~ Ignoranz ~

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Etwas unsicher stand Alec vor der schweren Holztür, die zum Büro führte. Hier hatte Alec beim letzten Mal auf der Couch gesessen und sich auf Magnus' Anweisung .... Oh, Alec musste schnell an etwas anderes denken, wenn er nicht gleich vor Catarina zugeben wollte, dass er einen Ständer hatte.

Apropos Magnus' Assistentin... sicherlich war es ein Geheimnis, das Magnus ein Daddy war und Alec ein Little. Also, so dachte Alec, musste er sich wieder normal verhalten. Aber dann brauchte er ja auch einen Grund, um zu stören.

Alec trat wieder von der Tür zurück und wollte gerade wieder in sein Zimmer gehen, um zu überlegen, als Catarina gerade herauskam.
"Oh, Alec, willst du zu Magnus? Geh ruhig rein. Ich muss nur mal eben wo hin", sagte sie freundlich und hielt Alec die Tür offen. Was hätte er also anderes tun sollen, als hinein zu gehen.

Magnus schaute gerade nicht auf. Er war wohl so vertieft in seine Aufgaben, dass er ihr Gespräch gar nicht mitbekommen hatte. Unsicher trat Alec hinein. Alec wusste nicht, ob es dem Älteren nun Recht war, dass er in seinem Büro war. Unsicher, ob er sich setzen durfte, blieb Alec einfach vor dem Schreibtisch stehen und knibbelte nervös an am Saum seines Shirts. Aber er spürte auch, dass es nicht so schlimm wie sonst war, wenn er warten musste und unsicher war. Die Medis schienen zu helfen.

"Hey, na mein Kleiner?", sagte Magnus freundlich, als er endlich den Kopf hob und Alec erblickte. Schnell schaute Alec über die Schulter, ob die Assistentin schon wieder gekommen war, doch noch waren sie alleine.
"Hast du dich schon eingerichtet?", fragte Magnus und Alec nickte wieder.

"Es tut mir leid, aber es ist wirklich viel liegen geblieben. Ich werde also sicherlich noch ein paar Stunden arbeiten müssen", sagte Magnus; selbst ein wenig traurig dabei. Alec senkte den Blick, um so seine unwillkürlich auftretende Enttäuschung zu verstecken. Er wollte noch etwas sagen, doch schon kam Catarina wieder herein und setzte sich an ihren Platz neben den Schreibtisch. 

Frustriert ging Alec wieder. Er wollte sich nicht aufdrängen und nicht stören. Und so trugen ihn seine Füße schließlich doch in die Küche. Auch wenn er Maia nicht wirklich mochte, so war es vielleicht besser als alleine zu sein. 

Mit finsterer Mine setzte sich Alec an die Kücheninsel auf einen der Barhocker und schaute Maia dabei zu, wie sie sehr geschickt mit einem großen Küchenmesser das Gemüse für das Abendessen schnitt. Sie hatte nur kurz den Kopf gehoben und ihn etwas skeptisch angesehen und dann weiter gemacht. 

"Es dauert noch eine Stunde", sagte die Hausdame knapp und Alec gab nur ein Murren von sich, das wohl soviel wie alles klar bedeuten sollte. 

Fasziniert von ihrer Schnitttechnik blieb Alec noch ein wenig sitzen. Keine fünf Minuten später kämpfte Maia knurrend mit dem Abfallbehälter und schimpfte dabei in spanisch. Ohne weiter darüber nachzudenken, kam Alec zu ihr herum, um den störrischen Behälter mit etwas Geschick wieder in Ordnung zu bringen und den Müllbeutel dann gleich herauszunehmen. Etwas irritiert von seiner Hilfsbereitschaft schaute sie ihn stirnrunzelnd an und gab ihm dann kurz die Anweisung, wo er den Müll hinbringen konnte. 

