39. Kapitel

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„Nicht dass du auf die Idee kommst, dass ich das jetzt jedes Mal für dich machen

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„Nicht dass du auf die Idee kommst, dass ich das jetzt jedes Mal für dich machen.", beschwörte ich Noah, der grinsend dabei zu sah, wie ich den Liegen am Pool versuchte ein bequemes Bett zu machen. Gerade hielt ich die letzte Unterlage in der Hand und versuchte mit dem Unterschenkel den Berg an Lagen festzuhalten.

„Du machst das schon ganz gut. Wenn du fertig bist, hätte ich gerne noch einen dieser leckeren Shakes deiner Mum." Ich hörte das Grinsen in seiner Stimme und funkelte ihn böse an, aber er warf mir nur einen Luftkuss zu.

„Und sonst noch irgendwie Wünsche? Soll ich deine Fußnägel schneiden oder dir Luft zu fächern?" Noah grinste weiter und ging langsam zu meinem Meisterwerk. Ich half ihm, sich hinzulegen und legte eine dünne Decke über ihn.

„Ich liege ja schon im Schatten, aber wenn ich den Bedarf habe, werde ich es dir mitteilen. Aber so ein Shake hätte ich trotzdem noch gerne, wenn es dir nichts ausmacht." Er hielt mir das leere Glas entgegen und seufzend nahm ich es ihm an, ehe ich mich in die Küche begab. Mum hatte angefangen Kalorienreiche Shakes für Noah zu machen, nachdem sie meinte, er könne ja nicht immer Brei essen. Sie schmeckten wirklich gut, aber als ich mir einen für mich wegnehmen wollte, haute sie mir mit einem Löffel auf die Finger und sagte, dass sie für Noah sein, ich könne mir selbst welche machen. Wann hatte Mum angefangen sich um jemand anderen außer sich zu kümmern?

Ich betrat die Küche und sah, wie Mum am backen war. Mehl hing in ihren Haaren und dieses ungewohnte Bild ließ mich stocken. „Mum?", fragte ich vorsichtig, während ich das Glas auf der Theke abstellte und zu ihr ging.

„Oh Liam Schatz, ich backe euch Cookies, die mochtest du als Kind doch so gerne." Sie lächelte mich an und die Skepsis in mir stieg. Mum hatte seit mehr als zehn Jahre keine Kekse mehr für mich gemacht, warum sollte sie jetzt wieder damit anfangen, wo man doch welche kaufen konnte? Und selbst dann gab es doch auch Personal für so etwas.

„Ist alles gut mit dir?" Vielleicht hatte sie auch Drogen genommen, aber ihre Augen erschienen mir normal. Alkohol? Hm, aber dann würde man das riechen und ich roch nur dieses übertrieben süße Parfüm von ihr.

„Aber natürlich! Ich werde doch wohl noch für meinen Jungen und seine Freunde backen können!" Sie balancierte ein Blech in der Hand und ich beeilte mich, ihr den Ofen zu öffnen. Mum bedankte sich und zog ein anderes Blech heraus. Der süße Duft der Cookies ließ mir das Wasser in den Mund zusammen laufen und ich versuchte mir einen zu klauen, als sie es abstellte. Man merkte, wie klug ich sein musste um ein Blech anzufassen, was frisch aus dem Ofen kam. Ich zischte und rannte zu dem Wasserhahn, um meine Finger abzukühlen. „Das geschieht dir ganz Recht Liam, du hättest doch eben die fünf Minuten warten können, bis sie abgekühlt wären, aber nein, du warst ja zu gierig." Ah da war sie wieder, meine Mutter. „Möchte Noah noch einen Shake haben?"

Ich nickte und besah mir meine roten Finger. Okay, war doch nicht so schlimm, vermutlich würde ich nicht daran sterben oder meine Finger verlieren. Mum ging zu dem Kühlschrank, nahm eine große Flasche heraus und füllte den Inhalt in ein neues Glas. Das ganze wurde noch drapiert mit einem Strohhalm und einer Orangenscheibe, die unnötig war, weil er die eh nicht essen konnte. Aber dann hatte ich wenigsten auch etwas davon. Sie reichte mir das Glas und scheuchte mich aus der Küche. Ich beeilte mich, bevor sie mich wieder mit einem Löffel attackieren würde. Auf dem Weg zu Noah fragte ich mich immer noch, was ich da gerade gesehen und erlebt hatte, doch ich halluzinierte nicht. Meine Mum benahm sich wirklich wie eine Mum! „Wenn Mum einen Hirntumor haben würde, hätte sie es vermutlich gesagt oder?", fragte ich Noah, als ich zu ihm ging.

„Ich schätze schon, warum?" Er nahm mir das Glas ab und trank einen großen Schluck.

„Weil sie in der Küche stand und gebacken hat."

Noah verschluckte sich und hustete, bis die Stellen in seinem Gesicht, die nicht dunkelblau waren, rot wurden. Ich rettete selbstlos das Glas und trank ebenfalls einen Schluck. Das schmeckte wirklich gut! „Deine Mum hat doch schon seit Jahren nicht mehr gebacken.", stieß er zwischen seinem Röcheln hervor.

