XXV

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Misstrauisch bis in die Haarspitzen arbeitete ich weiter. Mein Blick fiel immer wieder auf die Jungs an der Bar, die sich allem Anschein nach sehr gut verstanden. Ich zählte mittlerweile das neunte Bier bei Kyle, tatkräftig unterstützt von Jake und Drake. Wir hatten es bereits 23 Uhr, der Laden leerte sich, aber keiner von ihnen schien in Aufbruchsstimmung. Dabei hatten wir doch morgen Schule! Drake spielte mit seinem Motorradschlüssel und bis dahin war mir gar nicht klar gewesen, dass sie nicht weg kamen, denn betrunken würden sie sicher nicht auf ihr Bike steigen. Ich stellte das Tablett mit den leeren Gläsern ab und baute mich vor den dreien auf.

„Schlüssel abgeben, alle drei." Fordernd streckte ich die Hand aus. „Sofort." Mike stellte das Glas in seiner Hand zur Seite und stütze seine Arme auf der Theke ab. Gott sei Dank waren wir wenigsten hier bei mal einer Meinung. Mürrisch kramten die drei in ihrer Tasche und kurz danach lagen drei Schlüssel in meiner Hand. Zufrieden wollte ich sie Mike überreichen, als Kyle meinen Arm festhielt. Er hatte zwar nur ein Bier getrunken aber bei sowas verstand ich keinen Spaß. Abwartend sah ich ihn an und sein Blick wirkt so klar wie nie. 

„Aber nur wenn du mit mir tanzt Ava." Ich schnaubte und versuchte mich loszumachen, doch es half nichts, sein Griff war eisern. Nicht das er mir weh tat, aber ich kam nicht vorwärts. Drake grölte, von Jake bekam ich keine Reaktion mit. Nach einem erfolglosen weiteren Versuch nickte ich ergeben und Kyle rutschte jauchzend von dem Barhocker runter. Ich sah kurz zu Jules um ihr zu signalisieren, dass ich gleich wieder kommen würde, doch sie winkte ab. Drake und Kyle schoben in der Zeit ein paar Tische weiter nach hinten um auch wirklich jeden hier im Laden auf uns aufmerksam zu machen. Selbst Micheal kam aus seinem Büro, und den sah man nie dort wo gearbeitet wurde. Mike kam derweil seiner Profession als Musikgott nach, suchte sich durch die CD's und wurde anscheinend fündig, denn schon bei den ersten Takten musste ich lachen. Jailhouse Rock war einfach ein Klassiker, einer meiner Lieblingssongs und Mike wusste das sehr genau.

Kyle stellte sich in Position und nahm meine rechte Hand in seine. Ich war mir nicht einmal sicher ob er überhaupt tanzen konnte, ich hätte ihn eher als Grobschlächter eingeschätzt. Aber er bewies mir nach den ersten Schritten, dass er den Grundschritt des Rocks auf jeden Fall beherrschte. Wie er das Bein schwang sah geübt aus und er wusste auch wann er sich wieder zu mir drehen musste. Nun gut, wenn er meinte, dass konnte ich auch. Schade das ich keinen langen Rock trug, dann hätte ich den noch wunderbar wedeln können, aber wie das eben so im Leben war: man konnte nicht alles haben. Wir drehten uns einige Male, aber mehr als den Grundschritt konnte er dann doch nicht. Tz, und sowas versuchte überhaupt mit mir mitzuhalten? Ich musste aber gar nicht weiter darüber nachdenken, denn Jake löste in diesen Moment Kyle ab.

„Lass mal die Erwachsenen ran Kleiner.", raunte er ihm zu, doch Kyle lachte nur und ging zur Seite. Abgesehen dass hier gerade einer meiner Träume in Erfüllung ging, konnte Jake doch weit aus mehr. Er führte mich perfekt und war auch mit Fortgeschrittenen Schritten vertraut. Seine Hand zog mich ran, während sich sein anderer Arm um meine Hüfte legte, sodass ich nach oben springen konnte und mich rückwärts in der Luft drehte. Sicher landete ich wieder auf den Füßen und ich genoss diesen Moment von tiefsten Herzen. Jake lies mich los, drehte mir den Rücken zu und hielt seine Hände zwischen den Beinen nach hinten. Ich begriff, ging in die Hocke und ließ mich von ihm durch die Beine ziehen. Während ich aufstand, drehte ich mich so, dass wir uns wieder gegenüber standen und als das Lied endete, hob er mich hoch und ich spreizte meine Beine auseinander. Wieder auf dem Boden schnappte ich nach Luft, während die anderen uns applaudierten. Jake verbeugte sich spielerisch und deutete immer wieder auf mich. Ich knickste und zog meinen imaginären Rock leicht hoch. 

Das nächste Lied fing an, aber wir waren wieder an der Theke. Gierig trank ich das Wasser, welches Mike mir in Weiser Voraussicht bereits hingestellt hatte und Kyle legte mir den Arm um die Schultern.  „Aber du musst zugeben, bevor der Angeber Jake ankam, war ich wirklich gut.", sagte er und zog mich näher an ihn. Ich prustete los, versicherte ihm aber, dass er natürlich ganz gut gewesen wäre. Für einen Anfänger. Drake amüsierte sich köstlich und Jake bestellte bereits eine neue Runde Bier und Cola für die drei.

DeliriumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt