22. Kapitel

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Dieses Biest.

So wie sie zu dem Haus ging, war ich geneigt noch einmal auszusteigen und sie gleich auf der Motorhaube zu nehmen. Entgegen meines Wunsches, ließ ich den Motor an und fuhr nach Hause. Gott, ich brauchte definitiv mehr Schlaf, wenn ich das heute Nachmittag irgendwie überstehen wollte. Vielleicht konnte ich mich krank stellen, aber Mum würde das sicher nicht durchgehen lassen. Ich griff fester um das Lenkrad, sodass meine Fingerknöchel hervortraten. Woher kam plötzlich diese Wut in mir? Ich meine es war ja nichts neues das Mum unser Ansehen wichtiger war als mein Befinden. Lag es an Avas Verhalten? Aber was hatte ich denn erwartet?

Der Wagen parkte am Straßenrand und ehe ich mich versah schrie ich und schlug auf das Lenkrad. Was war in letzter Zeit los mit mir? Alles ging irgendwie schief, in der Schule versagte ich, ich begann meine Freunde zu hinterfragen und beim Football lief es schlechter als jemals zu vor. Alles glitt mir irgendwie aus den Händen, aber ich hatte keine Ahnung wie ich das wieder in Griff kriegen konnte. Meine Chance auf ein Footballstipendium sank und obwohl ich keins brauchte, wollte ich Dad beweisen, dass ich auch etwas alleine schaffen konnte. Klar würde ich nie auf eine Uni wie Harvard, Yale oder gar Princeton kommen, aber unter Southern California wäre nicht annehmbar. Um da angenommen zu werden, brauchte ich aber mindestens ein GPA von 3.7, also überall ein A-. Momentan stand ich aber bei 2.7, also durchschnittlich B-. Keine Ahnung wie ich das hinbekommen sollte. Selbst mit Ava's Hilfe würde es schwierig werden, dass musste ich mir eingestehen.

Nur was wäre dann? Auf die Frage fand ich keine Antwort und ich bezweifelte, dass sich das sobald ändern würde. Vielleicht sollte ich einmal mit Dad reden. Höhnisch lachte ich auf. Sicher, bestimmt würde er seine Termine verschieben und mir ohne Probleme seine Hilfe anbieten. Nein, mit ihm zu reden war keine Alternative. Mum konnte ich da eh vergessen. Ich musste akzeptieren, dass ich alleine war, geklaute Stunden mit Ava würden nichts daran ändern.

Nun ja, so kam ich auf jeden Fall auch nicht weiter. Ich startete das Auto und setzte meinen Weg fort. In unserer Küche brannte bereits Licht, so früh konnte nur Dad wieder auf sein. Ich öffnete die Tür und ließ sie hinter mir in Schloss fallen. Mir fehlte die Geduld möglichst leise zu sein und mich in meinem Haus in mein Zimmer zu schleichen, nur damit ich ihm aus dem Weg gehen konnte. „Guten morgen Liam. Kommst du jetzt erst nach Hause? Ich dachte ihr hättet heute ein wichtiges Spiel.", begrüßte mich Dad trocken, als ich in die Küche kam und mir ein Apfel nahm. Arthur Jefferson saß über sein Tablett gebeugt und sah sich die Börse an. Er sah nicht einmal auf während er sprach. Warum auch? Es war ja nur seine größte Enttäuschung. Fick dich Dad.

„Nein Dad, das war gestern und wir haben verloren.", antwortete ich ihm.

„So so, wenn du solange um die Häuser ziehst, wird das heute aber nichts mit einem Sieg. Trotzdem viel Erfolg, vielleicht schauen wir nach dem Essen vorbei." Ich schluckte, versuchte mir meine Gefühle nicht anmerken zu lassen. So viel zum Thema zuhören. Meine Eltern waren einmal bei einem Spiel und ich spielte seit ich 5 Jahre alt war. Ich wollte ihm das Tablett wegnehmen, ihn anschreien, dass er mir zuhören soll. Ihm sagen, dass ich mich gefreut hätte wenn sie da gewesen wären. Ihm sagen dass ich auch wichtig war. Bitte sieh mich, fehlte ich stumm

Doch das alles sagte ich nicht. „Das wäre nett.", war das was ich sagte, er würde es eh wieder vergessen, so wie immer eben. „Ich habe jetzt Nachhilfe in Biologie." Dad hob kurz seinen Blick.

„Das ist gut. Du brauchst jemand Professionelles der dir dabei hilft. Hauptsache sehen wir auch bald Ergebnisse, Geld wächst nicht auf Bäumen." Warum hatte ich das überhaupt gesagt?

„Sie macht es freiwillig und ich denke es läuft ganz gut." Siehe da, schon hatte ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit, es musste nur ums Geld gehen.

DeliriumWhere stories live. Discover now