~ Papier ~

2.7K 171 5
                                    

Satt, zufrieden und glücklich verschlang Alec auch noch den letzten Bissen des Milchreis' und merkte erst dann, dass ihn der Ältere amüsiert beobachtete. Doch anstatt nur mit hochrotem Kopf dazusitzen, ließ sich Alec sogar zu einem Spruch hinreißen: "Ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt kochen kannst..."

Überrascht über diesen plötzlichen mutigen Vorstoß hob Magnus beide Augenbrauen und fing an, herzhaft zu lachen. Dann sagte er, noch immer kichernd: "Und ich nicht, dass du Lächeln kannst, mein Süßer!"

Angesteckt von dem schönen Lachen, fiel auch Alec mit ein, wurde jedoch jäh von einem unbekannten Geräusch gestört. Das eben noch so entspannte Gesicht von Magnus bekam Falten auf der Stirn und schnell nahm er sein Handy aus der Hosentasche, nur um den Anruf abzulehnen.

"Tut mir leid, Alexander. Eigentlich hatte ich klipp und klar festgestellt, dass ich heute nicht gestört werden will, denn...", erklärte Magnus mit grimmiger Miene in Richtung seines Handys. Doch da klingelte es schon wieder.

"Einen Moment bitte...", entschuldigte sich der Geschäftsmann und ging ein Stück weg, während er mit bestimmter aber betont ruhiger Stimme den Anruf entgegennahm.

Eben noch entspannt lachend, zog sich wieder alles in Alec zusammen. Er konnte nichts dagegen tun. Natürlich wusste er, dass Magnus ein Geschäftsmann mit viel Verantwortung war und er natürlich nicht plötzlich alles stehen und liegen lassen konnte, nur um sich um ihn zu kümmern. Und doch kreisten seine Gedanken schon wieder darum, dass er gleich wieder für Stunden alleine sein würde. Und so stellte er das Geschirr in den Spüler und machte sich auf den Weg in das Gästezimmer.

Doch dann hielt ihn Magnus Hand fest am Handgelenk, hielt ihn davon ab zu fliehen und zog ihn dicht an sich. Schon hatte Magnus endlich aufgelegt und schaute den Jüngeren fragend an, doch Alec behielt den Blick verschämt gesenkt. Es fühlte sich für ihn wieder so an, als wüsste Magnus ganz genau, was in ihm vorging.

Seufzend strich ihm der Ältere beruhigend über den Rücken und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich muss etwas regeln und ich möchte, dass du mich begleitest, Alexander. Dann kannst du dir auch gleich den Vertrag anschauen...", sagte Magnus ruhig und nahm Alec an die Hand, um mit ihm in sein Büro zu gehen.

Dieses war, wie auch das Gästezimmer - oder war das Magnus' privates Schlafzimmer gewesen? - eher im Stil der Jahrhundertwende um 1900 eingerichtet. Schwere echte dunkle Holzmöbel und dunkle schwere Stoffe. Kein Wunder, dass die Haushälterin Maia so mies gelaunt war, da sie diese Räume sauber halten soll...

Auf einem bequemen dunkelgrünen Sofa abgesetzt, bekam Alec einen mehrere Seiten langen Vertrag in die Hand gedrückt und einen Fragebogen samt Stift. Magnus setzte sich zu ihm und erklärte: "Dieser Vertrag soll uns beide absichern. Ich benutze ihn immer, wenn es in Richtung BDSM geht. Aber auch wenn es nicht um SM, also Schmerzen und dergleichen geht, sondern wie bei uns um Dominanz und Macht, ist es gut vorher alles festzuhalten... Tabus, Safeword, Vorlieben und Abneigungen. Ich möchte, dass du diesen Fragebogen ausfüllst, damit ich deine Wünsche und Tabus kennenlerne. Natürlich findest du auch eine Kopie eines von mir ausgefüllten Fragebogens. Du kannst jederzeit Fragen stellen..."

Magnus sah Alec an und bemerkte, dass dieser gebannt auf die Papiere schaute, als er diese Blatt für Blatt durchging. Lächelnd sagte er: "Du musst nicht alles ausfüllen. Schau einfach, wie weit du kommst. Und den Vertrag unterschreiben wir erst am Ende der Woche."

