Kapitel 43

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Ein paar Tage später

Das Tor der Kirche wurde weit aufgerissen und ein heller Lichtstrahl durchströmte den Saal. Sofort hob ich meinen Kopf von der Näharbeit und entdeckte, wie Xulnilles, Chalvara und Meotune beim Eingang standen. Sie waren bereit, wieder zurück auf ihre Planeten zu reisen. Erschrocken fuhr ich hoch und die Nadeln in meiner Hand fiel zu Boden. Wie? Sie wollten jetzt schon gehen? Nein, das war viel zu früh. Ouriel meinte, sie würden erst gegen Abend aufbrechen und nicht mitten am Nachmittag. Er und Tilonas hatten sich bereits bei der Engelsratssitzung von ihnen verabschiedet. Ich war da gerade in eine tiefe Mediation gefallen, um ein weiteres Mitglied der Engel aus dem Koma zu befreien. Seitdem wir die Seelen von der dunklen Magie erlöst hatten, hatten sich viele Engel wieder uns angeschlossen. Manch andere waren zurück zu Zarth gekehrt. Nur wenige landeten in eine Art Tiefschlaf. Tilonas erklärte mir, dass diese sich nicht entscheiden konnten, ob sie bleiben wollten oder doch zur Zentralsonne zurückkehren sollten. Einer meiner neuen Fähigkeiten war, in das Innere einer Seele blicken zu können, und so konnte ich einigen Engeln bei ihrer Entscheidung helfen.

„Wartet!", schrie ich ihnen zu, bevor sie durch das Tor schritten. Ich zerrte an Josies Arm und auch ihr fiel die Nadel aus der Hand. Wir halfen gerade einer jungen Frau alte Kleider wieder zusammenzuflicken, doch diese Arbeit musste warten. Es gab wichtigeres zu tun. Ich zog Josie mit einem Ruck vom Boden hoch und raste mit ihr zum Eingang. Die Engel blieben sofort stehen, als sie meine aufgeregte Reaktion sahen und schmunzelten mich amüsiert an. Als wir bei ihnen ankamen, warf ich mich in Xulnilles Arme und drückte sie fest an mich. Die Rothaarige war etwas überrumpelt von dieser Geste, doch schloss mich in ihre Arme ein.

„Du kannst mich doch besuchen kommen!", meinte sie und löste sich von der Umarmung.

„Ja, ich weiß, aber Tilonas und Ouriel sagten, es gäbe hier einiges zu tun für mich und das wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern", pflichtete ich ihr bei und lächelte auch den anderen zu, „vielen Dank, dass ihr gekommen seid. Ihr wart eine große Hilfe."

„Jetzt hör aber auf!", sagte Chalvara, der neben Xulnilles stand und sah mich kopfschüttelnd an, „Wenn du nicht unsere Heldin gewesen wärst, wüssten wir nicht, was mit uns allen geschehen wäre." Er strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ich schmunzelte erfreut. Als er in der Schlacht durch das Energiefeld aus Licht und Schatten getreten war, war seine Narbe quer über seinem Gesicht geheilt worden. Warte, hatte er zudem seine Haare gekämmt und seinen Bart geschnitten. Alles an ihm schien so überaus gepflegt zu sein, so kannte ich ihn gar nicht. Scheint so, als hätte er sich mit seinem narbenlosen Gesicht angefreundet.

Zudem schlich sich bei den Worten ein verlegenes Lächeln über meine Lippen und ich reagierte bescheiden: „Nur mithilfe von allen ist es uns gelungen. Alleine wäre ich verloren gewesen." Was auch die Wahrheit war, denn ich empfand mich nicht als Heldin. Nur gemeinsam waren wir stark, wie man so schön sagte.

„Trotzdem, meine Liebe", meldete sich nun auch Meotune zu Wort, „Du bist ehrenvoller als du es je warst! Du hast uns so einiges gelehrt und das werde ich nie vergessen!" Ich blieb etwas verdattert stehen, denn mit so einem Kompliment hätte ich nicht gerechnet. Vor allem nicht von Meotune, der ansonsten eher wortkarg war.

Meine Wangen wurden rot und ich lächelte gehemmt. Nur ein ‚Danke!', kam mir über die Lippen.

„Jetzt aber los, Jungs! Wir haben noch eine lange Reise vor uns. Wir müssen zurück. Unsere Planeten warten", Xulnilles unterbrach diese liebreizende Szene. Mehr Komplimente hätte ich sowieso nicht einstecken können. Josie und ich umarmten alle nochmals, verabschiedeten uns und dann traten sie auch schon durch das Tor. Am Ende der letzten Stufe formierten sie sich zu Licht und Schatten und sausten hinfort in die Weiten des Universums, jeder auf seinen eigenen Planeten.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenOnde histórias criam vida. Descubra agora