~ Schweigen ~

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Magnus konnte spüren, dass es Alec nicht gut ging. Und dies ging weit über seine momentane körperliche Schwäche hinaus. Irgendwas war passiert und offensichtlich musste sich der Kleine über etwas sehr geärgert haben, wenn man sich den Zustand seines Handys ansah, dessen Einzelteile Maia auf das Nachtschränkchen gelegt hatte. 

Seine Stirn runzelte sich und er zog seine Hand wieder zurück.

"Es tut mir leid, dass ich dich so lang habe warten lassen, Alexander...", flüsterte der Ältere, doch als er dessen Wange berührte, um ihn zu streicheln, zuckte Alec leicht zurück. 

Mit zusammengespressten Augen und Zähnen lag Alec zusammengerollt unter der Decke und gab noch immer keinen Mucks von sich.

'Er vertraut mir nicht', dachte Mr Bane. 'Er vertraut niemandem...'

Leise seufzend zog der Geschäftsmann seine Hand wieder zurück und dachte nach.

Dann begann er leise aber mit fester Stimme zu sprechen: "Du kennst mich nicht, aber ich meine alles ernst was ich sage. Dazu gehört auch, dass ich mich in dich verliebt habe. Und wenn du mich lässt, werde ich mich um dich kümmern. Auch wenn du gestern zugestimmt hast, so gilt unsere Abmachung erst, sobald du dies auch unterschrieben hast. Doch ich denke, wir sollten uns erst besser kennen lernen, bevor das passiert..."

Alec schossen so viele Gedanken durch den Kopf und am liebsten hätte er den Älteren mehrere Male angeschrien. Doch er blieb still. Regte sich noch immer nicht. Ja, er vertraute niemandem, außer sich selbst. Denn dies war sicherer.

Still blieb der Geschäftsmann sitzen und wartete geduldig auf eine Reaktion. Doch erst, als er sich regte, um aufzustehen, griff der Jüngere nach seiner Hand. Fast schon klammerte er sich daran.

Alec konnte deutlich hören, wie Mr. Bane erleichtert ausatmete und flüsternd wiederholte er: "Es tut mir leid, dass ich dich alleine gelassen habe, Alexander..."

Die Hand des Älteren nahe an sich heran ziehend, konnte Alec nicht verhindern, dass ihm erneut Tränen still die Wange hinunter liefen.

Still saß Mr. Bane da und es zerriss ihm fast das Herz, den Kleinen so zu sehen. Er hatte vom ersten Moment an gesehen, dass dieser einsam und alleine war, doch er hatte nicht gewusst, wie schlimm es wirklich war.

"Ich bleibe bei dir, Alexander", hauchte und strich Alec mit der anderen Hand durch sein strubbeliges Haar. 

"Lass mich meine Sachen ausziehen, dann komme ich zu dir", sagte er sanft und Alec gab tatsächlich seine Hand frei.

Ordentlich legte der Geschäftsmann seine Kleidung auf den nahe stehenden Kleidungsbutler und ohne den üblichen seidenen Pyjama schlüpfte er, wie versprochen, auf der anderen Seite zu Alec unter die Bettdecke. Doch dieser blieb wie angewurzelt auf seiner Seite liegen. Vielleicht reichte es dem Jüngeren ja, wenn er einfach nur da wäre, grübelte Mr. Bane.

"Alexander...", sagte Magnus sanft und wollte ihm eine Gute Nacht wünschen, doch soweit kam er nicht, denn mit einer schnellen Bewegung flog Alec förmlich in seinen Arm und versteckte sein Gesicht an seiner Brust. Magnus legte seinen Arm sanft um ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken, bis er endlich spürte dass sich dessen Muskeln und sein Atem beruhigt hatten. 

"Gute Nacht..."

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Noch lange hatte der Ältere wach gelegen und gegrübelt. Es würde nicht einfach werden, dass ihm der junge Nachtportier irgendwann Vertrauen schenken würde, aber er würde alles dafür tun. Immerhin gab es seit langem niemand mehr, der so sein Herz berührte, wie der junge Mann. Vielleicht war sein Wunsch, dass Camille auf Dauer zu ihm gehörte... der Wunsch, ihr dieses besondere Halsband anzulegen... vielleicht hatte er nur gehofft, etwas schon bereits Kaputtes wieder zu kitten. Eigentlich hatte er doch nur zu genau gewusst, dass sie es nur auf sein Geld und die vielen Geschenke abgesehen hatte. 

Doch Alec war nicht so... Nein. Wahrscheinlich würden sie auch noch einen ordentlichen Streit bekommen, wenn Magnus ihm finanziell helfen wollen würde. Sie sollten diesen Punkt so schnell wie möglich klären. Und er hoffte auch, dass Alec ihm am Morgen erklären würde, was ihn hatte so wütend werden lassen. 

Mit nur wenig Schlaf, wachte der Ältere wie üblich schon sehr früh am Morgen auf. Doch er mochte den Kleinen nicht wecken, denn dieser brauchte seinen Schlaf und sah auch noch so verdammt süß dabei aus. Der Jüngere würde wohl noch eine Weile schlafen, so dass sich Mr. Bane in Ruhe um seine Morgenroutine kümmern konnte.

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Von den Sonnenstrahlen der Mittagssonne geweckt, wachte Alec auf und rieb sich die Augen. Wo war sein Daddy, schoss es ihm durch den Kopf und erschreckte sich gleichzeitig, dass er den Älteren so bezeichnete. 

Er griff nach seinem Handy, doch griff er ins Leere - er hatte ganz vergessen, dass er dieses ja zertrümmert hatte. Dafür lag ein Zettel mit einer sehr feinen Handschrift auf dem Nachtschränkchen.

Guten Morgen Kleiner,

ich hoffe, du hast gut geschlafen. Du hast heute morgen so wunderschön ausgesehen. 

Ich bin im Haus. Ich habe dir das Haustelefon hingelegt, mit dem du mich jederzeit erreichen kannst, sobald du wach bist. Ich warte auf deinen Anruf...

Magnus

Zart strich Alec über die fein geschwungenen Buchstaben und das teure Papier. Hatten ihn seine inneren Dämonen gestern nur in eine falsche Richtung locken wollen? Konnte er dem Älteren doch vertrauen?

Er wusste es nicht, aber zumindest schob er seinen Fluchtplan noch etwas auf. Neben seinem Bett auf der Kommode konnte er ein Tablett mit der gleichen Schale wie gestern sehen. Zwar machte sich der Hunger bemerkbar, doch darauf verzichtete er lieber erst einmal. Eine Dusche war dringender. Und so versuchte er langsam aufzustehen und glücklicherweise klappte es auch. Zufrieden über seine körperliche Genesung, ging Alec in zügigen Schritten zum anliegenden Bad. 

Doch natürlich war er schon wieder zu voreilig gewesen, denn wieder wurde ihm schwummrig. Nur diesmal fingen ihn starke Hände ab und hielten ihn fest.

"Hey Kleiner...", hörte er die sanfte Stimme des Älteren sagen, die sofort dafür sorgte, dass er sich geborgen fühlte.

"Zeit für ein Bad..."

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