~ Langeweile ~

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Nervös knibbelte Alec wieder an den Laken umher. Er spürte, dass es dem Älteren wichtig war, was er sagen wollte, selbst wenn dieser ganz sanft mit ihm sprach.

"In den nächsten beiden Wochen möchte ich, dass du bei mir wohnst. Ich weiß, dass du deine Unabhängigkeit behalten möchtest. Die kannst du gerne nach dieser Zeit wieder haben. Doch in der Zwischenzeit werde ich mich um alles kümmern und du wirst dich bei mir ausruhen", sagte Magnus und auch wenn er ruhig sprach, wurde deutlich, dass er diesmal keine Widerworte duldete. 

Der Ältere musste nicht sagen, dass dies die Konsequenz war, weil sich Alec nicht gut um sich selbst gekümmert hatte und ihm große Sorgen bereitet hatte. Alec wusste es auch so. Und so gab er auch brav nach und sagte: "Ja, Daddy."

Erleichtert atmete Magnus aus. Er wusste, dass dies die einzig richtige Entscheidung war und doch gefiel sie ihm nicht. Es fühlte sich wie eine Bestrafung an und war nicht Alecs freie Entscheidung. Magnus hoffte, dass ihm sein Kleiner irgendwann so weit vertrauen würde, dass er sich freiwillig mit allen Dingen an ihn wandte und sich helfen ließ. Doch bis dahin würde er nicht noch einmal zulassen, dass Alec etwas geschehen würde. 

***

Am nächsten Tag regelte Magnus alle wichtigen Dinge im Krankenhaus, so dass Alec nur seine Tasche packen musste und noch ein paar Unterschriften zu leisten hatte. Der Jüngere kam nicht umhin zu bemerken, dass es wirklich schön war, sich nicht um diese Dinge kümmern zu müssen. Er war wirklich froh und dankbar. Nicht nur wegen der Krankenhausrechnung, die ihn wahrscheinlich viele Monate des Abzahlens gekostet hätte.

So fuhren sie schließlich in Magnus Landhaus und wieder Magnus' Hand beruhigend auf Alecs Oberschenkel lag und Alec die Musik auswählen durfte. 

"Cat wird später kommen und ich werde mit ihr noch ein paar Stunden zu arbeiten haben. Ich zeige dir gleich dein eigenes Zimmer. Und ja, natürlich darfst du nachts bei mir schlafen", erklärte Magnus und fügte aber noch hinzu, "wenn du brav warst."

Alec schaute mit großen Augen hinüber. Natürlich wollte er brav sein. 

"Du kannst dich natürlich frei im ganzen Haus bewegen. Fühl dich einfach ganz wie zu Hause. Wenn du eine Frage hast, kannst du dich auch an Maia wenden", sagte Magnus und Alec nickte wieder nur. Nach einem kleinen Räuspern von Magnus kam jedoch noch ein: "Okay, Daddy."

Unterwegs machten sie noch bei Alecs Wohnung Halt, um seine restlichen Sachen zu holen. Da er nicht viel besaß, blieb nicht viel zurück.

So kamen sie bald am Landhaus an und Magnus verbot es Alec mit einem strengen Blick, seine Sachen selbst zu tragen. Sie gingen hoch in das Zimmer, das Alec schon kannte. 

"Pack in Ruhe aus und richte dich ein. Ich hole meine Sachen", sagte der Ältere und wendete sich schon zur Tür, um zu gehen.

Alec stellte gerade seine Tasche aufs Bett, um Wolf heraus zu holen und hielt Magnus mit einem Räuspern auf. 

"Danke, Magnus" , sagte er ehrlich. Über die Schulter schauend lächelte Magnus nickend und ging dann hinunter.

Alec hatte gerade seine Sachen eingeräumt, als er das kleine schnurrende Wesen wahrnahm, dass sich einfach auf seine Wolldecke gekuschelt hatte, die er natürlich auch wieder mitgebracht hatte.

Die kleine grau-schwarz gestreifte Katze mit dem weißen Schnäuzchen und dem weißen Bauch schien sich wirklich wohl zu fühlen. Sie hatte die Augen geschlossen und schlummerte zufrieden. 

"Bist du Chairman?", fragte Alec vorsichtig. Natürlich gab die Katze keine Antwort. Sie lief aber auch nicht weg, also kniete sich Alec neben das Bett und streckte die Hand aus, um  sie zu streicheln. Auch jetzt lief sie nicht weg.

Ganz im Gegenteil, der kleine Prinz schien es sehr zu genießen und begann zu schnurren. 

"Das gefällt dir, hm?", kicherte Alec und kraulte Chairman weiter am Kopf und über den Rücken. So verbrachten sie sicherlich über eine halbe Stunde und Alec erzählte der Katze über den schönen Ausflug ans Meer mit Magnus. Denn davon wusste das kleine Fellbündel sicher noch nichts. Und Alec schien es auch fast so, als würde sie wirklich zuhören. Doch irgendwann schien es ihr zu viel zu sein und wie es eben so bei Katzen üblich war, verschwand sie einfach und ließ Alec zurück.

Also musste Alec dann wohl das Haus alleine erkunden. Es dauerte wohl sicherlich eine halbe Stunde, bis er jeden Raum des großen Landhauses entdeckt hatte. Auch Maia hatte er in der Küche gefunden, doch irgendwie war sie ihm suspekt und daher winkte er nur kurz und ging dann weiter in den großen Garten.

Natürlich gab es hier auch einen Pool, aber viel mehr interessierten ihn die Blumenrabatte, die Bäume, die Gräser und was da sonst noch wuchs. Es gab sogar einen kleinen Springbrunnen und eine Bank daneben, die von einer bedachten Pergola überdacht wurde. Sogar ein paar Vögel konnte Alec zwitschern hören.

Er setzte sich, aber schon nach kurzem stand er wieder auf. So idyllisch die Umgebung auch war, Alec konnte es ohne Magnus gar nicht richtig genießen. Wie konnte er nach so kurzer Zeit nur so abhängig von einem anderen Menschen werden? Alec verstand sich selber nicht, aber er wusste, dass er Magnus vermisste. Doch dieser hatte zu tun und wollte sicher nicht gestört werden. Und immerhin war Alec ja nun auch nicht wirklich ein Kind und daher, so dachte er, sollte es ihm ja wohl auch möglich sein, mal ein paar Stunden ohne seinen Freund auszukommen. Immerhin hockten andere Paar ja auch nicht rund um die Uhr aufeinander.

Frustriert mit sich und der Situation trat Alec ein paar kleine Kiesel von den marmornen Gehwegplatten, die einen gewundenen Pfad durch den schön gestalteten Garten schlugen. Er hatte keine Armbanduhr, aber er schätze, dass noch nicht besonders viel Zeit vergangen war. Sollte er vielleicht doch mal schauen, ob Maia etwas Hilfe benötigte? Nein, lieber nicht.

Aber vielleicht konnte er im Wohnzimmer den Fernseher oder die Musikanlange zum Laufen bringen? Nein, am Ende machte er die wahrscheinlich sehr teuren Teile auch noch kaputt. Seufzend ging er wieder nach drinnen. Vielleicht wäre es ja ok, wenn sich Alec nur einen kleinen Kuss abholen dürfte und dann wäre er auch wieder brav...

Hey KleinerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt