Kapitel 11 (Teil 2)

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Fortsetzung...

Lange nachdem Tilonas durch das Tor getreten war, war es still. Verdammt still sogar. Ob da draußen noch alles in Ordnung war? Ob überhaupt ein Kampf bevorstand?

Ich spitzte meine Ohren und lauschte, wie jeder hier im Saal. Es war Mucks-Mäuschen still und jeder hielt gebannt den Atem an. Dann war ein lautes Zischen zu hören, als würde gerade eine Leuchtrakete abgefeuert werden, gefolgt von unzähligen anderen. Daraufhin war es für wenige Sekunden ruhig und daraufhin erfüllte schallendes Gebrüll und das Klirren der Schwerter die Stille. Der Kampf war mit einem Mal im vollen Gange. Meine Hände zitterten immer noch. Ich blickte Josie ängstlich an, da ergriff sie meine Hand und meinte: „Alles wird gut. Ich bin mir sicher."

Mein Magen drehte sich bei diesen Worten um, denn ich hatte ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache, das ich nicht abstreifen konnte. Solange ich hier drinnen saß und wartete, würde nichts gut werden. Ich war mir mittlerweile sicher, dass ich auch helfen konnte und nicht wie ein ängstliches Küken die Schlacht abwarten sollte. Yruel kam nun mit eiligen Schritten auf uns zu und man sah seine Besorgnis in seinem Gesicht.

„Wir müssen gehen, jeder schnappt sich ein paar Sachen, die er tragen kann. Wir müssen in die Tunnel." Wie? Wo wollte er uns hinbringen? Was hatte dies zu bedeuten? Es verhieß bestimmt nichts Gutes, dass wir nach wenigen Minuten, nachdem der Kampf angefangen hatte, schon gehen mussten.

„Was ist los Yruel?! Sag es mir!?", forderte ich ihn auf und funkelte ihn mit meinen Augen verständnislos an. Ich blieb protestierend auf dem Boden sitzen und verschränkte meine Arme vor der Brust, denn bevor er uns nicht sagte, was da draußen vor sich ginge, würde ich nirgends hingehen. Josie zerrte nun an meinem Oberarm und wollte mich zum Gehen bewegen. Ich sah in ihre Richtung und schüttelte fast schon etwas trotzig den Kopf. Hinter ihr packten die meisten Menschen bereits ein paar Sachen in diverse Taschen und Rucksäcke.

„Abmarsch!", kommandierte er mit tiefer Stimme, dabei wies er auf die anderen hin, sah mich mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen an. Da war er wieder, dieser arrogante Unterton, den ich nicht ausstehen konnte. Ich würde mir von ihm bestimmt nichts sagen lassen. Zuerst war ich so wichtig für sie und jetzt wurde ich herumgeschubst. Dies ließ ich mir nicht bieten.

Ich nahm all meinen Mut zusammen, stand auf und ging stattdessen mit schnellen Schritten in Richtung Tor. Weitere Engel hatten sich bereits kampfbereit davor aufgestellt. Yruel rannte hinter mir her, während er schrie: „Mayra! Nein! Komm sofort zurück."

Seinen Befehl ignorierte ich gekonnt und verdrehte die Augen. Ich blieb vor den anderen Engeln stehen, die vor dem Tor auf den Moment warteten, um in den Tod zu stürzen. Ich horchte wiederum auf, was draußen vor sich ging. Immer weniger klirrende Schwerter waren zu hören. Vielleicht war der Kampf ja bald gewonnen oder auch verloren?

Ich drehte mich zu dem tobenden Engel um, deutete auf das Tor und sprach mit einem selbstsicheren Ton: „NEIN! Ich werde jetzt nachsehen, was da draußen los ist und wenn sie meine Hilfe benötigen, dann helfe ich verstanden?"

Ohne auf seine Antwort zu warten, wandte ich mich von ihm ab und seine Schritte hinter mir verstummten umgehend. Ich blickte die anderen Engel, die immer noch zögerten, auffordernd an, um endlich zur Seite zu treten.

„Verstanden, Philomena, wie Sie wünschen", murmelte einer von ihnen, der einen langen Speer in der Hand hielt und braun melierte Flügel besaß. Nun war ich wieder Philomena, der Engel und davor die schwache, kleine Mayra.

Mir entfuhr ein kleines, triumphierendes Lächeln, als die Engel in ihrer prachtvollen, bronzenen Rüstung zur Seite traten. Mit einem dankenden Nicken ging ich vor zum Tor. Leise flüsterte ich vor mich hin, so, dass niemand es aufschnappen konnte: ‚Philomena, Philomena, bla bla bla, ich kann es nicht mehr hören, ich bin Mayra, aber okay, wenn es so einfach ist, dann los.' Also das war wirklich einfach gewesen. Ich wusste gar nicht, dass alle so einen großen Respekt vor ‚Philomena' hatten. Das war verdammt cool.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt