~ Wolf ~

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Ein leises Schnarchen weckte Alec und nach ein paar irritierten Blinzlern in die späte Nachmittagssonne, die schon über dem Meer stand, realisierte er erst, wo er war und wessen Arm es war, der so beschützend über seinem Körper lag. 

Er musste eingeschlafen sein und dann hatte sich Magnus anscheinend zu ihm gelegt und war ebenfalls eingeschlafen. Er versuchte sich nicht zu bewegen, um den Älteren nicht zu wecken. Denn es fühlte sich einfach wunderschön an, in seinem Arm zu liegen. Und doch... Alec schaute auf seinen kleinen Wolf in seinen Armen und wurde plötzlich ganz rot. Hatte Magnus wohl möglich gesehen, dass der schon eine Weile erwachsene junge Mann mit seinem Kuscheltier im Arm eingeschlafen war? Das wäre einfach nur zu peinlich!

Also entschuldigte sich Alec gedanklich bei seinem Wolf und wollte ihn gerade auf den Fußboden ausquartieren, als sich eine Hand um sein Handgelenk legte. "Lektion Nummer zwei, Alexander...", erinnerte ihn eine verschlafene Stimme. 

Ohje, nun wurde er nicht nur dabei ertappt, mit einem Kuscheltier zu schlafen, sondern auch noch, sich nicht an die Regeln zu halten. Doch Alec bekam keine Gelegenheit sich wieder Gedanken zu machen. Denn schon bekam er viele kleine Küsse auf seinen Kopf. 

"Ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen...", sagte Magnus dabei und wirkte sehr ausgeruht und zufrieden dabei. Alec drehte sich zu ihm und man konnte immer noch sehen, das seine Wangen leicht rot vor Scham waren. 

Magnus strich ihm lächelnd über die Wange und sagte: "Ich liebe es, wenn sie so rot sind." Dann schaute er hinunter zu dem Wolf, der zwischen ihnen kuschelte und fragte: "Wie heißt er und seit wann hast du ihn schon?"

Es brachte nichts, jetzt noch Ausflüchte zu erfinden und das wollte Alec auch gar nicht. Also erzählte er einfach: "Irgendwie hat er nie einen Namen bekommen. Ich war noch ziemlich klein, ich weiß nicht mehr, wie alt ich war. Aber ich hatte nachts oft Angst und da hat ihn mir mein Dad geschenkt." Alec schaute auch hinunter und sein liebevolles Lächeln versteckte wohl eine weitere traurige Geschichte. 

"Dad sagte, dass Wolf alles Böse einfach erschrecken oder töten würde. Und wenn man so klein ist, dann glaubt man das einfach", erklärte Alec weiter und Magnus hörte einfach zu. Nach einem prüfenden Blick in Magnus' Augen, nahm Alec den kleinen Wolf und tat so, als würde dieser erst zaghaft und dann immer mutiger an dem Älteren schnuppern. Schließlich hatte der Wolf wohl entschieden, dass dieser Mann keine Gefahr war und schleckte gespielt über dessen Gesicht und brachte Magnus dazu, herzhaft und erleichtert zu lachen. 

"Heißt das, er hat mich akzeptiert?", hakte Magnus dann lächelnd nach und Alec nickte grinsend, während Wolf sich wieder in seinen Arm kuschelte. 

"Woher wusstest du, dass du dich verliebt hast?" fragte er den Älteren dann mit einem neugierigen Blick und legte seine Hand auf die immer noch mit einem schimmernden Hemd bekleidete Brust des Älteren.

Magnus schmunzelte. Wäre er nicht schon verliebt in den großen Kleinen, so würde er das jetzt auf jeden Fall nachholen. Ja, Alexander hatte viele Ängste und schlimme Erfahrungen gemacht und doch zeigte er sich tapferer als gedacht.

So hob Magnus eine Hand und strich durch die schwarzen strubbeligen Haare seines Gegenübers. "Wie könnte ich mich denn nicht in dich verlieben, Alexander... ", sagte er verträumt und hatte doch noch nicht die Frage beantwortet.

Und daher schaute ihn Alec zwar nun noch eine Nuance roter, aber immer noch neugierig an.

"Seit ich dich gesehen habe, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich möchte wissen, wie dein Tag war und werde alles tun, dass es dir gut geht", gab Magnus zur Antwort.