Dann reichte Magnus ihm mit einem verschmitzten Grinsen noch sein entsperrtes Handy und erklärte dazu: "Wahrscheinlich willst du das ein oder andere googeln..."

Nachdem Magnus sich mit einem Kuss auf Alecs Stirn zu seinem großen reich verzierten Schreibtisch verabschiedet hatte, nahm sich der junge Nachtportier ganz in Ruhe die Papiere vor. Den Vertrag überflog er, doch er widmete sich erst einmal dem Fragebogen, der in der Tat mehrere klein beschriebene Seiten enthielt und wirklich sehr umfangreich war. So wurde z.B. jedes unterschiedliche Schlaginstrument aufgeführt und Alec sollte ankreuzen, ob dieses ein Tabu wäre, oder er es als Strafe oder Belohnung ansehen würde, damit traktiert zu werden.

Da Alec Schmerzen nicht ausstehen konnte, beantwortete er diese Fragen mit dem Kreuz bei Tabu. Und doch konnte er sich vorstellen, dass ein Klaps auf den Hintern mit der Hand vielleicht... Also ein Kreuz bei Neugier.

Ok, was gab es noch... 'Führen/Geführt werden'... Alec blickte auf Magnus, der geschäftig telefonierte. Es war alles noch neu, aber er konnte nicht leugnen, dass er es mochte, die Dominanz des Älteren zu spüren. Magnus gab ihm Ruhe und Sicherheit und in seiner Nähe waren die Sorgen und Ängste, die er sonst permanent verspürte deutlich leiser.

Alec kannte den Geschäftsmann nicht erst seit gestern und ihn hatte schon von Anfang an dessen geraldlinige ehrliche und zuweilen auch sture Art gefallen. Damit konnte er etwas anfangen; so wusste er immer woran er war.

Andere Menschen machten den jungen Hundesitter sehr häufig nervös, unsicher oder auch wütend. Er wusste selbst nicht genau, woran das lag. Aber Magnus schien wie ein Anker zu sein, der ihm Halt gab.

War das ok? War das gesund? Konnte er einem anderen Menschen wirklich schon so schnell vertrauen? So sehr, dass er mit ihm einen Vertrag unterzeichnen wollte und BDSM Sachen ausprobieren?

Gerne hätte Alec sich mit einem Freund ausgetauscht, jemandem der Erfahrung in diesem Bereich hatte und jemandem der ihm jetzt einfach einen guten Rat hätte geben können. Doch diesen Jemand gab es nicht. Er hatte keine Freunde und auch keine Familie.

Doch alles in ihm sehnte sich danach, den Vertrag zu unterzeichnen und Magnus danach.. zu gehören? Hmm, wie sagte man das richtig? Was wäre er dann für ihn? Es gab noch so viele Fragen zu stellen und zu beantworten. Ein kurzer Blick zu Magnus zeigte ihm, dass dieser eine größere Krise zu lösen hatte. Wieder lag dessen Stirn in Falten, doch immer noch blieb seine Stimme ruhig und gefasst. Das war sehr beeindruckend mit anzusehen und irgendwie...

'Oh...', schoss es Alec durch den Kopf, als er plötzlich die Enge in seiner Hose spürte. Penlich berührt schaute er an sich hinunter... ja, da gab es wohl keinen Zweifel. Alleine Magnus zu beobachten hatte ihn erregt. Und nun...? Er wollte den Älteren natürlich nicht bei einem wichtigen Geschäftsgespräch unterbrechen und dann vielleicht noch blamieren, aber seine Worte waren eindeutig gewesen...

Also stand er auf, stellte sich neben Magnus' Stuhl und wartete, bis dieser ihn freundlich und neugierig ansah. Schnell schaute Alec mit roten Wangen zu Boden. Diese Situation war einfach sehr peinlich und doch wollte er dem Älteren gehorchen. Es fühlte sich sogar irritierend gut an, sich selbst in diese verletzliche Lage zu bringen.

Ein kleines Lächeln umspielte Magnus' Lippen und doch sprach er mit seinem Mitarbeiter am anderen Ende noch immer, als wäre nichts weiter. Alec atmete tief durch, offenbar erwartete Magnus von ihm, dass er deutlicher wurde. Also nahm er dessen Hand und legte diese an seinen ausgebeulten Schritt.

Hey KleinerWhere stories live. Discover now