~ Ausflug ~

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Schnell hatte Alec ein paar Sachen zusammengepackt und stand dann abfahrtbereit an der Tür. Magnus hatte geschwiegen und weder seine Blicke noch irgendetwas anderes an ihm hatte Alec das Gefühl gegeben, dass Magnus ihn für den Ort, an dem er lebte verurteilte. Ganz im Gegenteil. Er hatte sich die trotz allem sehr ordentliche Wohnung sorgsam angeschaut. Und so waren ihm die bunte gestrickte Decke über dem Bett, das Foto auf dem Nachttisch und ein alter Kuscheltier aufgefallen, der sorgsam unter die Bettdecke gesteckt worden war. Ein mittelgroßer Wolf mit silbernem Fell schaute Magnus grimmig an. 

Mit einem liebevollen Lächeln schaute er über die Schulter zu Alec und sagte dann: "Damit du dich bei mir richtig wohl fühlst, willst du vielleicht die Decke und das Bild mitnehmen."

Und nun konnte Magnus sehen, wie sich Alecs Gesicht aufhellte und darum ergänzte er noch: "Und diesen kleinen Schatz hier können wir auch nicht so ganz alleine hier lassen, hm?" Während er das sagte, legte er die Hand sanft auf die Decke über dem Wolf und lächelte diesen an. Schon war Alec neben ihm und stopfte ein wenig verschämt sein Stofftier schnell in seine Tasche zu der Decke und dem Bild.

Tatsächlich waren sie zwei Stunden lang unterwegs. Magnus hatte Alec die Musikauswahl überlassen und war mit seiner Entscheidung wirklich sehr zufrieden. Es stellte sich heraus, dass Alexander einen breiten Musikgeschmack hatte und sich auch in der klassischen Musik etwas auskannte, die Magnus so sehr liebte. Doch er zeigte ihm auch interessante moderne Sachen. Und so waren die zwei Stunden schnell vorbei. 

Alec war sprachlos, als sie schließlich am Strandhaus ankamen. Doch wieder einmal interessierte ihn nicht der Luxus des Hauses, sondern er ließ vielmehr erstaunt seinen Blick über die Klippe und das Meer schweifen, welches direkt am Fuße der Klippe an den Strand rollte. Ein frischer Wind wehte Alec durch das Haar und er sog diesen Duft nach Salz und Freiheit einfach nur auf. Es fühlte sich gerade so an, als wäre er jahrelang gefangen gewesen und würde nun zum ersten Mal wieder frei atmen können. 

Magnus wartete geduldig, denn er genoss diesen Ausblick und den Wind hier oben an dem alleinstehenden Haus auf der Klippe hoch oben über dem Meer auch jedes Mal, wenn er die Zeit hatte her zu kommen. 

Schließlich drehte sich Alec zu ihm um und Magnus konnte an seinen Augen sehen, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, mit ihm herzukommen. Alec war wirklich begeistert von diesem Anblick und fast wäre er Magnus aus Dankbarkeit um den Hals gefallen. Doch er ging nur zu ihm und half ihm dabei, das Gepäck ins Haus zu bringen. Dieses war eher als Cottage eingerichtet und Gemütlichkeit zog sich als Thema durch alle Räume. Und doch war aber auch klar, dass ein Innenarchitekt hier Hand angelegt hat und immer wieder waren auch technische Spielereien versteckt. 

"Schau dich um, Alec", sagte Magnus und brachte die Taschen selbst ins Schlafzimmer. Alec lächelte und erforschte daraufhin das gemütlich eingerichtete Haus, in dem weiß und helle Naturfarben dominierten. Unten hatte er schon den Kamin gesehen und die offene Küche mit der Terrasse, die aufs Meer hinaus zeigte. Die Treppe hinauf fand er zwei wunderschön eingerichtete Schlafzimmer mit den dazu passenden Bädern. Ein typisches Haus, um ein paar Tage Urlaub zu machen, nur eben deutlich luxuriöser eingerichtet. Und trotzdem wirkte es wie ein zu Hause und nicht so steril, wie in so manchen Zeitschriften. 

Glücklich und überwältigt ließ sich Alec einfach auf das große Bett in einem der Schlafzimmer fallen. Er konnte Magnus in dem anderen Zimmer werkeln hören, doch für den Moment genoss er einfach nur das weiche Bett und das Glück, welches ihn hier her gebracht hatte. 

Kurz schreckte er auf, als er ein schmunzelndes Räuspern vernahm. Magnus stand im Türrahmen und schaute ihn lächelnd an. "Möchtest du hier schlafen?", fragte der Ältere. 

"Nein", antwortet Alec instinktiv. Sollten sie denn nicht zusammen...?

Magnus konnte am Gesicht des Jüngeren sehen, dass dieser nicht so recht wusste, was er antworten sollte. 

"Wir lernen uns doch erst kennen. Ich denke, es ist daher angemessen, wenn du hier schläfst und ich in dem anderen Schlafzimmer. Ich bin dann ja gleich hier drüben", entschied er schließlich und zeigte dann auf die Tür des anderen Schlafzimmers. 

Ein wenig traurig, aber darauf vertrauend, dass Magnus es besser wusste, nickte Alec. "Ich werde uns etwas zu essen machen. Ich rufe dich dann, ruhe dich etwas aus. Du hast später noch Zeit, deine Sachen einzuräumen. Sie stehen hier im Flur", sagte Magnus und ging dann die Treppe hinunter. 

Für einen Moment blieb Alec noch liegen und hing seinen Gedanken nach. Wie kam es, dass er nicht weglief, sondern wirklich immer wieder diesem Mann, den er doch eigentlich kaum kannte Vertrauen entgegen brachte? Machte er einen Fehler? Was wusste er denn schon über den Geschäftsmann? Vielleicht hatte er ja hinter dem Haus oder im Meer schon mehrere junge Männer oder Frauen verschwinden lassen? 

Alec schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Manchmal ging seine Fantasie wirklich mit ihm durch. Aber neben Mord gab es natürlich noch andere Dinge, die Menschen anderen Menschen antun konnten. Und Alec war noch nie wirklich ein Mensch gewesen, dem es leicht gefallen war, Anderen zu vertrauen. Daher machte es ihm doch etwas Angst, dass dies auf einmal anders war. 

Doch bevor er wieder in trübe Gedanken fallen konnte, stand er schnell aus dem bequemen Bett auf und holte seine Tasche. Als erstes befreite er seinen Wolf aus der Dunkelheit und lächelte diesen an. Alec hatte sich einfach nicht von ihm trennen können. Als Kind hatte ihm sein Vater dieses Tier geschenkt und ihm gesagt, dass dieser immer auf ihn Acht geben würde. So finster wie der Wolf aussah, hatte Alec seinem Vater dies direkt geglaubt und so waren seine Ängste in der Nacht fast verschwunden gewesen. 

Jetzt erinnerte der Wolf Alec immer an seine Eltern und auch wenn dies manchmal weh tat, so war er besser, als völlig abzustumpfen. Er räumte auch die restlichen Sachen weg, stellte das Bild wie in seinem Zimmer auf den Nachttisch und legte sich dann mit seinem Wolf im Arm für ein paar Minuten unter die Wolldecke.



Hey KleinerWhere stories live. Discover now