Kapitel 19

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„Sind jetzt Schattenengel gut oder böse!? Oder wie kann ich mir das vorstellen?", ich verschränkte skeptisch meine Arme vor der Brust und lehnte mich etwas zurück, als ich die Frage stellte.

Mir war aufgefallen, dass, obwohl ‚O' nicht den Weltuntergang hervorbringen wollte, ein Schattenengel war aber kein Dämon mehr, er trotzdem böser Natur sein könnte. Konnte ich ihm wirklich vertrauen?

Ich hatte nämlich immer noch nicht die passende Gelegenheit dafür gefunden, Tilonas wegen den Schattenengel anzusprechen. Ich konnte diesen Begriff als unwissende menschliche Hülle eines Engels ja nicht einfach aus dem Nichts heraufbeschwören. Weiteres wollte ich ‚O' nicht in Gefahr bringen, wenn ich die Schattenengel vor Tilonas erwähnte. Tilonas konnte ohne Zweifel eins und eins zusammenzählen. Somit beschloss ich die Schattenengel, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war, nicht anzusprechen.

Aber ich hatte auch keine Gelegenheit mehr dazu, denn nachdem Tilonas mit seinen Engelsfreunden in den Turm verschwunden war, hatte ich ihn nicht wiedergesehen und das war vor einem Tag gewesen. Ich hatte keine Ahnung, was da lief und niemand der anderen Engel wollte meine Fragen beantworten. Ich hatte schon versucht, in den Hauptturm zu gelangen, doch ich wusste die Kombination der Ornamente oder auch der göttlichen Schrift nicht mehr. Ich stand bereits Stunden davor, bis mich einer der Engel sanft beiseiteschob. So versuchte ich, bei ‚O' mein Glück an mehr Informationen zu gelangen, und saß wie gebannt hinter den Büschen, vor der goldigen Kuppel.

Als er meine Frage hörte, musste er laut auflachen. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass diese so lächerlich klang. Doch was wusste ich denn schon als Neuling in der Engelswelt, ohne jegliche Erinnerungen an mein Engelsleben?

„Weder noch. Weder die Engel des Lichts noch des Schattens wollen Glück oder Unglück, sind gut oder böse, sondern wir wollen nur das Gleichgewicht in den Welten sichern. Diese Aufgabe wurde uns gegeben. Zu viel Licht als auch zu viel Schatten wäre zerstörerisch für jeden Planeten", verkündet er selbstbewusst.

„Das bedeutet?"

Ich verstand immer noch nicht ganz, was er mir zu sagen versuchte. Das war alles so dermaßen kompliziert und ich hatte noch nicht den Durchblick, obwohl ich den ganzen Vormittag damit verbracht hatte, ‚O' mit Fragen zu löchern.

Schon wieder amüsierte sich ‚O' scheinbar köstlich über meine Fragen, denn er lachte laut auf und hätte sich fast davon verschluckt.

„Beispiel... Auch wenn es lächerlich klingt, aber es muss sein... Wenn du dich im Sommer zu lange in der Sonne bräunst, bekommst du einen Sonnenbrand oder einen Sonnenstich. Da schützt du dich im Schatten vor dem Licht. Wenn aber die dunklen Jahreszeiten herrschen und wenig Sonne an die Oberfläche trifft, wirst du deprimiert... doch zu viel Sonne und Licht verbrennt das Land. So wie Tag und Nacht, hell und dunkel, Mann und Frau, Ebbe und Flut, Yin und Yang. Somit... Zu viel als auch zu wenig Licht und Schatten ist schädlich. Genauso kannst du dir es bei den Engeln des Lichts und des Schattens vorstellen. Verstanden?"

„Okay, okay...  woher kommt ihr denn überhaupt? Wer gibt euch die Aufgabe, das Gleichgewicht zu bewahren? Es gibt ja auch noch mehr von euch auf anderen Planeten, stimmts?", wollte ich wissen und spielte mit meinen Haaren, indem ich sie in meine Finger kräuselte. Mit dem Gedanken an Lebewesen im Weltall konnte ich mich immer noch nicht anfreunden. Ich würde auch gerne wissen, ob diese ebenso auf einem Planeten wie die Erde leben, ob diese überhaupt wie Menschen waren, oder doch andere Wesen. Waren diese weiterentwickelter als wir oder lebten sie noch in der Steinzeit. Fragen über Fragen. Jetzt musste ich aber zuerst einmal mehr über den Ursprung der Engel erfahren.

„Ja, das stimmt. Hmm...", er schien kurz ab meiner Frage zu überlegen, „Ich versuche, dir das so verständlich wie möglich zu erklären. Die Seele jedes Engels, wie auch die der Menschen und Tiere, stammt von je einem eigenen Seelenstern im Universum ab. Die menschlichen Seelen wurden nur x-fach voneinander getrennt. Nicht die des Engels, die ist ganz und rein. Darum spricht man öfters auch von Seelenverwandten oder Seelenfamilie unter Menschen. Wir Engel haben auch eine Seelenfamilie, aber keine weiteren Seelenhälften. Ausgesandt werden die Engel vom Zarth von der Zentralsonne im Universum, der die Seelen auswählt und ihnen eine Hülle gibt." Während er mir alles erklärte, merkte ich, wie sich seine Stimme verkrampfte, mir all diese Details zu verraten. Der Name Zarth... der kam mir bekannt vor...

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora