Late Night Talk with Jonas Hector

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Kennt ihr das, man möchte alleine sein, allein mit seinen Problemen und mit einem Satz sie alle verschwinden lassen?
Es geht nicht. Richtig.
„Sarah, jetzt rede doch mit mir!" Fiete klopfte an der Badezimmer Tür wie ein Irrer, doch das einzige was ich wollte ist dass er geht.
Ich wollte allein sein.

„Fiete verschwinde!" doch es klopfte weiter.
„Sarah, es war nur ein Spiel.. ich hätte das nicht tun dürfen, ich bin momentan nur einfach so... durcheinander!" ich konnte mir vorstellen wie Fiete sich vor der Tür in seine blonden Haare griff und sie verzweifelt durchfährt, bis sie ganz strubbelig waren.

„Ja, hättest du nicht tun dürfen. Ich weiß das du Probleme hast aber ich hab auch welche und ich würde gerne drüber nachdenken! Und das alleine!" ich schlug die Badezimmer Tür auf und sah ihn an.

„Warum hast du geweint?" er wechselte das Thema, und starrte mich an.
Hatte ich geweint? Ich hab keine Ahnung.
„Keine Ahnung." ich ging mit meinem Ärmel kurz über mein Gesicht. Ich hatte wirklich geweint.
„Möchtest du reden?" ich schüttelte mit dem Kopf.
„Du kannst mit mir reden wenn du es möchtest." er nahm mich in den Arm und verließ dann das Zimmer wieder.

Wir hatten 20:56 Uhr und alle waren unten im Gemeinschaftsraum. Man hörte sie, laut und deutlich. Ich wollte nicht nochmal nach unten, ich ging ins Bett.
Und ich träumte eines meiner schlechtesten Erinnerungen.

Ich wachte schweißgebadet wieder auf. Ich hasste diesen Moment in meinem Leben.
Ich war damals 14-15 und kam in die U-16 der Frauenmannschaft des FC Bayern. Mein Vater hat sich unendlich gefreut, doch meine Mutter nicht. Und als wäre es noch nicht genug gewesen, das mein Vater und meine Mutter wegen mir so einen Stress hatten und schlussendlich auseinander gegangen sind, ist mein Freund mit meiner damals besten Freundin fremd gegangen.
Wie ich das gemerkt hatte? Leon hatte sie gesehen. Knutschend und kichernd im Kino. Er hatte es aufgenommen und mir geschickt.
Ich war damals am Boden zerstört, ich war mit meinem Freund fast ein Jahr zusammen, und dann hatte er sowas abgezogen.

„Sarah?" grummelte wer neben mir. Aber das war nicht Fiete, sondern Jonas.
„Was machst du hier um.. 04:50 Uhr? Und wo ist Fiete?" ich war verwirrt. Warum lag Jonas in Fietes Bett und nicht in seinem?
„Fiete schläft woanders. Keine Ahnung wo, und Marco schnarcht unerträglich. Wieso bist du wach?" erzählte er und räusperte sich danach, seine Stimme war zu Rau um sie richtig zu verstehen.
„Okay.. Ich hab nur schlecht geträumt." antwortete ich simpel und drehte mich wieder um und wollte versuchen wieder zu schlafen. Aber Pusteblume.
„Willst du darüber reden?" er nahm meine nicht Antwort wohl als Nein und fing einfach an zu reden wieder.
„Weißt du, ich wollte eigentlich normal Arbeiten gehen, eine Freundin finden und heiraten. Familie gründen, alt werden und darauf hoffen das meine Kinder aus sich etwas machen und mich besuchen kommen wenn ich mit deren Mutter im Wohnzimmer auf dem Sessel sitze und irgendeine Show sehe im Fernsehen. Dann kam aber der Profivertrag vom VFL Bochum, als ich mit meinem Heimatverein aufgestiegen war, und ach Gott ich hatte grade mein Abi hinter mir mit 18 und konnte mir um Himmels Willen nicht vorstellen Profi zu werden, also lehnte ich ab. Aber nur ein Jahr später, und viele Gespräche mit Familie und Freunde hinter mir, wechselte ich von meinem Heimatverein zur zweiten Mannschaft des Fc Köln, und wie durch Zauberhand schaffte ich den Sprung in die Profi Mannschaft des FC Köln, und bin immer noch dort. Ich studierte nebenbei, und wollte eigentlich mit dem Fußball aufhören, weil mir das alles zu viel wurde. Doch durch viele weitere Gespräche und Zusprüche blieb ich. Und es hat viel gebracht, ich bin bei meiner zweiten WM, hab den Confed Cup gewonnen und war bei EM's dabei." beendete er seinen Vortrag.
Aber er war nicht fertig.

„Jetzt bin ich lange mit meinem Studium durch, spiele Fußball und verdiene mein Geld. Und ich hatte auch schlechte Zeiten. Während des Spiels gegen Frankreich, an diesem ganz blöden Tag.. Da will ich gar nicht mehr dran denken. Da hat der Fußball mir Angst gemacht. Das wurden auch wieder Gespräche mit Freunden.
Und dann gegen Italien, das Elfmeterschießen. Ich hatte Panik. Ich hatte noch nie einen Elfmeter zuvor geschossen, und dann sollte ich auch noch als letzter das Spiel sozusagen entscheiden. Ich wollte zuerst nicht schießen, doch Jogi, dein Vater nahm mich zur Seite und sagte mir ich solle Mut haben. Wenn ich treffe bin ich ein Held, wenn nicht bin ich ein Spieler. Aber niemand wäre mir böse, ich wäre trotzdem gefeiert worden von der Nation, auch wenn andere wahrscheinlich erstmal sauer gewesen wären und mir am liebsten Arschfetzen aus 3 Metern Entfernung gegeben hätten. Aber in diesem Moment glaubte ich deinem Vater, nahm mir den Mut und schoss. Und ich traf." dann war er fertig mit dem Vortrag.
„Und was soll mir das sagen?" ich schaute zu ihm.

„Das du Menschen brauchst, mit denen du reden kannst, wenn es dir schlecht geht, oder wenn du dich etwas nicht traust. Sie werden Wunder vollbringen, diese Gespräche." dann wurde es leise.
Und ich musste über diese Sätze nachdenken.

Er hatte recht, ich muss mit denen die mir wichtig sind reden. Egal ob es um sie geht oder um mich.
„Danke Jonas.."
„Ich bin für dich da, immer." erwiderte er ganz leise, und irgendwann schlummerte ich wieder ein.

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Okay irgendwie war das sehr deep, son Late Night Geschwafel. Sorry das es langweiliger war, das nächste wird wieder spannender!
Die Stelle mit Jogi und so ist frei erfunden, also nicht wundern.
Euch noch einen schönen Tag!

Mein Leben mit IHNENWhere stories live. Discover now