Kapitel 10

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Ich wollte Josie und Mayra nicht einfach so stehen lassen, doch ich konnte nicht anders. Laut Informanten waren die Schattengestalten mittlerweile mächtig genug, die Kirche einzunehmen und waren bereits Aufbruch sicher. Es blieb also nicht mehr viel Zeit, bis sie hier waren. Ich wollte ihnen noch nicht die Wahrheit sagen, das hätte sie nur zu sehr beunruhigt. Yruel war da ganz anderer Meinung, doch wann hätte ich die Zeit gehabt für große Erklärungen?

Die Verteidigung musste kurz besprochen werden, jeder musste seine Position einnehmen, Waffen wie Schwerter und Bögen mussten überprüft und verteilt werden. Jeder konnte sich zwar mit seinen Kräften wehren, doch für den Nahkampf waren Schwerter einfach effektiver. Zudem konnten die Klingen unsere Magie aufnehmen und ausstrahlen, um gegen die Schattengestalten überhaupt etwas ausrichten zu können.

Zwar haben wir uns auf solch einen Angriff schon vor langer Zeit vorbereitet, sogar Philomena wüsste, was zu tun wäre. Doch jetzt kurz davor zu stehen, machte jeden Engel nervös. Denn wir waren auf keinen Angriff mit Engelsschwerter vorbereitet, die konnten uns schließlich alle töten. Wie sie es wohl geschafft hatten, an diese zu kommen, kann ich mir nicht erklären. Dazu mussten sie tief in die Unterwelt eingedrungen sein, Luzifer verwundet haben, um die Schwerter in sein Blut zu tränken. Doch der saß im Höllenfeuer fest, wo niemand an ihn herankam. Wenn es ihnen dennoch gelingen würde, dann hätten sie vielleicht ein oder zwei Schwerter, jedoch hatten sie Tausende davon. Zusätzlich mussten sie aus dem schwarzen Loch des Höllenfeuers auch wieder herausklettern. Wie war das möglich? Ich durfte jedoch nicht vergessen, wer an ihrer Seite kämpfte. Ich schüttelte den Kopf. Ihn durfte ich nicht unterschätzen, geschweige denn die Mittel der Meisterin.

Beim Tor mit Yruel angelangt, schloss ich nach einer kurzen Diskussion mit ihm meine Augen, denn ich musste nun telepathisch jeden Engel auf dem gesamten Areal und im näheren Umkreis auf den bevorstehenden Angriff mental vorbereiten. Zwei Drittel meiner Gefährten mussten die Kirche von außen verteidigen und ein Drittel blieb hier drinnen. Aufgeteilt würden welche die Verteidigung der Türme vornehmen und die anderen waren zum Schutz der Menschen im Hauptsaal. Notfalls könnte das kleine Drittel die Menschen in einer der unterirdischen Tunnel führen, fliehen oder sich in die Bunker verstecken, bis die Luft wieder rein war. Falls es zu diesem Ernstfall kommen würde, dann wären sie auch in den Bunkern nicht lange sicher. Jedoch könnten sie etwas an Zeit gewinnen, bis die Verstärkung eintraf.

Nachdem alle Vorbereitungen getroffen worden waren und jeder bereits seine Position eingenommen hatte, musste ich kurz mit Mayra sprechen. Ich wusste keineswegs, wie dies alles ausgehen würde. Ich dachte, wir hätten mehr Zeit und bis sie angriffen, hätte sie ihre Kräfte aktiviert. Doch nun musste ich alles tun, um sie zu beschützen.

Mittlerweile wussten auch alle Menschen Bescheid, einschließlich Josie und Mayra, dass ein Angriff der Schattendämonen bevorstand und wir Engel sie besiegen wollten. Ich konnte ihre Angst im ganzen Saal der Kirche spüren. Es war, als würde man dir die Kehle zuschnüren. Obwohl die Engel, die in der Kirche blieben, alles taten, um ihre Angst mit Magie zu bändigen, konnten sie diese nicht in Griff bekommen. Sie hing wie drückender Nebel im Saal und ließ alle in zitternder Panik zurück.

Josie und Mayra saßen mit den anderen Menschen am Boden und flüsterten aufgeregt miteinander. Auch ihnen war die Angst förmlich ins Gesicht geschrieben, denn sie wussten, wie es ihnen beim gestrigen Überfall ergangen war. So selbstsicher wie möglich ging ich zu ihnen. Vor Mayra und Josie angekommen, kniete ich mich auf dem Boden.

„Ihr müsst keine Angst haben. Wir sind über hundert Engel da draußen und Verstärkung ist unterwegs. Bitte befolgt die Anweisungen von Yruel. Er weiß, was zu tun ist. Doch auf keinen Fall geht ihr durch dieses Tor nach draußen. Verstanden, Mayra?" Ich zog eine Augenbraue hoch und sah sie eindringlich an.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt