Kapitel 32 (Teil 1)

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„Sollen wir? Ich glaube, die anderen warten schon."

„Ich bin aufgeregt Ouriel. Ich weiß nicht, ob ich das kann", antwortete ich und drehte mich zu ihm, bevor er die Symbole des Wandgemäldes von Tilonas, Philomena und ihm öffnete. Vor Aufregung schwitzte ich an meinen Handflächen und meine Lippen waren eingetrocknet.

„Wir haben alles durchgesprochen. Ich hab dich über alle Engelsführer aufgeklärt und dir schon so vieles über die magische Welt erzählt als auch Tilonas. Die anderen wissen, dass du keine Erinnerung mehr hast, und ich bin ja bei dir." Er kam einen Schritt auf mich zu und nahm meine Hand in seine. In der anderen Hand hielt er ein großes eingerolltes Pergament. Mein Schädel brummte immer noch von den vielen Informationen, die er mir gegeben hatte. Würde ich auch nachher nichts verwechseln? Ich wollte mich nicht blamieren. Würden sie meine Entscheidung akzeptieren? Doch halt, Ouriel hatte recht, ich war nicht alleine!

„Wirst du uns dann auch alles erzählen, was du über die Meisterin weißt?", hackte ich zur Sicherheit nach. Bisher hielt er sich über die Informationen zur Meisterin deutlich bedeckt und bestärkt jedes Mal, dass er dies tun würde, wenn alle versammelt waren.

„Ja, das habe ich versprochen!", entgegnete er. Ich sah ihm in seine haselnussbraunen Augen, lächelte sanft und drehte mich zum Gemälde.

„Darf ich?", fragte ich und wies mit einer kurzen Kopfbewegung auf das Bild hin.

„Natürlich."

Ich suchte den Bilderrahmen nach den Symbolen ab, welche die Türe zum Öffnen veranlasste. Nur mit meinen Fingerspitzen berührte ich das Symbol zweier gleichmäßiger Wellen. Sofort leuchtete es in einem goldigen Licht auf. Dann suchte ich das Symbol, das mich an ein Omega vom Mathematikunterricht erinnerte. Doch noch bevor ich es überhaupt mit einer Berührung auslösen konnte, schimmerte es in einem Weißton auf.

„Was...?", ich starrte weiter auf den Bilderrahmen und auch das dritte Symbol glitzerte in goldigen und weißen Lichttönen. Das Zeichen war eine Art „L" in Schreibschrift mit einer geschwungenen Linie in der Mitte. Es ähnelte dem britischen Pfund, wenn ich es länger betrachtete.

„In dem Bilderrahmen ist eine Spur von unserer magischen Essenz enthalten. Wenn wir uns dem Bild nähern, löst es unsere Symbole automatisch aus."

„Das wusste ich nicht, und was bedeuten sie überhaupt."

„Die Teselles stehen für Tilonas, also die zwei Wellen. Das Onugil, das wie ein Omega aussieht, bin ich und das Phinga symbolisiert dich, Philomena."

„Wirklich? Das hat mir Tilonas noch gar nicht erzählt." Erst jetzt entdeckte ich, wie die Türe sich einen Spalt weit geöffnet hat.

„Es gibt ja auch so vieles, nimm es ihm nicht übel. Ladys First." Er griff nach der Türe und lud mich ein, einzutreten.

Ich ließ seine Hand los und ging die Treppen nach oben. Bei der Holztüre des Besprechungszimmers angekommen, legte ich die Hand auf den Türknauf. Würden sie mich auch akzeptieren? Würden sie mir zuhören? Ich hatte ja noch nicht einmal meine Erinnerungen zurück. Wie sollte ich sie denn von mir überzeugen?

„Wir schaffen das." Ouriel berührte sanft meinen Rücken und die Zweifel schwanden in den Hintergrund. Ich drückte den Knauf nach unten und öffnete die Türe. Sofort starrten uns die Handvoll Engeln des Lichts und Schattens an.

„Willkommen zu deiner ersten Engelsratssitzung Mayra", begrüßte mich eine rothaarige Frau. Ihr Name war Xnuilles, wenn ich mich recht daran erinnerte, was Ouriel mir über die Engelsführer erzählt hatte. Ich lächelte und ging schüchtern auf die Engel zu. Ouriel hingegen schnappte sich einen Holztisch in der Ecke und schob ihn in die Mitte des Raumes, worum wir uns alle versammelten.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenWhere stories live. Discover now