Kapitel 28

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Ω

Kurz bevor ich den Schritt durch das Tor nahm, blieb ich stehen und schloss für wenige Sekunden meine Augen. Ich fasste mir ans Herz und konnte jeden Herzschlag auf meiner Haut spüren. Schon so lange hatte sich mein Körper wie eine leere Hülle angefühlt wie ein Zombie, der nur hier war, um Zerstörung zu bringen. Doch endlich, endlich war mein verlorenes Brennen wieder in mir zurückgekehrt. Daran hatte mich Mayra zurückerinnert, und je näher ich ihr kam, desto mehr fand ich zurück zu mir selbst. Philomena hatte die Fähigkeit gehabt, das Gute in andere zu wecken, und auch Mayra besaß diese Eigenschaft. Sie war Philomena ähnlicher, als sie dachte und irgendwann würde sie dies selbst herausfinden. Mein Griff um das Schwert wurde fester und ich atmete einmal tief durch. Ich musste nun das richtige Tun. Ich öffnete meine Augen und ging entschlossen durch das Tor.

Als ich im Park ankam, wirkte die Kraft der wunderschönen Oase dieses Areal auf mich ein und brachte mich dazu, zur Ruhe zu kommen. All die verbrannten Bäume, Büsche und sogar das Gras waren geheilt worden. So schön und hell strahlte der Garten das letzte Mal, als Philomena noch ein Engel gewesen war. Dennoch lenkten mich die dumpfen Geräusche ab. Ich blickte nach oben und die Schattengestalten griffen immer noch die Kuppel an. Ich rannte zu den anderen Engeln des Lichts und Schattens.

„Gicarro, wie lautet der Plan?"

„Wie ich sehe, greifen sie von einer großen Distanz an und trauen sich nicht aus ihren Verstecken. Ich vermute, sie möchten uns herauslocken und uns eine Falle stellen. Aber mit den Diavosklingen werden wir sie überrumpeln", verkündete Gicarro triumphierend und seine grünen Augen schienen zu strahlen. Weitere Energiebälle schlugen auf die Kuppel ein, wir mussten handeln.

„Wir können die Schwerter nicht verwenden", ich schluckte schwer, denn es lag mehr dahinter, wie sie vermuteten, „Dennoch müssen wir die Angriffe auf das Schutzschild direkt abwehren. Wenn wir uns draußen in Reichweite der Kuppel aufhalten, könnten wir gegebenenfalls wieder unter das Schild flüchten", schlug ich stattdessen vor und warf das Engelsschwert in das Gras. Gicarro sah mich dabei entsetzt an und versuchte, mit seinen Blicken an die Wahrheit zu gelangen. Seine silberfarbenen Haare schienen mit einem Mal den Glanz verloren zu haben, als hätte ich ihm gerade all die Freude geraubt.

„Für Erläuterungen ist jetzt keine Zeit. Mit ihnen zu kämpfen, würden wir zutiefst bereuen, vertrau mir einfach", versuchte ich ihn mit wenigen Worten zu überzeugen. Schon bei der Schlacht von Zurgun konnten wir einander blind vertrauen. Ich hoffte, das hätte sich nicht geändert.

„Bist du wahnsinnig? Das ist die einzige nützliche Waffe, die wir gegen sie haben", entgegnete Gicarro aufgebracht, „Endlich können wir uns wehren!" In seinen Augen hatte er recht, doch er wusste nicht, was ich getan hatte.

„Ich weiß, aber wir können es nicht tun. Wir werden einen anderen Weg finden, doch nicht jetzt. Bitte, vertrau mir", sagte ich mit Nachdruck. Als ich sprach, sah ich ihm direkt in seine grünen Augen und ich sah ein kleines Aufblitzen darin. Während wir darüber diskutierten, preschte eine neue Angriffswelle auf uns ein.

„Verdammt, darauf bin ich aber gespannt!", meinte er widerwillig, doch warf ebenfalls das Schwert ins Gras und die restlichen Schattenengel von seinem Heimatplaneten taten es ihm gleich. Sofort danach flogen wir zum Schutzschild, um es von außen zu verteidigen.

Bevor ich jedoch hindurch schwebte, atmete ich tief ein, ich hoffte, ich könnte anschließend auch wieder zurückkehren. Ich schätzte, dass die Schutzbarriere nur diejenigen durchließen, denen Mayra vertraute. Dies würde erklären, warum Yruel und seine Verbündeten die Kuppel ohne Weiteres durchqueren konnten.

„Kommst du?", hörte ich Gicarro von der anderen Seite mir zu rufen, „Wir brauchen dich." Mit dem letzten Flügelschlag driftete ich durch das goldene Licht und kam draußen an. Dabei wurde ich schon von der ersten Welle der Angriffe überrumpelt. Doch meine Schattenkräfte waren stets wachsam und schützen mich instinktiv. Ich dankte ihnen dafür und ließ soeben meine restlichen Schatten frei. Auch Gicarro und die anderen unzähligen Engel des Lichts und des Schattens in ihren majestätischen Rüstungen beschworen ihre Macht herauf und wehrten sich gegen eine Angriffswelle nach der anderen. Teils absorbierten wir ihre Macht mit unseren dunklen Schatten und teils gelang es uns mit einer Kombination aus Schatten und Licht die Kraft zurück zu katapultieren.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenWhere stories live. Discover now