Schwäche zeigen ist eine Stärke

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Natürlich rannten wir alle erst nach zwei Sekunden los zu Jonas, wir dachten erst er würde spaßen.
Na gut, vielleicht stand ich auch noch am selben Fleck und schaute auf den Typen, der mich vor zwei Tagen noch geküsst, und dann abgeschossen hat.

„Sarah, hol Mü-Wo!" wies mich mein Vater an, nachdem Marco und Fiete Jonas auf die Bank gebracht hatten.
Ich lief derweil los in Richtung Mü-Wo Büro, und kam auch relativ schnell an.

„Ahh gut das du da bist Sarah, Ich müsste mal.." fing er ruhig an, doch ich unterbrach ihn hektisch.
„Hansi! Jonas ist einfach umgekippt und wacht nicht mehr auf!" mitten im Satz überschlug ich mich etwas, und ich merkte auch wie ich mir Sorgen machte.
Mü-Wo's Blick wechselte von ruhig auf besorgt und er schnappte sich direkt seine Tasche um mit mir auf den Platz zurück zu laufen. Dort steuerten wir direkt auf die Bank zu, wo Marco, Fiete und mein Vater standen und Jonas versuchten aufzuwecken.

Während Mü-Wo sich zu Jonas begab, begab ich mich zu Fiete und er legte einen Arm um mich. Marco betrachtete dies nicht ganz so freudig, nahm es aber an.

„Was ist mit ihm?" fragte ich Mü-Wo besorgt, doch er zuckte die Schultern.
„Puls ist normal fürs Training, er sieht nicht Krank aus.. Ich denke ich werde ihn mitnehmen, aufwachen lassen und dann fragen ob es Beschwerden gibt, also seelische." erklärte er mir und meinem Vater, woraufhin ich schwer schlucken musste. Nicht das ich Schuld war.

Marco trug Jonas in Richtung Mü-Wo's Raum. Ich weiß nicht seit wann er so hilfsbereit und freundlich ist, aber ich fand's gut. Passte besser.

„Okay Jungs, goldenes Tor!" rief mein Vater und lief hinter Marco her.
„Komm, wir machen sie trotzdem noch fertig!" sagte Fiete, klopfte mir auf die Schulter.
Zusammen liefen wir auf den Platz, stellten uns das letzte mal auf und spielten unser Spiel.

Was wir schlussendlich verloren. Ist aber egal, da es nur ein Spiel gewesen war.
Natürlich war ich etwas angefressen, jedoch hatte ich mehr Gedanken von mir grade bei Jonas, denn der müsste eigentlich schon wach sein.
Also schnappte ich mir schnell meine Sachen und lief in Richtung Mü-Wo, blieb aber vor der Tür stehen, da ich zwei Stimmen hörte.

„Und sonst irgendwie stress?" das war definitiv Mü-Wo's Stimme.
„Nein..also Ja, schon.. Ich hab jemanden der mir wichtig war sehr verletzt.. Ich konnte auch nichts mehr Essen, ich denke deswegen bin ich kollabiert.." Jonas' Stimme klang rau. Eher schwach schon fast.

Ich klopfte an, und steckte meinen Kopf durch den Türspalt.
„Du bist ja schon wach." tat ich so als wäre ich jetzt erst hier her gekommen, und lächelte nett in die kleine Runde.

Von Jonas bekam ich nur ein lächeln, ebenso wie von Mü-Wo.
„Sarah ich denke Jonas braucht Ruhe." sagte Mü-Wo, stand auf und kam auf mich zu.
„Kein Problem, wollte eh nur nachschauen ob alles in Ordnung ist." lächelte ich und ging aus der Tür hinaus.
Die Tür wurde geschlossen und Mü-Wo fasste meine Schulter an.
„Sarah ich hab gesehen das du das Gespräch verfolgt hast." ich schaute zuerst überrascht, nickte dann aber mit dem Blick zum Boden gerichtet.
„Das ist nicht schlimm, nur ich würde gerne wissen ob er dich meinte mit der verletzten Person." er klang grade wie ein Vater der versuchte etwas herauszufinden, und ich vertraute mich ihm an, aber ich kannte ihn auch schon mein ganzes Leben lang.

„Ja, ich denke er meinte mich." gab ich zu und schluckte einmal, als ich an den Abend und den Morgen danach zurück dachte.

„Was war passiert?" er setzte sich auf einen der beiden Stühle die vor dem Zimmer standen und bat den anderen an.

Ich zögerte zwar zuerst, setzte mich neben Hans und begann zu erzählen.

„An dem Mannschaftsabend im Kino, bin ich ungefähr in der Mitte raus auf Toilette gegangen. Beim Händewaschen sah ich Jonas im Spiegel und fragte was er wollte, doch er antwortete nicht. Er kam einfach auf mich zu und küsste mich." an diesem Punkt machte ich nochmal Pause um etwas Revue passieren zu lassen. Hatte ich dort etwa schon was falsch gemacht?
„Auf jeden Fall hat er danach kaum noch mit mir gesprochen, was mir so zugesetzt hat das ich mich am nächsten Morgen ganz früh auf den Platz gesetzt habe, auf den Elfmeterpunkt. Dort saß ich bis es komplett hell wurde und mich eine Stimme aus dem Nachdenken riss. Es war Jonas, der mir sagte das es gestern nichts bedeutet hatte und es eh nichts werden würde. Dann ging er." meine Stimme brach am Ende etwas ab, und ich Unterdrückte ein Schniefen.

„Hast du Probleme momentan?" Mü-Wo's Stimme war ruhig und gelassen. Wie eben die eines besorgtem Vaters, doch er wollte Jonas nicht töten.

„Nein, ich hab meine Freunde um mich, und ich kann auch normal essen. Na gut, ich hab es etwas zurück geschraubt das Essen, aber ich find es nicht schlimm." zuckte ich mit den Schultern und lächelte leicht.

„Wie oft isst du am Tag?" fragte er mich und ich musste kurz überlegen.

„Vielleicht zwei mal am Tag oder so." erklärte ich locker und er schaute mich vorwurfsvoll an.
„Du weißt das das bei deiner Körpergröße und bei deinem Sport nicht genug ist oder?" ermahnte er mich und ich nickte.

„Sarah?" eine laute Stimme hallte durch den Flur, und bevor ich nachdenken konnte wer es war kam Jérôme um die Ecke.

„Ja?" antwortete ich und schaute zu dem großen Abwehrspieler hoch.

„Ich brauche unbedingt deine Hilfe!" sagte er und wartete dringlich auf mich.
Mü-Wo nickte mir zu, ich verabschiedete mich schnell und lief dann mit Jérôme nach oben.

Mein Leben mit IHNENWhere stories live. Discover now