, die ich noch abgeben musste zu Ende bringen konnte. Dave verstand, die Notwendigkeit der Ruhe zum lernen und ließ mich in der Zeit auch alleine. Amber war noch zu jung um es zu verstehen und sie wollte die Zeit, die ich Zuhause war, nutzen um etwas zusammen machten. Dad versuchte sie in der Zeit zu beschäftigen, aber da er meistens nur Tagesjobs hatte, ließ sich nicht sagen wann er hier sein würde oder für wie lange. Um 18 Uhr musste ich im Sage sein, vermutlich bis 2 oder 3 Uhr. Das hieß, dass ich vorher Zeit zum Lernen hatte, denn morgens stand ich um halb 6 auf, um Frühstück zu machen und die Lunchpakete zu packen. Dad machte sich dann schon auf dem Weg zur Agentur, um möglichst Lukrative Jobs zu bekommen.

Kaum war ich fertig öffnete sich die Tür und Dad kam rein. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er sich extra Zeit ließ um nicht etwas machen zu müssen. Böse Gedanken und ich versuchte sie wieder da zu vergraben wo sie auferstanden waren, schließlich gab er sein Bestes. Sein Blick fand mich und er kam zu mir, um mir ein Kuss auf die Stirn zu drücken. „Danke Kleine, aber musst du nicht noch lernen?" Musste ich, aber andere Dinge müssen eben auch erledigt werden und ganz ehrlich: Dad war Handwerklich/ Technisch begabt, alles andere fiel in mein Aufgabenbereich. Keine Ahnung wie das laufen sollte, wenn ich aufs Collage gehe.

„Nein alles gut, ich hatte heute eine Freistunde, da habe ich viel geschafft." Unter anderem Liam verarschen, was an sich immer gut ist. Dad nickte, aber Besorgnis lag in seinem Blick.

„Wenn dir das zu viel wird, dann musst du es mir sagen, klar? Irgendwie kriege ich das schon hin mit der Miete, dann könntest du deine Schichten kürzen." Es war immer das selbe Thema und wir wussten beide, dass Dad alleine nicht genug verdient.

„Es ist alles gut, ich bekomme das hin. Mit Michael habe ich gesprochen und er schiebt die Miete auf. Dave und Amber sind bei Freunden, ich denke, dass sie da essen. Im Kühlschrank haben wir sonst noch Reste von gestern. Wie war es beim Amt? Hatten sie etwas für dich?"

Dads Blick hellte kurz auf, dann verdüsterte sich. „Es war schon etwas dabei, bei der Jefferson A.G und die Stelle wird gut bezahlt, aber es gibt wohl viele Bewerber. Bewerber mit einem besseren Lebenslauf."

Mitleid stieg in mir auf und ich umarmte Dad. Es war schwierig einen Job zu finden und noch schwieriger war es, wenn man schon lange keinen festen Job mehr hatte. Ohne Kontakte in die Firma war es beinahe unmöglich. Aber die Jefferson A.G wäre natürlich super: nahe bei uns, sicherer Arbeitsplatz und wie man hört bekommt man sogar Sozialleistungen. Die Firma war einer der größten hier in der Umgebung und gehörte Arthur Jefferson, dem Vater von Liam Jefferson, dem Idioten an unserer Schule. Zumindest einer davon, trauriger Weise hatten viele Anspruch auf den Titel.

„Bewerb dich trotzdem, mehr als Nein sagen können sie eh nicht und vielleicht hast du ja Glück." Dad drückte mich kurz, dann ließ er von mir am und ging in die Küche. Ich blickte auf die Uhr, in einer halben Stunde musste ich bei der Arbeit sein. Also lief ich nach oben und zog meine Arbeitskleidung (bestehend aus einem schwarzen T-Shirt mit dem Logo drauf gestickt und einer kurzen Jeanshose) an. Es war schon traurig, dass meine neuste Kleidung meine Arbeitskleidung war, aber auf der anderen Seite störte es mich auch nicht die alten Sachen unserer Nachbarin zu tragen, dafür waren die wenigstens bequem und umsonst. Die Haare band ich mir zu einem Zopf und zufrieden blickte ich in den Spiegel. Blaue Augen strahlten mir in freudiger Erwartung entgegen. Zufrieden lief ich nach unten, schnappte mir einen Apfel, verabschiedete mich von Dad und machte mich auf den Weg.

DeliriumWhere stories live. Discover now