~ Nudeln mit Würstchen ~

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Tränen standen Alec in den Augen. Lange starrte er noch auf die Tür, durch die Magnus verschwunden war und die ihn mit ihrer Leere verhöhnte. Wütend, frustriert, verzweifelt, traurig, einsam und verlassen versteckte sich Alec unter seiner Strickdecke und nahm auch Wolf wieder in seinen Arm.

Seine Gedanken waren durcheinander. Nein, das war untertrieben. Es herrschte ein heilloses Chaos in seinem Kopf. Magnus hatte doch gesagt, dass er in ihn verliebt war und dass er ihn wollte und er hatte doch geknurrt und ihn so gierig angesehen. Alec hatte deutlich den Ständer des Anderen gespürt, hatte die Hitze und das Verlangen gespürt. Magnus hatte ihn gewollt, daran konnte doch kein Zweifel bestehen, oder?

Liebte er Camille doch noch?

Frustriert und durcheinander schaute er seinen Wolf an, der grimmig zurück schaute. "Hey, ich hab doch nichts falsch gemacht, oder?", fragte er das Tier an sich selbst zweifelnd. Doch das Tier schaute noch immer grimmig und Alec seufzte schließlich und meinte: "Ok, ich gehe..."

Feige sein brachte nichts und Magnus hatte nun wirklich schon häufig bewiesen, dass er kein gemeiner Mann war. Also vielleicht...

Alec ging leise und vorsichtig nach unten und fand Magnus vor dem entzündeten Kamin stehend, den Rücken ihm zugewandt.

"Magnus? Bist du böse?", fragte Alec leise, sich nicht trauend, die letzten Meter zu überbrücken. Magnus drehte sich um und nun konnte Alec sehen, dass es dem Älteren auch nicht so gut ging.

Dieser streckte eine Hand nach seinem Kleinen aus und zog ihn dann an sich, als dieser zu ihm kam. "Es tut mir leid, mein Kleiner. Ich habe dich wohl erschrocken. Nein, du hast nichts falsch gemacht...", sagte er mit Alec in seinem Arm und seinem Kopf auf dessen Schulter. "Du bist genau richtig, lass dir auch von einem alten Mann nichts anderes einreden."

Erleichtert atmete Alec auf und kuschelte sich in Magnus Arme. Schon erschien wieder ein kleines Lächeln auf Magnus' Gesicht und so löste er die Umarmung und schaute seinen Kleinen an. "Du hast dich getraut zu mir zu kommen...", sagte er freudig überrascht und küsste ihn auf die Stirn. "Du bist wirklich tapfer."

Natürlich bildete sich wieder eine kleine Röte aus Alecs Wangen aus, doch diesmal war sie nicht vor Scham. Es fühlte sich so gut an, von Magnus gelobt zu werden. Er spürte wieder, dass er es dem Älteren einfach Recht machen wollte und fragte sich, ob das wohl so richtig und gesund war. Immer weiter zog ihn dieser Mann in den Bann und immer mehr spürte er, wie er ihm mehr und mehr Vertrauen schenkte, aber irgenwie auch von ihm emotional abhängig wurde.

Dieser Gedanke machte ihm Angst, aber er schob ihn von sich, denn die Alternative gefiel ihm noch weitaus weniger.

"Komm, mein ... hm... klein bist du ja nun wirklich nicht...", überlegte Magnus laut, während er Alecs Hand nahm und mit ihm in die offene Küche gehen wollte. Doch Alec unterbrach ihn schüchtern: "Es ist schon okay... irgendwie.. also wenn du..."

"Du meinst, bei mir machst du eine Ausnahme?", hakte Magnus nach und hob Alec auf eine der Arbeitsflächen, so dass dieser von der unerwarteten Positionsveränderung quiekte. Wieder spürte er, dass Magnus zwar etwas kleiner war, aber durchaus stark, auch wenn es von außen nicht so danach aussah.

"Ja, nur für dich!", bestätigte Alec verschwörerisch und irgendwie war ganz klar, das dieser Kosename nur im Geheimen Verwendung finden sollte. Und so nickte Magnus verstehend und sagte: "Danke!"

Stolz lächelte Alec und ließ die Beine baumeln. Er fühlte sich so unbeschwert bei Magnus. Endlich musste er nicht ständig auf der Hut sein und konnte den Überlebenskampf, den er täglich für so viele Jahre geführt hatte, komplett für den Moment vergessen. Magnus war ja da.

Dieser hatte auch irgendwie dafür gesorgt, dass in dem Haus frische Lebensmittel waren und hatte tatsächlich etwas für sie beide gekocht. Es roch wirklich verführerisch.

"Was gibt es, Daddy?", fragte Alec und schaute neugierig zu dem Älteren hin. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er zum ersten Mal diese Anrede für Magnus benutzte. Aber immerhin hatte er ja schon eine Weile von ihm als diesem in seinem Kopf gedacht.

Erst als Magnus sich abrupt umdrehte, den Kopf schief legte und ihn über dem Kochtopf, dessen Inhalt er gerade erwärmte, hin glücklich anlächelte, fiel Alec auf, was er gerade gesagt hatte und machte große Augen. War das ok? Durfte er ihn schon so nennen?

"Ich habe uns was Einfaches gekocht. Ich hoffe, du magst Nudeln mit Tomatensoße und kleinen Wurststückchen?" Alec vergaß seine Zweifel und sprang von der Theke. "Danke!", sagte er und gab seinem Daddy einen Kuss auf die Wange, bevor er sich auf die Suche nach dem Geschirr machte. Magnus gab ihm Richtungsangaben und so war der Tisch schnell gedeckt.

Auch Alec bekam ein Dankesküsschen für seine Hilfe und so saßen die beiden so verschiedenen Männer zufrieden am Esstisch und genossen das Essen.

"Können wir noch runter ans Meer gehen, bitte?", fragte Alec geschirrabräumend. "Sicher, Kleiner."

"Können wir bitte danach am Kamin sitzen und kuscheln, Daddy?" "Natürlich, Alexander", kam auch hier die Antwort. Doch Alec hatte noch eine Frage. Aber dazu kam er näher an Magnus heran und kuschelte sich in seinen Arm: "Darf ich bitte später bei dir im Bett schlafen?" Prüfend sah Magnus seinem Schützling in die Augen und stellte klar: "Bei mir..."

Dann lösten sie sich voneinander und Alec bekam den Auftrag zwei große Handtücher aus dem Badezimmer für sie beide zu holen. Magnus kümmerte sich in der Zeit darum, das Feuer im Kamin aus zu machen, als Alec vom oberen Ende der offenen Treffe sagte: "Aber ich habe gar keine Badehose eingepackt!"

"Du brauchst auch keine!", gab Magnus als Antwort und ihm war so, als konnte er von unten das harte Schlucken seines Kleinen hören.

Hey KleinerWhere stories live. Discover now