~ Ende? ~

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Erschöpft. Vor Schmerzen und von dem emotionalen Hin und Her völlig entkräftet. Zwar zwang sich Alec einfach immer weiter zu gehen, aber sehr weit kam er nicht. Nicht weit genug. Bis zum Bane Anwesen war es sicherlich noch ein oder zwei Kilometer. Und das nur, wenn man noch genau wusste, wo man war. Doch irgendwann hatte Alec einfach die Orientierung verloren gehabt. Im Moment trugen ihn seine Füße über weichen Rasen. Vorbei an einem kleinen Kanal, der beruhigend und glitzernd im Licht des Vormittags an ihm vorbei plätscherte. 

Frustriert, nein, verzweifelt und am Ende seiner Kräfte, musste Alec einsehen, dass er so nicht weiterkam. Seine Füße waren hatten mittlerweile blutige Stellen und diesmal konnte er deutlich die herannahende Ohnmacht spüren. Übelkeit und Hitze, frieren und unglaublich schwere Beine. 

Auch wenn sein Kopf ihn immer noch weiter treiben wollte, so setzte er sich doch letztlich einfach an den leichten Abhang zum Wasser hin und fing an, hemmungslos zu weinen. Ab und an kam ein Jogger oder jemand mit einem Hund vorbei. Doch Alec konnte einfach nicht mehr. Wie hatte er denn einfach von seinem Daddy fliehen können? Warum war er vor dem ersten Menschen geflohen, bei dem er sich sicher gefühlt hatte? 

Aber Alec konnte sich noch nicht einmal richtig über sich ärgern. Denn tief in ihm war ihm nur deutlich bewusst, dass er so ein Glück wie mit Magnus ohnehin nicht verdient gehabt hatte. Und das alles nur ein schlechter Scherz des Universums gewesen war. Nein, er hatte eben keine Liebe verdient und würde sein Leben weiterhin alleine und leer verbringen müssen. 

Sein Blick viel auf die Kieselsteine, die hier und da auf dem Rasen lagen und auf die großen Steine, die das Kanalbett befestigten. Wie schön wäre es doch, so befreit von allen Gefühlen zu sein, ganz wie diese Kieselsteine...

Endlich versiegten seine Tränen und eine eigenartige Ruhe breitete sich in ihm aus. Genug, um nicht ohnmächtig zu werden.

Eingekauert am Kanal sitzend gingen Alecs Gedanken zurück zu Magnus. Seine beste Freundin würde ihn wohl trösten, aber dann würde es ihm wohl bald wieder gut gehen, oder?

Natürlich, denn so wichtig war Alec nun ja auch nicht. Warum sollte ihn der Geschäftsmann denn vermissen. Er konnte sich ohne Probleme mit jemand anderem ablenken, so wie er es doch mit diesem Kätzchen gemacht hatte, oder?

Nein, diese Gedanken waren nicht gut. Spitz und ziehend drangen sie in seine Brust und zerrten an seinen Nerven. Eifersucht machte sich breit und schnell kniff sich Alec in die empfindliche Haut in der Nähe der Armbeuge, um sich abzulenken. 

"Hey Kleiner..."

Alec hatte es gehasst, wenn ihn jemand so genannt hatte, aber beim Geschäftsmann war das was anderes gewesen. Sanft und liebevoll hatte dessen Stimme geklungen. Und fast konnte er dessen Stimme jetzt wieder neben sich hören. Doch dies war mit Sicherheit nur Einbildung und ein sicheres Zeichen, dass er doch noch ohnmächtig werden würde.

Alec sehnte sich so sehr nach der Umarmung des Älteren, dass er auch diese mit geschlossenen Augen zu spüren meinte. Sanft und gleichzeitig doch so besitzergreifend. Liebevoll und führend zugleich. 

Alec wollte sich nur noch in diese Umarmung fallen lassen, auch wenn er sich diese nur einbilden sollte. Und so ließ er sich zur Seite kippen. 

Doch Alec traf nicht auf den Rasen auf. 

"Ich bin hier, mein Kleiner", hörte er seinen Daddy nur noch leise sagen. 