Wieder reingehend kam ihm eine Idee: Magnus trank gerne Tee. Jetzt schon deutlich hilfsbereiter und freundlicher dreinblickend, war Maia ihm dabei behilflich alles für Magnus und Catarina auf ein Tablett zu stellen, so dass er bald schon erneut an der Holztür klopfte. 

Wieder war Magnus ganz in seiner Arbeit vertieft und schaute erst auf, als ihm Alec seine Tasse schon fast direkt vor die Nase stellte. Dankbar drückte Magnus lächelnd die Hand des Jüngeren, die kurz unsicher auf der Arbeitsfläche liegen geblieben war. 

Doch Alec wich seinem Blick aus. Er wusste, dass er sich sonst wohl verraten würde. Kurz runzelte Magnus die Stirn und beobachtete seinen Schützling ein paar Sekunden. 

"Hey, Alec, gibt es vielleicht auch Kaffee, wo der Tee herkommt?", fragte die Assistentin freundlich und mit einem lieben Lächeln, bekam aber nur ein murrendes Kopfnicken. "Schwarz? Milch? Zucker?", fragte er noch recht mürrisch, als er schon fast zur Tür raus war. 

Magnus war so in seiner Arbeit vertieft, dass er es nicht mehr mitbekam. Er bekam auch nicht mit, als Alec mit dem Kaffee wieder zurück war. 

"Danke, Alec, du bist ein Schatz", sagte Cat freundlich und ruhig, als sie ihm den Kaffee abnahm. Doch Alec schaute sie nur kurz an und dann wieder zu Magnus, der seine Tasse noch nicht einmal angefasst hatte. 

Mit einem Magen, der sich langsam zu verknoten schien, stand Alec noch ein paar Sekunden ratlos herum, bis er sich dann wieder zurück zog. 

Die Zeit bis zum Essen verbrachte Alec wortlos bei Maia. Das große Esszimmer häte wohl genügend Platz für eine größere Dinnergesellschaft und war wie die anderen Zimmer auch mit antiken Möbeln und schweren Stoffen eingerichtet. Es fehlten nur noch die Butler, die während des Essens an der Seite stehen würden. 

Zusammen mit Magnus und Cat im Esszimmer sitzend, blieb Alec stumm, während sich die beiden Älteren weiter über das Geschäft unterhielten. Lustlos stocherte Alec im Essen herum. Sein Magen fühlte sich zwar leer an, aber auch so, als wollte er sich eher übergeben. 

"Alexander, iss noch etwas", meldete sich plötzlich Magnus und unterbrach dabei das angeregte Gespräch mit seiner Sekretärin. 

Alecs Kopf schnappte hoch und ein verletzter Blick traf den Älteren. Warum ignorierte er ihn den ganzen Tag und behandelte ihn jetzt wie ein Kind? Ein Seitenblick zu Cat zeigte sie stirnrunzelnd. Schnaubend pikte Alec ein Stück Paprika auf und ließ die Gabel dann wieder fallen. Nein, er mochte nicht essen. Und er würde nicht brav sein. Warum sollte er auch? Es würde Magnus doch nicht interessieren. 

Alec merkte selbst, dass er überaus kindisch reagierte. Gefangen zwischen dem was er tun wollte und dem was er tun sollte, steigerte sich seine Frustration nur noch. 

"Lass ihn doch, vielleicht mag er ja später noch etwas essen", meinte Cat freundlich und gutmütig. Und nun kam sich Alec wirklich wie an einem Esstisch mit seinen Eltern vor. Doch dies machte ihn nur noch wütender, denn er brauchte jetzt keine Mum mehr und überhaupt brauchte er niemanden. Er war alt genug.

"Das kann ich wohl noch alleine entscheiden", zischte Alec zwischen zusammengebissenen Zähnen leise. Definitiv war ihm das Essen nun noch mehr vergangen. 

"Darf ich aufstehen?", bat er grummelig, da er nicht komplett unhöflich sein wollte. 


Hey KleinerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt