Kapitel 16 (Teil 1)

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Tilonas und ich spazierten wortlos nebeneinander her und folgten einem kleinen, gepflasterten Pfad über das Areal. Wir genossen einfach nur den Moment. Die Vögel zwitscherten fröhlich um uns und der Weg führte nahe der Kuppel vorbei, welche uns mich ihrem goldenen Licht erfüllte. Sollte ich Tilonas nun von meiner Begegnung mit ‚O' erzählen? Schon der Gedanke an ‚O' ließ das angenehme Gefühl in meinem Herzen und in meinem Bauch wieder zurückkehren. Andererseits war es ihm wirklich wichtig gewesen, damit noch etwas zu warten und vielleicht sollte ich ihm diese Zeit wirklich noch geben, sich beweisen zu können. Konnte ich ihm aber wirklich vertrauen, er war doch völlig unbekannt für mich? In meinen Gedanken vertieft, war mir gar nicht aufgefallen, dass ich stehen geblieben war. Erst als Tilonas einige Meter weiter nach vorne spaziert war, sich dann zu mir umdrehte und mich fragend anblickte, war es mir aufgefallen.

„Alles okay?", ertappt von den Gedanken, die ich gehabt hatte, zuckte ich zusammen. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, ihm von ‚O' zu erzählen.

„Tilonas?"

„Ja?"

„Wieso kann ich erst jetzt die wunderschöne Welt der Magie sehen?", fragte ich ihn stattdessen, ging auf die Kuppel zu und berührte sie sanft mit meinen Fingerspitzen. Bei der Berührung formte das Schutzschild goldige, verspielte Ringe, so als würde man einen kleinen Kieselstein ins Wasser werfen. Wie aus einem Impuls heraus entschloss ich mich, ‚O' doch noch die gewünschte Zeit zu schenken. Tilonas hatte mich bisher auch nicht in ihre Angelegenheiten involviert, also hatte ich keinen Grund dazu, Tilonas etwas zu verraten. Zudem hatte er mich ja nicht einmal über die Existenz von Schattenengel aufgeklärt. Somit konnte ich dieses Geheimnis noch etwas für mich behalten, wenn ‚O' zudem nicht einmal zu den Schattendämonen gehörte. Wenn dies natürlich auch der Wahrheit entsprach.

„Normalerweise befinden sich übernatürliche Wesen, wie Engel, Dämonen, Elfen, Feen,... auf einer anderen Dimension als die Menschen, aber durch das Ungleichgewicht beginnen die Übergänge miteinander zu verschmelzen. Solange es nur dabei bleibt, ist es, naja, sagen wir mal okay", er kam nun etwas näher zu mir und beobachtete, wie ich weiter mit den Fingerspitzen am Schutzschild umher tippte.

„Was meinst du? Und Feen gibt es tatsächlich?", fragte ich ganz verblüfft. Mein ‚kindliches Ich' blühte förmlich auf, als er die Worte Elfen und Feen gesagt hatte. Als Kind glaubte ich immer an die magische Welt.

„Schon gut, mach dir keinen Kopf. Soweit alles okay und ja, Feen gibt es wirklich und noch vieles mehr, das weder in Büchern, noch in Filmen vorkommt", bestätigte er meine Frage und lachte kurz auf, als er meine Begeisterung spürte. Ein Wunder, dass sich meine Kopfschmerzen nach dieser Offenbarung nicht zurückmeldeten, trotzdem sprengten die neuen Informationen meine Vorstellungskraft.

„Wie kommt man denn in die andere Dimension oder wie man das nennt?"

„Stell dir vor, du sitzt gemütlich auf der Couch und schaltest mit deiner Fernbedienung vom ersten in den zweiten Kanal. Beide sind unabhängig voneinander, aber dennoch Verbunden durch den Apparat. Durch meine Fähigkeiten als Engeln kann ich den Kanal wechseln, also den Schleier heben und in die andere Dimension hindurchsehen oder auch hindurchschreiten. So kann es sein, dass du in deinem zu Hause auf der Couch sitzt, doch auf der anderen Ebene dominiert ein prächtiger Wald dieses Gebiet. So in einfachen Worten erklärt. Verstehst du?"

„Wie meinst du das? Das verstehe ich nicht. So wie den Sender wechseln? So einfach soll das gehen?", fragte ich verwirrt und zeichnete nun einen großen Kreis in das goldige Licht.

„Ja, aber weißt du was? Schließ deine Augen."

„Was?" Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn verwirrt an. Wieso sollte ich jetzt plötzlich meine Augen schließen? Er zog seine Augenbrauen auffordernd nach oben und seine goldbraunen, lockigen Haare schimmerten leicht im Licht der Kuppel.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenWhere stories live. Discover now