***

"Daddy! Daddy, wo bist du?"

Auf leisen Sohlen schlich Alec durch das große Haus. Wo war Magnus nur? Rosig und fröhlich wirkte der großgewachsene junge Mann mit den schwarzen Wuschelhaaren. 

Es war einige Zeit vergangen. Alle körperlichen Wunden waren geheilt und nach und nach konnten die beiden Männer mehr und mehr Vertrauen zueinander aufbauen. 

"Daddy pieps einmal!" Alec war stehengeblieben und lauschte auf seine Umgebung. Und tatsächlich kam ein lustiges Geräusch aus dem nächsten Raum. 

Mit kindlichem Angriffsgebrüll stürmte er also den Raum mit der Nerf-Gun im Anschlag und machte einen beherzten Hechtsprung hinter das Sofa. Doch das war eine Falle!

"Nein! Daddy!" jammerte der soeben in die Arme seines Jagdobjekts gelaufene Kleine. Magnus war ebenfalls hinter der Couch gewesen und hatte den unbedachten Moment genutzt, um seinem Schatz ungeniert die eigene Spielzeugwaffe an den Rücken zu halten. 

"Hände hoch, Süßer...", sagte Magnus kichernd hinter ihm. 


***

An dieser Stelle wollen wir unsere beiden Süßen alleine lassen. Ja, ich weiß, ihr seid sicher noch sehr neugierig, wie die beiden ihren Alltag meistern, wie sie sich lieben und welche Hürden immer noch zu meistern sind. Und es wird jeden Tag neue kleine und große Katastrophen geben. Gefühle, die einzuordnen sind und Erinnerungen die bereit aufgearbeitet zu werden. An der Seite von Magnus wird Alec Stück für Stück aufblühen und sein Leben immer mehr in die eigene Hand nehmen. Cat schaut immer wieder nach den beiden und außerdem nutzen beide externe Psychotherapie, um nicht in alte Muster zu verfallen. Immerhin ist ein Daddy kein Ersatz für eine Therapie und auch Magnus braucht Unterstützung im Alltag mit Alec. 

Ich hoffe, dass meine kleine Geschichte dem einen oder anderen ein klein wenig die Scheu vor dem Bereich Caregiver/Little nehmen konnte. Ich hoffe, ich konnte euch zeigen, dass es hier um eine intensive und vertrauensvolle Beziehungsdynamik geht und nicht um Pädophilie oder Machtmissbrauch. 

Außerdem hoffe ich, ich konnte ein wenig aufzeigen, dass es genau richtig ist, langsam Vertrauen aufzubauen.  Wir leben in der echten Welt und nicht in einem Porno oder Hentai, in dem man direkt ans Bett gefesselt wird und sich einem vermeintlich dominanten Menschen unterwirft. So funktionieren Menschen nicht. 

Freiwillige Hingabe und in tiefstem Vertrauen übergebene Macht auf der einen Seite und auf der anderen Seite der tiefste Respekt vor dem Vertrauen und der vertrauensvolle Umgang mit der Hingabe. Aus diesen Zutaten kann etwas sehr Besonderes entstehen. Aber nur dann.

Ich bitte euch, die ihr vielleicht davon träumt, etwas ähnliches einmal selbst zu erleben, ganz genau hinzusehen, wem ihr euer Vertrauen schenkt. Prüft euren Daddy oder eure Mommy genau. Denn schon Kleinigkeiten, toxisches Verhalten, welches man im normalen Alltag schnell abschüttelt, kann in einem solchen freiwillig gewählten Verhältnis psychische Wunden aufreißen oder neue hinzufügen. 

Vernünftig, sicher und einvernehmlich; nur so und niemals anders sollten Menschen miteinander umgehen. Ob es jetzt im BDSM ist oder in allen anderen Beziehungsformen.  


Ich danke jedem von euch, für die vielen Sternchen und Reads und wünsche jedem von euch, eine bessere Hälfte an die Seite, die euch einfach nur gut tut. 

Hey KleinerOnde histórias criam vida. Descubra agora