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    Schon von weitem sah ich die Motorräder vor dem Sage  parken

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    Schon von weitem sah ich die Motorräder vor dem Sage  parken. Das hieß also, dass vor 3 Uhr kein Feierabend in Sicht war,  na super. Meine Motivation nahm ab, während ich durch den Hintereingang in den Pub trat und die Lage überblickte. Es gab nur noch drei freie Tische und das schon um 18 Uhr Abends, die restliche waren mit grölenden Männern und spärlich bekleideten Damen, die sich vorbückten um einen guten Einblick in ihr Dekolleté ermöglichten. Unbeabsichtigt natürlich, das versteht sich von selbst. Ich zögerte nicht lange, nickte Mike dem Barkeeper zu und begann die leeren Gläser einzusammeln. Am Tisch der M.C., also jenen, den die Motorräder gehörten, wurde es lauter als ich zu ihnen kam. Die Männer waren alle verschiedenen Alter und zählten hier zu unseren Stammkunden.

„Guten Abend die Herrschaften, alles gut bei euch? Braucht ihr noch etwas zu trinken?", fragte ich, bemüht das Gequatsche zu übertönen, was sich als schwierig herausstellte, da sie anscheindend ein wichtiges Geschäft erfolgreich beendet hatten. Ein paar aber bestellten Bier, die anderen Whisky auf Eis.

„Oh Jake würde es bestimmt besser gehen, wenn du dich speziell um ihn kümmern würdest!", rief Drake, einer der jüngeren mit braunen Haaren, einer schiefen Nase, die sicher von einem Bruch stammte und einer Statur die klar machte, wer im Falle eines Falles den kürzeren ziehen würde. Der angesprochene Jake verdrehte die Augen, schlug Drake in den Nacken und zwinkerte mir zu. Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott. Abgesehen davon, dass Jake mit seinem dunkelblonden Haaren, den hellblauen Augen und diesem, sich unter dem Shirt deutlich abzeichnenden, muskulösen Oberkörper einer den heißesten Typen die ich kannte war, nein er war dazu auch noch super nett und vernünftiger als seine Kumpane. Nicht das mich das interessieren würde, natürlich nicht. Oh je, er sah mich immer noch an... Innerlich schlug ich mir gegen den Kopf wegen meines unmöglichen Verhaltens. Das konnte ich besser.

„Oh ich denke in deinen zarten Mädchenhänden ist er schon sehr gut aufgehoben, aber schön dass du dich nach so vielen Jahren Beziehung immer noch so um ihn sorgst." Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu, drehte mich um und ging Hüfte schwingend zur Bar um die Bestellungen abzugeben. Hinter mir ertönte lautes Gelächter und ein aufgebrachter Drake fragte was ich damit meinte. Natürlich war ich etwas in Jake verschossen, aber ich wusste ja, wie vollkommen Sinnlos es wäre mir da irgendetwas einzureden, schließlich war ich für ihn einfach ein Mädchen das hier arbeitete und eine Beziehung allgemein stand momentan sehr weit unten auf meiner Prioritätenliste. Außerdem war er in Tia's und Jule's, die beiden weiteren Kellnerinnen, Alter. Aber träumen konnte man ja mal.

„Heute ist ja volles Haus.", kommentierte ich und von Mike kam ein nicken, er sprach nicht wirklich viel. Dafür reichte er mir die bereits fertigen Biere und ich lief los, um sie zu verteilen. Ich stellte sie auf den Tisch ab, als Drake hinter mir auftauchte, mich umdrehte und küsste. Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, schubste ich ihn nach hinten und funkelte ihn an. Was passierte hier gerade? „Was sollte das denn jetzt? Spinnst du?"

„Das hast du davon.", antworte er selbstgefällig, schaute aber Jake dabei an. Moment. Stop. Verwirrt drehte ich mich um und sah, wie er Drake zornig anstarrte. Vermutlich lag das daran, weil er genau wusste wie unangenehm mir so etwas war. Aber ich war ein großes Mädchen und durchaus in der Lage auf mich selbst aufzupassen. Drake konnte nicht schnell geng reagieren wie ich mich umdrehte und meine Hand seine Wange traf. Trotz des lauten Geräusches den mein Schlag verursachte war ich überzeugt mir selbst mehr weh getan zu haben.  Egal, sei's drum, es ging um die Symbolik. Drake verzog sein Gesicht zu einem dämlichen Grinsen. Idiot.

„Ava, alles gut bei dir?", dröhnte die tiefe Stimme von Mike zu uns rüber. Ich hob meinen Daumen. „Ich kann ihn sonst auch rausschmeißen wenn er dich belästigt."

