Kapitel 32 (Teil 2)

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Fortsetzung...

„Ich habe all die Artefakte für das uralte 'Rituale del Diavolo' gefunden und es auf dem Opfergabenaltar in den Katakomben durchgeführt." Ich blickte durch die Runde und jedem stand der Mund offen und rissen die Augen weit auf. Was hatte dies alles zu bedeuten? Mit ziemlicher Sicherheit nichts Gutes!

„Das ist uralte, satanistische Magie und besagt nur ein Mythos zu sein", durchbrach Xulnilles die Stille.

„Du hast Tausende von Menschen und Freunde von uns geopfert?", schrie ihn plötzlich Meotune an.

„Ich befürchte, es ist noch viel schlimmer, als ihr euch vorstellen könnt." Ouriel wurde ganz blass im Gesicht und seine Lippen wurden etwas bläulich. So als hätte sein Herz kurz ausgesetzt zu schlagen. Ich stand immer noch regungslos und fast emotionslos da. Nur meinen Herzschlag hörte ich bis zu meinen Ohren pulsieren.

„Was? Sag endlich!", befahl Meotune. Keiner der Engel konnte sich von der Stelle rühren und alle hingen gebannt an Ouriels Lippen.

„Die Seelen, die durch das Engelsschwert getötet werden, werden für immer an die dämonische Magie gebunden. Sie werden Teil des Opferrituals und Teil der unersättlichen Macht darin. Darum wird die Meisterin von Tag zu Tag stärker. Sie nährt sich an den verlorenen Seelen", etwas erleichtert, atmete Ouriel aus und strich sich unsicher durchs Haar. Auch seine weißen Flügel hatten etwas an dem Licht verloren, das ansonsten freudig in ihnen tanzte. Keiner der Engel sagte etwas zu Ouriel. Alle schienen in Gedanken zu sein und durchdachten die Chancen von Neuem. Ich erinnerte mich soeben an die Szene von Abariel, wie sein goldenes Licht in den Himmel geschwebt war.

„Bedeutet dies, dass Abariel nicht zu Zarth zurückgekehrt ist?", platzte es aus mir heraus und meine Gedanken wurden zu Worten. Unruhig sah ich Ouriel an und rieb mir nervös die Hände. Ouriel schüttelte daraufhin schuldbewusst den Kopf.

„Also wären die Engelsschwerter aus der Schmiedestätte sowieso nutzlos gewesen, denn sie wurden noch nicht in die dunkle Magie getränkt!", sprudelte es auch Chalvara heraus.

„Du bist ein verdammtes Arschloch, weißt du das", schrie Xulnilles, es schien sie völlig aus den Socken zu hauen, wie auch alle anderen Mitglieder. Die Engel gingen alle um den Tisch und direkt auf Ouriel zu. Xulnilles verpasste ihm einen gewaltigen Stoß mit ihren Engelskräften des Lichts. Ouriel katapultierte es gegen ein paar Stühle, die beim Aufprall zerschmetterten. Alle stellten sich wutentbrannt vor ihn hin, bereit, mit ihm zu kämpfen. Ouriel wehrte sich jedoch nicht, sondern blieb mit erhobenen Händen am Boden liegen. Ich ging etwas näher heran, um die Szene beobachten zu können.

„Wie sollen wir dir jetzt noch vertrauen?", schrie Gicarro mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er war es, der Ouriel seit dem ersten Moment an vertraut hatte.

„Weißt du, wie viele unserer Gefährten du auf dem Gewissen hast, Abariel, Phamepra, bald auch Tilonas,... und auch den Rest der Welt. Wie konntest du nur?!", warf Gicarro ihm an den Kopf.

„Ich stimme euch vollkommen zu. Ich war einfach zu naiv und getrieben von Hass. Doch jetzt bin ich hier und will dafür kämpfen, was mir lieb und wichtig ist. Für Mayra, für Tilonas, für alle.... Lasst mich helfen! Da gibt es noch mehr, dass ihr wissen müsst!", bettelte Ouriel mit einem schweren Herzen. Ich konnte sehen, wie eine kleine Träne sich in seinen Augenwinkel formte.

„Also, raus damit!", knurrte Meotune.

Zuerst beobachtete ich emotionslos das Geschehen, so als wären die Worte von eben nicht an mich herangekommen. Ich wollte sie nicht hören. Ich hatte ihm vertraut und jetzt offenbarte er eines seiner dunkelsten Geheimnisse. Ich hatte ihm nicht nur vertraut, sondern das Intimste der Welt geschenkt, meine Liebe. Mir war klar, dass seine Weste nicht weiß war, aber wie viele Geheimnisse hatte er noch? Wie viele grausame Taten hatte er noch vollbracht?

Ich wollte nicht sehen oder hören, was er sonst noch getan hatte, obwohl er damals nicht er selbst gewesen war. Das war keine Entschuldigung mehr für solche Taten. Alles, was ich wissen musste, hatte er bereits gesagt. ER hatte die Welt an den Abgrund getrieben, indem er der Hexe das gegeben hatte, was sie gebraucht hatte. Die Macht, alles Leben zu töten und dazu ihre dunkle Magie zu stärken. Vielleicht wollte er jetzt nicht mehr den Weltuntergang, aber damals schon. Wie hatte er nur so in den Abgrund stürzen können, nachdem er mich für drei Jahre an seiner Seite gehabt hatte? An diesem Tag hatten wir nicht meine Seele verloren, sondern seine. Egal, was er auch jetzt zu glauben mochte, wieder hinbiegen zu können. Es war zu spät. Zu spät für Wiedergutmachung. Jetzt konnte ich Tilonas verstehen, wieso es ihn so schmerzte. Wenn er jetzt hier wäre, würde er ihn in tausend Fetzen zerreißen. Der unersättliche Zorn und Schmerz kamen wieder in mir hoch. Dieses Mal würde ich mich nicht mehr wehren. Ich würde ihn einfach fließen lassen.

Ich starrte ihn verbittert an und trat nun vor. Die anderen Engel wichen sofort zur Seite, als sie bemerkten, was mit mir vor sich ging. Die Schatten umgaben mich und loderten im gesamten Raum wie einziges Feuer. Ein heftiger Windstoß wirbelte um uns und ließ meine Haare zu Berge stehen. Die Schatten wollten mich nicht verletzten, sondern mich und die anderen Engel nur von ihm beschützen. Alle Macht war auf ihn gerichtet.

Ouriel der Verräter, hämmerte es in mich ein.

Auch Ouriel bewegte sich keinen Zentimeter. Er war von meiner Magie ebenso in Schock geraten wie die anderen.

„M...a...yra!! Ich will euch helfen. Wirklich, ich..."

Ich unterbrach ihn, denn ich konnte seine Stimme nicht mehr hören. Ich wollte sein erbärmliches Gesicht nicht mehr sehen und mich schon gar nicht in seiner verabscheuungswürdigen Gegenwart befinden. Alles an ihm ekelte und grauste mich zu tiefst. Auch ohne ihn würden wir einen Weg finden, Tilonas und die Welt zu retten.

„Verschwinde!", fuhr ich ihn mit hasserfüllter Stimme an. Als ich ihm die Worte vor die Füße spuckte, sammelten sich die Schatten und rasten auf Ouriel zu. Sie lullten ihn ein und schleuderten ihn aus dem Fenster und aus meiner schützenden Welt hinaus ins Nirgendwo. Weit weg von hier, so dass er nie wieder zur Erde und zu mir zurückfand.

ZARTHs Krieger - Gefangen zwischen Licht und SchattenWhere stories live. Discover now