„Merkwürdige Dinge passieren in letzter Zeit.", murmelte ich geistesabwesend.

*

„Gott Noah, siehst du Scheiße aus.", begrüßte ihn Josh herzerwärmend.

„Und trotzdem immer noch besser als du.", antwortete dieser und grinste. Josh ging zu ihm, schlug vorsichtig in seine Hand ein und begutachtete sein Gesicht während Kyle seine Tasche erst einmal abstellte, um dann zu ihm zu gehen. „Tyler kommt auch sofort, er wurde von deiner Mutter abgefangen, die Cookies mitzunehmen. Hat sie die wirklich selber gebacken und muss ich damit rechnen, dass ich eines unnatürlichen Todes sterbe?"

„Schmecken ganz gut." Tyler kam mit einer Schale voller Kekse zu uns, einer davon war anscheinend seinem Mund zum Opfer gefallen. „Aber lasst mich besser alle essen, nur für den Fall dass sie tatsächlich vergiften." 

Kyle schlug ihm auf den Hinterkopf und nahm sich ebenfalls einen Cookie, ehe er Tyler die Schale abnahm und zu uns kam. „Die schmecken wirklich gut. Schade, dass du die noch nicht essen kannst, du verpasst wirklich etwas. Aber hier", er hielt Noah einen unter die Nase. „riech mal, wie lecker die sein müssen."

Noah stöhnte auf. „Wieso habe ich eigentlich nur Schweine als Freunde?"

„Weil du selbst eins bist.", sagte ich und nahm ihn den Cookie vor der Nase weg. Genüsslich biss ich hinein und sofort breitete sich wohliger Geschmack in meinem Mund aus. Die Schokoladenstückchen waren noch geschmolzen, der Teig noch nicht ganz fest. Der Rest des Kekses folgte kommentarlos.

„Wo ist Jeff eigentlich?" Noahs Stimme unterbrach den Softporno, der sich da in meinem Mund abspielte. Ich sah mich kurz um, wusste aber, dass er nicht kommen würde nach der Football Sache.

„Schmollt weil wir einen besseren Running Back haben und er raus ist." Josh kaute auf seinen Keks. „Und weil er ein Arsch ist." Ja das traf es wohl ganz gut.

Noah zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. „Irgendwie hat er sich auch ganz schön verändert in den letzten Monaten. Er hat sich bisher nicht einmal bei mir gemeldet." Er holte Luft und man merkte, wie er über die folgenden Worte nachdachte. „Ich glaube er kommt nicht damit klar, dass ich Schwul bin." Wir anderen schwiegen. Die Aussage fasste gut zusammen, was ich mir bereits gedacht hatte, aber ich zögerte, ihm zuzustimmen, denn trotz allem war Jeff immer noch unser Kumpel und ich tat mich schwer damit ihn endgültig nicht mehr als Freund anzusehen.

„Vielleicht hast du Recht, aber ich glaube das da vieles momentan bei ihm schief läuft und es so eine Phase ist, die irgendwann wieder vorbei ist. Ich meine, wie lange kennen wir ihn schon? Mehr als zehn Jahre bestimmt und er hat doch immer wieder so Zeiten wo er sich abkapselt." Kyle sah nachdenklich auf seine Finger und ich betete, dass er Recht behielt. Doch glauben tat ich es nicht.

„Und jetzt erzählt doch erst einmal von der Schule, was verpasse ich für Tratsch und Klatsch? Welche Skandale sind an das Tageslicht gekehrt worden?"

Ich lachte. „Noah, du hast erst drei Tage gefehlt, ein bisschen Zeit musst du uns da schon geben."

„Aber eins hast du auf jeden Fall verpasst: Ava Hastings hatte heute ein Date und sah unfassbar Heiß aus!" Na super, danke Josh, dass wir wieder über dieses Thema sprechen konnten.

„Ja und ihr kleiner Bruder ist unser neuer Running Back. Ziemlich flink der kleine, erstaunlich schnell.", fuhr Tyler fort und lenkte Noah erfolgreich ab. Wenn es ein Thema gab, was jedes andere Gespräch beenden ließ, dann war es Football. Wir spielten alle in einer Mannschaft und das führte unweigerlich dazu, dass wir immer und überall darüber reden konnten. Schade, dass dies unsere letzte gemeinsame Saison sein würde, dachte ich wehmütig, denn am wohlsten fühlte ich mich unter meinen Jungs. Es tat gut sie hier zu haben, auch für Noah. Man konnte merken wie er wieder etwas zu uns zurückkehrte.

„Und Jeff war deswegen nicht begeistert? Das wundert mich aber doch sehr. Normalerweise ist er doch immer für das Beste der Mannschaft." Ironisch verdrehte Noah die Augen.

„Der kriegt sich schon wieder ein. Ich für meinen Teil" Kyle erhob sich und zog sich das Oberteil aus, „werde mir jetzt eine Abkühlung genehmigen, gleich nachdem ich diesen Keks verköstigt habe." Und während die anderen im Pool schwammen und Noah döste, saß ich mit meinem Bio Buch, Avas Zetteln und meinen Notizen im Schatten und lernte.

DeliriumWhere stories live. Discover now