Kapitel 2

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Tanzen, einfach nur tanzen und das die ganze Nacht. Der pochende Beat der Musik kitzelte auf meiner Haut und bereitete mir auf meinem ganzen Körper Gänsehaut. Immer weiter drang er unter meine Hautschichten, bis mein Herz im selben Rhythmus schlug. Meine Beine bewegten sich im Takt der Musik und ich schloss genüsslich meine Augen. Dabei tanzte ich und ließ die Musik auf meinen Körper wirken. Es gab dabei nur mich und die Klänge von den vibrierenden Boxen, welche mich in meine eigene Welt dahin trugen. Kein Gedanke formte sich mehr in meinem Kopf, sondern da war nur mein Körper im Einklang der Musik, bis sich der Beat in einem Übergang zu einer langsameren Melodie anpasste. Auch meine Bewegungen wurden ruhiger und entspannter, bis ich schließlich meine Augen wieder öffnete. Völlig versunken in meine Welt, hatte ich gar nicht bemerkt, wie Schweißperlen über meine Stirn rannen, meine Kehle sich kratzig anfühlte und wie sich die Tanzfläche mittlerweile gefüllt hatte. Ich drehte mich im Rhythmus der Musik einmal im Kreis und suchte dabei in der Menge nach Josie. Das gedimmte Licht und die wenigen Scheinwerfer ließen mich nur unscharf die Gesichter der Menschen erkennen. Darunter war jedoch Josie nicht zu entdecken. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Erschrocken fuhr ich um mich und eine wildfremde Frau stand vor mir, die mit ihrem Finger auf eine Person an einen der Stehtische wenige Meter von mir deutete. Sofort erkannte ich die gelockten, langen Haare von Josie und ihr schwarzes, tailliertes Kleid. Dankend nickte ich der Unbekannten zu und bewegte mich immer noch rhythmisch zur Musik in die Richtung des Stehtisches.

Als ich bei Josie ankam, standen zwei Getränke auf dem Tisch, welche sie in der Zwischenzeit an der Bar bestellt hatte. Wie es auch nicht anders zu erwarten gewesen war, waren es Josies und meine Lieblingsgetränke: Bacardi Cola für Josie und einen Gin Tonic für mich. Sofort stellte ich mich neben die Brünette an den Stehtisch und sah sie begeistert an. Eine kleine Erfrischung kam wie gerufen, denn die ganzen Kleider klebten an meinem Körper von der Anstrengung des Tanzens. Sie beugte sich etwas nach vorne und schrie mir neben der ohrenbetäubenden Musik ins Ohr: „Du warst so beschäftigt mit Tanzen, da ging ich einfach kurz zur Bar für uns."

Ich nickte daraufhin und drehte mein Kopf zu ihr, um ihr ebenfalls etwas ins Ohr zu brüllen: „Danke, das kommt genau richtig. Die nächste Runde geht auf mich!"

Als Antwort nickte sie mir nur zu und ich richtete mich wieder auf. Ich nahm den Gin Tonic in meine Hand und streckte ihr das Glas auffordernd entgegen. Viel länger konnte ich nicht mehr warten, denn mein Mund war bereits völlig ausgetrocknet vor Durst. Sie lächelte mir dabei freudig an und griff ebenfalls nach ihrem Drink.

„Auf unseren legendären Tanzabend", riefen wir uns erfreut zu und stießen mit unseren Gläsern an, „Cheers!" Dann führte ich das Getränk in Richtung meinen Mund, setzte den Rand des Glases an meine Lippen und hob es zum Trinken weiter an. Kurz bevor die Flüssigkeit meine Zunge berührte, traf mich ein kräftiger Schlag und mein Drink wurde mir aus der Hand geschleudert. Völlig perplex öffnete ich meine Augen, das Glas glitt mir aus den Fingern, driftete wie in Zeitlupe zu Boden und zerbrach in tausend kleine Scherben. Das Klirren wurde durch die laute Musik übertönt, dennoch vernahm ich eine Stimme zwischen dem Beat der Musik.

„Der hat dir gerade beim Vorbeigehen etwas in deinen Drink getan!", schrie Josie mich entsetz an und zeigte mit dem Finger auf einen muskulösen, jungen Mann mit etlichen Tattoos am Arm. Mein Herz pochte mir bis zur Kehle von diesem Schock und ich beobachtete den Mann, wie er sich durch die tanzenden Menschen schlängelte. Doch bevor er in der Menge verschwinden konnte, drehte er sich unter einem schwachen Scheinwerferlicht für wenige Sekunden zu uns um. Da sah er mir direkt in die Augen und in dem gedimmten Licht schienen seine Augen haselnussfarben zu glänzen. Er hatte ein Muttermal rechts über seinem Augenwinkel und pechschwarzes, kurzes Haar. Etwas regte sich in mir, als ich ihm in das Gesicht sah. Ein Gefühl, als wären wir uns schon einmal begegnet.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenWhere stories live. Discover now