Die Drohung wirkte, denn Drake's Blick wurde unsicher und flehend sah er mich an. Drake mochte vielleicht bullig sein, aber im Vergleich zu Mike war selbst er ein Hänfling. Mikes Wort war hier Gesetz, ich hatte zwar bisher noch nie erlebt, dass sich jemand wagte sich mit ihm anzulegen aber davon gehört. Er hatte sein hütenden Blick über alle Mitarbeiter, speziell über die weiblichen. Ich zögerte absichtlich, genoss diesen Augenblick und sog das Bild in mir auf. Dann erbarmte ich mich in meiner unschätzbaren Gutmütigkeit.

„Nein danke, so schlecht wie er küsst ist es besser, dass er es erst einmal bei einer übt, bei der er so wie so keine Chance hat." Ich klopfte Drake auf die Schulter. „Üb das lieber noch weiter bei deiner Puppe bevor du dich an lebende Objekte wagst." Drake blieb still, vermutlich aus Angst vor Mike. Der Rest aber amüsierte sich köstlich und ich verteilte weiter die Getränke. Jakes Blick mied ich und auch als ich den Rest der Bestellung brachte, schaute ich ihn bewusst nicht an. Momentan hatte ich genug um die Ohre, da brauchte ich nicht noch ein lächerliches Hirngespinnst.

Der Abend war wie vorausgesagt stressig und die Gäste immer betrunkener, aber das machte mir nichts aus. Auch wenn in meiner Schule viele dachten, dass ich gerne alleine wäre oder keine Freunde hatte, so war das hier wie mein zweites Zuhause, seit dem ich hier vor drei Jahren angefangen habe zu arbeiten. Michael war der beste Chef den man sich vorstellen konnte, der damals ein Auge zugedrückt hatte bei meinem Alter, aber heute sah ich ihn nicht. Auch mit Jules und Tia hatte ich keine Gelegenheit zu sprechen. Die beiden waren schon älter und jobbten hier neben dem Studium, von daher kamen sie von weiter weg und wir sahen uns meist nur hier. Sie hatten mir früher oft bei Schulsachen geholfen, sodass ich mittlerweile den besten GPA in der Schule hatte und sie waren die einzigen Menschen die ich als Freundinnen bezeichnen würde. Irgendjemand hatte irgendwann anscheint Mike bestochen, denn die Musik wurde lauter. Der Song kam mir wage bekannt vor, Jules sang lautstark mit einem Gast im Duett mit und unterhielten damit den ganzen Laden. Ich bewunderte sie manchmal um ihr lockeres Auftreten und während ich leise vor mich hin lachte, bediente ich die anderen Gäste. Der Abend wurde von der Nacht abgelöst und auch diese verflog so schnell, dass ich um halb 4 überrascht die letzten Gläser abtrocknete. Jules stellte die letzten Stühle hoch und Tia brachte die letzten Gäste nach draußen. Erschöpft ließ sie sich als sie wieder kam auf den Hocker fallen und trank an ihrem Bier weiter. Es war ein anstrengender Abend, aber dafür stimmte das Trinkgeld.

„Also wenn ich das richtig verstanden habe: dein Dad braucht nen Job in der Firma eines Typen, dessen Sohn in deine Schule geht und dem du Nachhilfe geben solltest? Warum nochmal konntest du ihn jetzt nicht fragen, ob er mit seinem Vater spricht?"

Ich verdrehte die Augen. Die beiden verstanden das Problem einfach nicht und wir drehten uns seit einer halben Stunde im Kreis. „Weil der Sohn von dem Typen ein Arschloch ist und er so oder so nein sagen würde wenn ich ihn fragen würde. Er würde alles tun um mir eins auszuwischen."

Jules kam zu uns, setzte sich neben Tia und nahm ihr Bier ab, bevor sie ein Schluck nahm. „Aber wenn du ihm vorschlagen würdest, dass du ihm doch Nachhilfe gibst wenn er dafür mit seinem Vater sprichst? Mehr als nein sagen kann er ja auch nicht und wie du erzählst ist er nicht der Klügste." Hatte ich das nicht heute auch zu Dad gesagt? Ich seufzte. Mike kam aus dem Arbeitszimmer,  in seiner Hand eine Cola, die er mir reichte. Dankbar trank ich.

„Aber ist euch aufgefallen wie Jake unserer süßen Ava hinterher geschaut hat?" Überrascht schaute ich von Tia zu Jules zu Mike. Hat er wirklich? Alle drei machten nicht den Anschein zu lügen. Jake hatte mich angeschaut? Errötet nahm ich das nächste Glas und trocknete es höchst interessiert ab. Un wenn schon, es war sinnlos sich darüber Gedanken zu machen. Erst als ich später im Bett lag dachte ich noch einmal  darüber nach. Hatte Jake mich wirklich die ganze Zeit beobachtet? Ich ließ die Wäre in meinem Bauch zu, die sich vorsichtig ausbreitete bevor ich sie verscheuchte.

DeliriumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt