VIII

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"Komm schon, das wird lustig!"

„Jules, ich kann wirklich nicht, ich muss noch so viel erledigen und Dad ist noch nicht wieder zu Hause, also ist keiner für die beiden da." Genervt hielt ich das Handy zwischen der Schulter und dem Ohr geklemmt und schnitt die Zucchini in Streifen. Als hätte ich Freitag Abends nichts besseres vor.

„Ich pass schon auf Amber auf!", rief Dave aus dem Hintergrund. Ja danke, fall mir noch in den Rücken, mein eigen Fleisch und Blut. Jules hatte das allerdings auch gehört und pochte natürlich um so mehr auf mein Mitkommen.

„Jules, ich kann Dave nicht alleine mit Amber lassen, was ist wenn irgendetwas passiert?"

„Süße, ich verstehe warum du nicht willst, aber du brauchst ein soziales Leben und wenn du nächstes Jahr auf das College wechselst kannst du nicht als Party Jungfrau da stehen."

„Was weißt denn du schon auf wie vielen Partys ich war?" Erbost stach ich auf die Tomate ein und Saft spritze in mein Gesicht.

„Liebste Schwester, wir wissen alle, dass du nie auf Partys gehst." Wütend drehte ich mich zu Dave und zeigte mit dem Messer auf ihn.

„Du bist hier einmal ganz still. Niemand hat dich um deine Meinung gefragt. Und außerdem kann ich eh nicht dahin, ich bin erst 17 Jules."

Dafür erntete ich nur Gelächter. Jules setzte zu einer Antwort an, doch ich wurde durch die Klingel gerettet. Kurz blickte ich auf die malträtierte Tomate und legte das Messer zur Seite. Obwohl, vielleicht sollte ich es besser mitnehmen, man weiß ja nie. „Jules, Moment eben, es hat geschellt."

Ich öffnete die Tür und vor mir stand Jules. Hätte ich das Messer doch nur mitgenommen. „Schau dich an Ava, du hast Tomatenreste in deinen Haare, die nebenbei auch mal wieder gewaschen werden könnten." Ich fuhr mir durch die Haare, ganz eventuell hatte sie Recht.

„Ich komme nicht mit!"

„Wohin nicht mit? Oh hallo Jules, schön dich zu sehen. Schick siehst du aus.", begrüßte Dad meine Freundin und drängte sich neben ihr durch die Tür.

„Jules will Ava mit auf eine Studenten Party nehmen, aber Ava weigert sich, weil sie lieber in der Küche steht und ihr ungepflegtes Äußeres genießt statt ihrer Jugend.", informierte ihn Dave taktvoll. Ich liebte ihn auch.

„Oh also wirklich Ava, was spricht denn dagegen? Du musst auch mal rauskommen und Erfahrung sammeln. Jules, du passt doch auf sie auf oder nicht?" Natürlich bejahte Jules und für Dad schien die Sache damit geklärt zu sein. Ist das sein Ernst? Konnte er nicht einmal etwas strenger sein? Warum war ich hier die einzig Vernünftige?

Während ich vor mich hin fluchte schob Jules mich die Treppe hoch ins Badezimmer. Es war sehr charmant von ihr, dass sie mich nicht sogar noch ausgezogen hat. Stattdessen schloss sie die Tür hinter sich und rief, dass sie sich um alles weitere kümmern würde. Und was hieß das schon wieder?! Ich muss zugeben, die Dusche hatte ich wohl wirklich nötig und sie half mir, mich zu entspannen. Erst da merkte ich, wie sehr ich unter Strom stand. Dave hatte recht, wann hatte ich das letzte Mal Spaß gehabt? Mit einem Handtuch um meinen Körper gewickelt ging ich in mein Zimmer. Jules unterhielt sich mit Amber, während sie diese Schminke. Amber kicherte und für einen kurzen Augenblick verlor ich mich in diesem Bild. Amber sah glücklich aus. „Ava, Jules hat gesagt, dass sie dich auch Hübsch machen will, aber ich habe ihr gesagt, dass du das doch schon bist."

Ich lächelte und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Das ist sehr nett von dir, aber du schönste von allen bist du Ambrosia." Ambrosia war ihr Spitzname, den sie sich selbst gegeben hatte, als sie hörte dass ich nach Avalon, dem Land aus der King Arthur Legende benannt wurde. Sie wollte auch etwas mythisches sein, also recherchierte ich und fand Ambrosia, was in der griechischen Mythologie Unsterblich bedeute (Und eine nervige Pflanze war, aber das ignorierte sie einfach).

DeliriumWhere stories live. Discover now