"Klopft dein Herz schneller, wenn ich da bin? Und geht's dir schlecht, wenn ich nicht da bin oder es komisch zwischen uns ist?", hakte sein Kleiner neugierig nach und Magnus nickte schmunzelnd.

"Geht es dir auch so, Alexander?", fragte Magnus schließlich sanft, also keine weitere Fragen mehr kamen und sich Alec einfach an seine Brust gekuschelt hatte in dessen Haar. Und so bekam er ein ehrliches, aber schüchternes Nicken. Ein Strahlen erhellte das Gesicht des Geschäftsmannes und er drückte dem Jüngeren einen sanften Kuss auf dessen Haar.

"Magnus?" kam es dann nach einigen Minuten stiller Zweisamkeit vom Jüngeren, der dann auch sein Gesicht wieder zeigte. "Heißt das, du bist schon seit ich als Nachtportier angefangen habe in mich verliebt?", fragte er dann irritiert. Warum war Magnus dann aber bei Camille geblieben und warum war er so am Boden zerstört, als sie sich getrennt hatte?

Bevor Alec wieder in sein Gedanken-Karussell abdriften konnte, beantwortete Magnus die ungestellten Fragen. "Du hast vor fünf Monaten und zwei Wochen angefangen bei uns in der Nachtschicht zu arbeiten. Da war Camille schon eine Weile mein Kitten. Natürlich konnte ich sie nicht einfach im Stich lassen. Und doch habe ich mich nach dir erkundigt. Leider hat mir Heidi zu verstehen gegeben, dass es keine Hoffnung gäbe, da du nur Augen für Frauen hättest..." 

Magnus seufzte schwer und sagte dann: "Es tut mir so leid. Ich war so dumm, mich auf diese Aussage einer solchen Person zu verlassen. Ich war so enttäuscht darüber. Anstatt dich einfach selbst zu Fragen..." Alec konnte sehen und spüren, dass Magnus wirklich traurig über diesen Umstand war. Immerhin hätten sie sich schon früher kennen lernen können. 

Alec grübelte über seine Worte nach, doch es passte noch nicht alles zusammen. "Aber du wolltest ihr doch dieses spezielle Halsband anlegen, damit ... ich weiß nicht... Damit sie für immer dein Kitten ist?", stellte Alec dann mutig seine Frage. 

Vom Älteren kam daraufhin nur ein abfälliges Schnauben. "Ja. So sollte es auch aussehen. Ich hatte es satt, dass sie mir stets ihre Liebe beteuerte. Aber an ihren Taten und in ihren Augen konnte ich es nie sehen. Es war also eigentlich ein Test. Nein, ich wollte mich nicht wirklich fest an sie binden. Das einzige, was ich wollte, war Ablenkung. Doch ihre Lügen und ihre Heuchelei haben mich so verletzt... Da war es besser alleine zu sein. Doch dann war es noch viel schlimmer akzeptieren zu müssen, dass ich dich nicht haben konnte....", erklärte Magnus traurig und ruhig. Er hatte ihre Hände miteinander verschränkt und streichelte mit seinem Daumen über Alecs Handrücken.

"Dann warst du wegen mir so traurig?", fragte Alec nun ebenso traurig und vorsichtig. "Das wollte ich nicht, Magnus!", beteuerte der Jüngere. Er hatte um nichts in der Welt gewollt, dass Magnus so litt. Zumal ja auch ganz unbegründet. Und er wollte sicher auch nicht, dass der Ältere jetzt traurig war. Also nahm er seinen Mut zusammen und kam mit seinem Gesicht näher zu ihm. Er konnte sehen, wie die Traurigkeit langsam aber sicher einem neugierigen Lächeln wich. Magnus bewegte sich nicht und fast war ihm so, als hätte er auch für den Moment aufgehört zu atmen. Erst dann legten sich Alecs Lippen sacht auf die des Älteren. Liebevoll erwiderte Magnus diesen Kuss und hielt den Schwarzhaarigen dabei sicher in seinen Armen. 

Dann musste Wolf aber doch für eine Weile ausquartiert werden, denn der junge Nachtportier hatte nun ganz andere Dinge vor, für die er keinen Schutz brauchen würde. Kurzerhand legte er ihn auf den Nachttisch hinter sich und drehte sich mit einem schelmischen Grinsen wieder zu Magnus. 

Hey KleinerWhere stories live. Discover now