Die traurige Wahrheit

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Ich musste zugeben, die Trainings der Jungs waren amüsant. Es war lustig zu sehen, wie Jonas und Leon sich nicht hinbekamen und trotzdem so tun müssten als ob. Ein paar Reibereien gab es natürlich, aber keine verheerenden. Morgen hatte ich mein erstes Spiel nach der Verletzung, was mich total freute. Melina sagte mir zwar dass ich erst eingewechselt werden würde, doch das machte mir nichts. Ich fand es einfach wieder toll überhaupt Stadionfeeling zu bekommen, immerhin hätte es auch komplett anders ausgehen können. Schade halt, dass es schon das drittletzte Spiel war doch wir standen auf Platz eins und könnten morgen alles im Sack haben, da die Wolfsburger Frauen gegen die Dortmunderinnen verloren hatten.

Das Training des heutigen Tages bestand darin nochmal verschiedene Taktiken und Aufstellungen durchzugehen, falls wir morgen schnell etwas umstellen mussten. Umstellspiel war für Melina schon immer wichtig gewesen und sie meinte, wir müssten es unbedingt können. Natürlich war es nicht einfach vorne von einem 4-4-2 auf ein 4-5-1 zu wechseln in weniger als einer Minute, doch so langsam hatten wir den Dreh raus.

Schwieriger für die hinteren war es von unserer geliebten 4-4-2 auf ein 4-2-3-1 zu wechseln. Das machte Melina auch ganz erbost, doch sie ging mit Ruhe an die Sache und irgendwann konnten wir auch dies perfekt umbauen.

„Okay Ladies, morgen gilt alles oder nichts. Wir haben nur noch drei Spiele, und dieses hier könnte entscheiden ob wir Meister werden oder ob wir bis zum letzten Tag zittern müssen. Die Aufstellung ist bekannt, und jetzt geht Nachhause. Macht nicht zu viel, ruht euch aus und sammelt genug Motivation für morgen!" beendete Sie das Training und wir gingen in Richtung Umkleidekabine. Ich unterhielt mich mit Lena, bis ich plötzlich gegen eine Person lief und etwas zurücktaumelte. Am Geruch erkannt ich den Kölner und konnte innerlich schon total durchdrehen. Er bat Lena und die anderen zu gehen, was sie auch taten.

Da einmal, danke für eure Unterstützung. Nicht.

„Sarah können wir kurz reden?" er fragte in einem nervösen, hibbeligen Ton und wartete gar nicht auf meine Antwort, sondern fing sofort an zu reden.

„Ich weiß gar nicht was du hast. Was findest du an Fiete was ich nicht hab? Klar, er ist in deinem Alter, doch das Alter spielt dich keine Rolle solange es echte Liebe ist! Eigentlich sollte ich der glückliche sein der neben dir aufwacht, eigentlich sollte ich derjenige sein der dich im Arm hat und eigentlich sollte ich derjenige sein der dich mein Mädchen nennen darf. Wieso tust du mir das an? Ich werde es dir verzeihen, aber komm zu mir, ich habe dich verdient, nicht er! Bitte, ich liebe dich Sarah!" ratterte er einen ganzen Text runter den ich erstmal verdauen musste. Doch dann wurde mir übel. Nicht übel sodass ich erbrechen müsste, sondern angeekelt übel.

In mir kochte eine Wut auf, dem gegenüber was er über Fiete gesagt hat und ich überlegte. Sollte ich antworten?

Meine Antwort hingegen bestand aber nur aus einem weiten ausholen und einem lauten klatschen. Mein gegenüber warf den Kopf nach rechts und atmete einmal aus, bevor er seinen Kopf wieder zu mir drehte und seine Hand an die rote Wange legte.

„Sarah kleine du verstehst mich nicht, ich.." fing er an und meine Hand landete wieder in seinem Gesicht, nur diesmal auf der anderen Seite. Seinen Kopf drehte er wieder in die andere Richtung und schaute mich dann wieder an, bevor er mich etwas sauer ansah und in einen Gang reinzog. Dort drückte er mich an den Schultern gegen eine Wand und schnaubte einmal deutlich bevor er sich sehr langsam runter beugte. Ich räkelte mich unter seinem Griff und wich ihm mit meinem Gesicht aus. Ich wollte das nicht, ich wollte nicht dass er mich küsste. Alles was ich wollte war, dass Fiete um die Ecke kam und mir half. Oder irgendwer.

Als hätte mich jemand erhört, hörte man mehrere Männliche Stimmen die grade hier rein kamen. Jonas ließ schnell von mir ab nachdem die Stimmen näher kamen und verzog sich irgendwohin. Ich rutschte an der Wand hinunter und legte mein Gesicht in meine Hände. Jonas hatte mich berührt. An keinen schlimmen Stellen, aber das hatte mir schon gereicht.

„Sarah, was machst du hier?" Javi und James standen vor mir und hatten sich wahrscheinlich grade über irgendwas auf Spanisch unterhalten, als sie mich gesehen hatten.

Ich antwortete nicht sondern schniefte nur und schaute sie an. Dann beschloss James irgendwas mit Javi, was ich nicht ganz verstand einfach weil ich nicht zuhörte und hob mich hoch. Javi nahm in der Zeit meine Tasche und ich würde mitgenommen. Wohin wusste ich nicht aber ich schätzte es ging zum Trainingsplatz.

Ich hätte Jonas sowas nie zugetraut, doch anscheinend war es die traurige Realität.

Mein Leben mit IHNENWhere stories live. Discover now