~ Kuscheln ~

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Erst als Alec das Esszimmer verlassen hatte und hoffentlich weit genug von der geschlossenen schweren Holztür entfernt war, konnte sich Catarina das Kichern nicht mehr verkneifen. Magnus, der Alec noch grübelnd hinterher gesehen hatte, schaute sie nur augenrollend an.

"Das findest du witzig, hm?", fragte er sie dann auch etwas genervt. Daraufhin zuckte Cat mit den Schultern und sagte fröhlich: "Ja, schon irgendwie."

Doch schnell hatte ihr Blick sich wieder in den mütterlich-fürsorglichen gewechselt.

"Eigentlich tut er mir den ganzen Tag schon leid. Du hast ihn doch erst heute morgen aus dem Krankenhaus mitgebracht, in dem du ihn noch nicht einmal alleine lassen wolltest. Und nun hast du den ganzen Tag deinen Kopf nur in der Arbeit und schaust ihn noch nicht einmal an, stellte Catarina klar.

"Ich an seiner Stelle hätte mich nicht so sehr zurück gehalten, ich hätte mich ganz deutlich bemerkbar gemacht."

Magnus überlegte einen Moment und atmete dann geräuschvoll aus: "Du hast ja Recht... Kaum hole ich ihn aus dem Krankenhaus ab, wo er nur war, weil er dachte, ich lasse ihn im Stich und schon lasse ich ihn schon wieder links liegen..." Magnus fuhr sich aufseufzend durchs Gesicht. Er unterschätzte es immer noch, wie sehr ihn sein Kleiner brauchte.

"Ein Daddy sein ist eben nicht einfach, mein lieber Freund", kommentierte Magnus' Vertraute, noch immer viel zu fröhlich für Magnus' Meinung, seine Misere und bekam dann auch direkt einen bösen Blick aus den kajahlumrandeten Augen.

"Na wenigstens du kannst dich amüsieren...", gab Magnus zurück, konnte aber das kleine Grinsen nicht verkneifen. Ja, eigentlich war ihm nicht nach Grinsen zu Mute, denn Alec machte ihm Sorgen, aber Cat hatte Recht. Er wollte die Verantwortung und nun bekam er sie eben auch. Und sie brauchten eben noch etwas Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen.

"So, mein Lieber. Ich habe Feierabend und werde mich jetzt mit einem netten Mann vergnügen. Und du hast hier noch zu tun. Morgen werde ich wieder kommen. Um 10 Uhr. Ich denke, dann werdet ihr wohl mit dem Frühsport fertig sein", sagte Catarina augenzwinkernd während sie aufstand.

Magnus brachte sie noch hinaus und verabschiedete sich mit den üblichen Küsschen von Catarina. Was würde er nur ohne sie machen?

Seufzend machte er sich auf die Suche nach seinem Kleinen. Eigentlich sollte er wohl wegen seines unhöflichen Verhaltens sauer sein. Und wahrscheinlich wäre Magnus das auch gewesen, wenn Cat ihm nicht rechtzeitig noch den Kopf zurecht gerückt hätte.

Im Wohnzimmer fand Magnus seinen Kleinen auch, der gerade im wohlig gedimmten Raum verträumt Chairman auf seinem Schoß streichelte.

"Habt ihr euch schon angefreundet?", fragte Magnus sanft und blieb im Türrahmen stehen. Er konnte mit ansehen, wie Alecs  Gesichtszüge von entspannt wieder zu bockig gingen. Bei dieser Stimmung wollte Chairman offensichtlich dann doch lieber das Weite suchen, sprang von Alecs Schoß und ging mit stolzem Gang wieder davon.

Alec hatte keine Antwort gegeben. Nein, er stand sogar selbst auf, um aus dem Raum zu gehen. Doch Magnus ließ ihn nicht vorbei. Ruhig blieb der Ältere stehen und schaute auf seinen Kleinen, der den Blick gesenkt hielt.

"Ich bin müde, ich möchte schlafen gehen", murrte der Jüngere, doch Magnus blieb einfach stehen.

"Ich weiß, dass ich nicht in deinem Bett schlafen darf, weil ich ja unhöflich war. Wir müssen nicht darüber reden", sagte Alec weiter zähneknirschend.

"Hmhm", gab Magnus ruhig von sich. Alec schaute zu ihm auf. Er hatte eigentlich ein Donnerwetter erwartet oder das ihm sein Daddy den Hintern versohlen würde.

"Du siehst nicht so aus, als würdest du so schlafen können", sagte Magnus tonlos und streckte die Hand nach Alecs Wange aus. Doch dieser zuckte zurück und ging einen Schritt zurück.

"Ich bin groß, ich brauche keine Streicheleinheiten", knurrte der Jüngere und Magnus konnte ein leichtes Zittern sehen, dass durch Alecs Körper ging. Ihm ging es weder gut, noch war er gerade groß. Und auf jeden Fall brauchte er dringend ganz viele Kuscheleinheiten.

Nach einem Moment des Überlegens entschied Magnus: "Du kannst wählen. Entweder kommst du gleich zu mir auf die Couch oder du gehst in dein Zimmer und schläfst allein, wie du gesagt hast." Und so ging Magnus auch, wie angekündigt auf das Sofa und setzte sich gemütlich hin.

Alec wusste nicht, was er tun sollte. Jetzt auf einmal bot ihm Magnus an, mit ihm zu kuscheln? Nein, warum sollte er denn jetzt auf einmal wollen? Vielleicht hatte Alec ja jetzt einfach keine Lust zu springen, wenn sein Daddy jetzt gerade mal fünf Minuten für ihn Zeit hatte...

Wütend, bockig, aber auch traurig stand Alec da. Wusste nicht ein noch aus. Natürlich wollte er schon den ganzen Tag über nichts anderes machen, als sich in Magnus' Arme zu kuscheln. Schon als er jetzt so daran dachte, tat ihm sein Herz vor Sehnsucht weh und Tränen schossen ihm in die Augen.

Plötzlich spürte er eine Hand, die sich locker um seine schloss. Magnus stand neben ihm und schaute ihn lieb an. Der Ältere sagte nichts weiter und das musste er auch nicht. Alec ergriff seine Hand und ließ sich von seinem Daddy auf das Sofa bringen.

Doch noch gab Alec nicht nach; mochte noch immer nicht zugeben, wie sehr er den Älteren vermisste und brauchte.  Doch Magnus musste dies auf einer anderen Ebene mit ihm besprechen, denn nicht Alec hatte ihn vermisst und sich daneben benommen, sondern sein Kleiner war es.

"Magst du Daddy erzählen, was los ist?", fragte Magnus sanft und legte seine große Hand auf Alecs, die mal wieder am Saum seines Shirts nestelte.

Alec schaute auf seine Hände und schüttelte den Kopf.

"Magst du Daddy vielleicht einen Gefallen tun und mit ihm kuscheln, hm? Er ist ganz kaputt von der Arbeit und würde sich sehr darüber freuen...", bot der Ältere dann an.

Murrend nickte Alec noch einmal und legte seinen Kopf dann in Magnus' Schoß. Magnus fing direkt an ihn zu kraulen und schaltete mit der anderen Hand den Fernseher ein.

"So ist es doch schon viel besser, hm?", fragte Magnus, obwohl ihm klar war, dass es noch lang nicht besser war.

Alec war noch immer hin und hergerissen in seinen Gefühlen. Eigentlich hatte er ja nun die perfekte Ausrede mit seinem Daddy zu kuscheln, ohne zugeben zu müssen, dass er ihn vermisst hatte. Aber eigentlich war er noch immer wütend und wollte gerade gar nicht wirklich brav sein, obwohl es ja schön war auf seinem Schoß gekrault zu werden.

"Hast du mich vermisst, mein Kleiner?", fragte Magnus und seine Stimme war ernst und mitfühlend. Erst jetzt konnte Alec seine Gefühle nicht mehr verstecken...

Hey KleinerWhere stories live. Discover now