XXIV

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Es war wirklich merkwürdig zu Hause zu sitzen und nichts zu tun. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal Langeweile gehabt hätte, aber es war wirklich ein unangenehmes Gefühl, vermutlich weil ich es so nicht unbedingt kannte. Amber und Dave hatten versucht zu Kochen, also es gab Nudeln und Dad suchte sich oben Kleidung für seinen ersten Arbeitstag zusammen. Er hatte angeboten freiwillig eine Woche früher anzufangen, damit er schon einmal etwas eingearbeitet wäre, wenn der tatsächliche Beginn wäre. Zwar verdiente er dafür nichts, aber da er im Endeffekt beinahe das doppelte bis Dreifache seines sonstigen Gehaltes bekam, machte ich mir da keine Gedanken drüber. Schlimmer würde da die Krankenhausrechnung werden, denn die müsste auch die nächsten Tage kommen. Das ganze würde bestimmt mehr als $500 kosten, soviel gab unser Konto momentan aber nicht her. 

Das Essen war ausgelassen, Dad machte Tiere vor, die Amber und Davie erraten sollten. Ich lehnte mich zurück und betrachtete meine Familie. Eigentlich konnte ich froh sein sie zu haben, ich könnte mir vorstellen, dass es viele Familien gab bei den es anders lief. Manchmal bekam ich mit wie Schülerinnen weinten, weil sie nicht wussten wie sie ihren Eltern die schlechten Noten beichten sollten. Gut sowas betraf mich nicht, aber Dave schon und ich hatte noch nie erlebt, dass Dad ihn deswegen Vorwürfe gemacht hätte. Gerade machte er eine Giraffe nach, Amber überschlug sich fast mit Vorschlägen. Sie wirkte im Vergleich zu der letzten Woche auch deutlich gebessert. Sie hatte ihren Beutel heimlich mit Acrylfarbe bemalt und nun zierte ein Einhorn das Ganze. Sie schlief auch weniger, was ein gutes Zeichen war. Ich merkte wie Dave mich ansah und erkannte was ich dachte. Kaum merklich nickte er mir zu und ich lächelte ihn an.

„Avalon, du musst gleich los.", erinnerte mich Dad mit Blick auf die Uhr. Und tatsächlich, es war halb Acht, ich hatte die Zeit vollkommen vergessen. Ich streckte Dad die Zunge raus, erhob mich aber schwerfällig. Der Alkohol machte mich immer noch träge.

„Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bedaure mich verabschieden zu müssen, doch die Pflicht ruft. Doch seid gewiss, ich komme wieder, keine Frage." Ich verbeugte mich übertrieben und zog meinen imaginären Hut.

„Oh aber nicht doch Miss Hastings, wie können Sie nur?" Amber fächerte sich gespielt Luft zu und ich umrundete den Tisch um ihre Hand zu küssen.

„My Lady, gerne würde ich weilen, doch muss ich mich eilen."

„Dann gehet hinfort, doch nicht zu weit. Ich lasse das Licht an, dann findet Heim, auch wenn es schneit." Ich bedankte mich überschwänglich, rannte hoch um mich umzuziehen und befand mich fünf Minuten später auf dem Weg zum Sage. Ich pfiff leise vor mich hin und Micheal sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Skeptisch trat er einen Schritt näher, dann noch einen, soweit das er mich mit seinem Zeigefinger berühren konnte.

„Ava? Bist du da drin? Sollen wir Hilfe holen?" Unwirsch schlug ich seine Hand weg und ging an ihm vorbei, während er sich erleichtert an sein Herz fasste und an einem Tisch abstütze. „Ich war schon in Sorge, aber es bist immer noch du." Dann wurde er ernst und richtete sich auf „Gut das du da bist, ich wollte eh noch einmal mit dir über die Miete reden, gestern war es zu stressig. Hör zu, ich weiß es ist knapp bei euch und das es Amber schlecht geht," er holte tief Luft und ich wusste instinktiv was kommen würde. „aber ich brauche das Geld. Zumindest einen Teil, sonst hab ich die Steuerbehörde am Hals."

Ich nickte verstehen. „Kein Problem, kannst du das von meinem Lohn nicht einbehalten?" Verdutzt sah er mich an. „Dad hat einen festen Job, also haben wir bald ein geregeltes Einkommen, dann sind wir nicht mehr so auf das Geld hier angewiesen.", erklärte ich und konnte ein Grinsen nicht verkneifen. Micheal's Gesicht hellte sich auf und er trat zu mir um mich in eine feste Umarmung zu ziehen.

„Ava, das freut mich ja so für euch! Nein wirklich, das ist schön. Du musst mir alles erzählen. Mike!", rief er unserem Barkeeper zu, der mit einem Nicken antwortete. „wir brauchen etwas zum Anstoßen. Jules, komm her wir stoßen an." Natürlich ließ sich das Jules nicht zweimal sagen. Sie stellte den Stuhl in ihrer Hand ab und kam zu uns gelaufen. Tia hatte leider heute frei, sie hatte diese Woche Prüfungen und sich dafür Urlaub genommen. Zu viert stießen wir mit Prosecco in normalen Gläsern an, meiner hatte vermutlich mehr Orangensaft als Alkohol, aber das störte mich nicht. Zu einem war morgen Schule, zum anderen hatte ich gestern nun wirklich genug gehabt. Und ich war ja auch noch keine 21 Jahre alt. Michael schlenderte zur Musikanlage, aber zum Glück konnte Jules ihn aufhalten und selbst Musik anmachen. Michael hatte einen, sagen wir mal speziellen Musikgeschmack, der uns Normalsterblichen nicht unbedingt zusagte.

DeliriumWhere stories live. Discover now